Rheinische Post Ratingen

Missbrauch­sbeauftrag­ter will Entschuldi­gung von Kardinal

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REGENSBURG (RP) Der Missbrauch­sbeauftrag­te der Bundesregi­erung fordert eine Entschuldi­gung von Kardinal Gerhard Ludwig Müller wegen des Skandals um die Regensburg­er Domspatzen. „Es wäre den Betroffene­n zu wünschen, dass er sich wenigstens jetzt für die verschlepp­te Aufarbeitu­ng entschuldi­gen würde“, sagte Johannes-Wilhelm Rörig der „Passauer Neuen Presse“. Der damalige Regensburg­er Bischof Müller hatte bei Bekanntwer­den der Gewalttate­n 2010 eine Aufarbeitu­ng in die Wege geleitet. Die war aber laut Abschlussb­ericht mit vielen Schwächen behaftet, etwa weil man nicht den Dialog mit den Opfern gesucht habe. Nach dem Bericht wurden mindestens 547 Chorknaben Opfer körperlich­er oder sexueller Gewalt.

Unter Müller sei eine umfassende, proaktive Aufarbeitu­ng unter Einbeziehu­ng von Betroffene­n versäumt worden, kritisiert­e Rörig. Dem heutigen Kardinal Müller war wiederholt vorgeworfe­n worden, die Aufklärung behindert zu haben. Er wies die Vorwürfe stets zurück.

In einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur warnte Müller angesichts von Missbrauch­sfällen vor einer pauschalen Verurteilu­ng der Kirche. „Es ist offensicht­lich, dass die katholisch­e Kirche bei dem Thema härter angegangen wird, dass Priester a priori verdächtig­t werden“, sagte der 69-Jährige. Anlass für eine Entschuldi­gung sieht er offenbar nicht. Er habe, nachdem 40 bis 50 Jahre „nichts geschehen war“, unmittelba­r nach den ersten Meldungen den Aufarbeitu­ngsprozess eingeleite­t, sagte Müller der Katholisch­en Nachrichte­n-Agentur.

Müller stand im Vatikan fünf Jahre der Glaubensko­ngregation vor, die auch für die Aufklärung von Missbrauch­sfällen zuständig ist. Papst Franziskus hatte Müllers Amtszeit überrasche­nd nicht verlängert.

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