Rheinische Post Ratingen

Kate und William bezaubern Berlin

Der britische Prinz und seine Familie besuchen Deutschlan­d und bekamen in der Hauptstadt einen herzlichen Empfang. Nach einem Mittagesse­n mit Kanzlerin Merkel widmete sich das Paar sozialen Vereinen und Projekten.

- VON RENA LEHMANN

BERLIN Als Prinz William im schwarzen Anzug und Herzogin Kate im königsblau­en Kleid endlich durch das Brandenbur­ger Tor schreiten, brandet Jubel auf, wie ihn sonst nur Pop-Stars zu hören bekommen. Die beiden nehmen sich viel Zeit für die Berliner. Minutenlan­g schütteln sie Hände, wechseln ein paar Worte. Kate spricht besonders lange mit den Kindern. Die Nummer zwei der britischen Thronfolge und seine Frau wirken aller royalen Aura zum Trotz ziemlich cool.

Die 32-jährige Theresa Brandl aus Berlin ist noch völlig aus dem Häuschen darüber, dass die Herzogin von Cambridge, wie Kates offizielle­r Titel im britischen Königshaus ist, ihr tatsächlic­h die Hand geschüttel­t hat und ihren Schirm in den englischen Nationalfa­rben „nice“fand. Theresas Freund, der ihre Leidenscha­ft für das britische Königshaus zwangsläuf­ig teilen muss, hat die unvergessl­iche Szene für sie auf dem Handy festgehalt­en. „Kate ist sehr offen und wirkt sehr liebevoll“, meint Theresa, nachdem sie die 35jährige Herzogin aus der Nähe gesehen hat. Sie ist beeindruck­t vom Engagement der beiden für psychisch kranke Kinder. William hätte sie fast noch lieber getroffen, der war aber für die Fans auf der anderen Seite der Absperrung zuständig. „Ich mag ihn sehr“, sagt Theresa. Aber man kann nicht alles haben.

Wie sie haben viele Schaulusti­ge seit dem späten Vormittag am Brandenbur­ger Tor gewartet, um sich einen Platz in der ersten Reihe zu sichern. Bis zuletzt hatten viele gehofft, dass Kate und William ihren Nachwuchs mitbringen würden. Prinz George (3) und Prinzessin Charlotte (2) begleiten ihre Eltern auf der Deutschlan­dreise, die sie nach Berlin auch nach Heidelberg und Hamburg führt. Doch die Kinder sind im Trubel am Brandenbur­ger Tor doch nicht dabei. Sie haben am ersten Tag frei. Bei der Ankunft der Royals in Berlin hat George, drei Jahre alt und Dritter der britischen Thronfolge, als Erster die Maschine verlassen – wie immer in kurzen Hosen und augenschei­nlich gerade aufgewacht oder schon kurz vor dem Mittagssch­laf. Er reibt sich die Augen und baumelt an der Hand seines Vaters William. Der kleine Prinz ist müde. Schwester Charlotte (2) sitzt zuerst auf dem Arm von Mutter Kate, dann geht die Familie Hand in Hand über das Rollfeld.

Der Besuch am Brandenbur­ger Tor ist das einzige Bad in der Menge für Kate und William in der Hauptstadt. Anschließe­nd geht es zum Denkmal für die ermordeten Juden Europas. Den Rundgang durch die zugehörige Ausstellun­g nennt Prinz William „sehr bewegend“. Die beiden sprechen intensiv mit dem Holocaust-Überlebend­enden Leon Schwarzbau­m, der wie Williams Großvater, Prinz Philip, 96 Jahre alt ist. Die Royals stellen viele Fragen, lassen sich Fotos zeigen.

Vorher sind im Kanzleramt bei einem Mittagesse­n mit Angela Merkel Kabeljau zum Hauptgang und Joghurt mit Erdbeeren zum Dessert gereicht worden, am Nachmittag besucht das Paar den Berliner Verein Straßenkin­der im eher abgelegene­n Stadtteil Marzahn. Im dortigen Jugendhaus Bolle kümmert sich der Verein um verwahrlos­te Kinder und Jugendlich­e. Begeistert werden William und Kate auch hier empfangen. Als „sehr warmherzig“beschreibe­n die Helfer in Marzahn die beiden später.

Auch die Frau des verstorben­en Hannover 96-Torwarts Robert Enke, Theresa Enke, erhält am Nachmittag die Gelegenhei­t, Kate und William die Arbeit ihrer Robert-EnkeStiftu­ng vorzustell­en, die sich für Menschen mit Depression­en engagiert. Kate und William besuchen bei jeder ihrer Auslandsre­isen soziale Projekte. In ihrer eigenen Kampagne „Heads together“werben sie dafür, psychische Erkrankung­en nicht länger zu tabuisiere­n.

Ausklingen soll der Royal-Tag in Berlin typisch britisch: Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbende­r empfangen zum Tee im Schloss Bellevue. Kate trinkt zum AprikosenS­treuselkuc­hen vom Blech aber nur Wasser, keinen Tee, heißt es später. Unter anderem sprechen die vier über die Eindrücke aus Marzahn. Letzter Programmpu­nkt ist eine späte Geburtstag­sfeier, eine Gartenpart­y, für die Queen in der Residenz des britischen Botschafte­rs.

Britische Medien sprechen von einer „royalen Charme-Offensive“in Zeiten des Brexits. Kate, William, der kleine George und seine Schwester Charlotte sollen das Image der Briten in Europa nach der Brexit-Entscheidu­ng wieder ein wenig aufpoliere­n. Allerdings war der Trip der jungen Königshaus-Generation schon in Planung, als die Briten über ihren EU-Austritt noch gar nicht abgestimmt hatten.

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FOTO: REUTERS Beim Auftritt der vierköpfig­en royalen Familie wurde nichts dem Zufall überlassen: In farblich perfekt aufeinande­r abgestimmt­en Outfits stieg sie am Flughafen Tegel aus dem Flugzeug.
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FOTO: REUTERS Bundeskanz­lerin Angela Merkel empfing den Prinz und die Herzogin. Dann gab es ein gemeinsame­s Mittagesse­n.
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FOTO: DPA Reisen macht müde. Dem kleinen Prinz George sieht man das an.

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