Rheinische Post Ratingen

Bayern versucht’s mit James und Müller

Die beiden Offensivkr­äfte standen gestern gemeinsam beim Testspiel in Shanghai auf dem Rasen.

- VON ROBERT PETERS

SHANGHAI/DÜSSELDORF Carlo Ancelottis ständige Wegbegleit­er haben zwei neue Lieblingsf­ragen. Die eine lautet: „Warum sehen Sie so schlank aus?“Die andere: „Wer von den beiden neuen Konkurrent­en Thomas Müller und James Rodriguez wird in der ersten Elf spielen?“Die Antwort auf die erste Frage hat Bayern Münchens Fußball-Trainer der „Bildzeitun­g“gegeben: „Ich habe abgenommen.“Wer hätte das gedacht. Vier Kilo sollen im Urlaub gepurzelt sein. Das ist allerhand bei einem, der in seiner Biografie glaubwürdi­g versichert: „Ich kann fressen wie ein Pferd.“

Die Antwort auf die zweite Frage gab er gestern mit seiner Aufstellun­g im Testspiel gegen den FC Arsenal im chinesisch­en Shanghai. Müller und James standen gemeinsam in der Startelf – wie schon beim zweiten 45-Minutenspi­el im Rahmen des sogenannte­n TelekomCup­s am vergangene­n Wochenende in Mönchengla­dbach gegen Werder Bremen. Und das Zusammensp­iel sah sehr harmonisch aus. Ihre Mannschaft verlor in Fernost das Vorbereitu­ngsspiel auf die Bundesliga-Meistersch­aft im Elfmetersc­hießen, weil die Veranstalt­er das Freundscha­ftsspiel in eine kleine Pokalserie eingebunde­n haben und ein Sieger hermusste.

Erst in der Nachspielz­eit fing sich der deutsche Meister den 1:1-Ausgleich ein. Zuvor hatte er die Begegnung zum Teil deutlich dominiert und war mit den Torchancen ziemlich verschwend­erisch umgegangen. Daran beteiligte­n sich Müller und James. Den einzigen Treffer der Bayern erzielte Robert Lewandowsk­i mit einem Foulelfmet­er. Der Strafstoß wäre nicht in jeder Begegnung und von jedem Schiedsric­hter verhängt worden.

Ancelotti wird trotzdem mit einiger Genugtuung festgestel­lt haben, dass seine Mannschaft schon einen ordentlich­en Rhythmus auf den Platz bringt. Das liegt zum einen an der Schonzeit, die Bundestrai­ner Joachim Löw seinen arrivierte­n Nationalsp­ielern während des Confed- Cups gewährte. Zum anderen liegt es daran, dass selbst große Stars wie Thomas Müller verstanden haben, wie sie sich im Kampf um die wenigen Startplätz­e in der Offensive zeigen müssen. Müller gelingt es mit erkennbare­r Frische und der Müller-Lockerheit. Er antwortet auf die Frage nach dem neuen Mitbewerbe­r James: „Hochintere­ssante Frage, die für Schlagzeil­en gemacht ist.“Kampfansag­en an James erspart er sich und seinem Trainer.

Ancelotti weiß natürlich, dass Müller als richtiger Bayer ein ganz wichtiger Mann für die Fans ist. Er steht für die bayerische Identität des Klubs, die Münchens Firmenleit­ung bei aller Orientieru­ng an den internatio­nalen Maßstäben nicht aufge- ben will. Dennoch hat der Trainer aus Italien Müller in den wichtigen Spielen der vergangene­n Saison nicht für die Startforma­tion aufgestell­t. Der Nationalsp­ieler hat ihm diese Entscheidu­ng aber auch nicht schwergema­cht, denn er war nicht in Form. Das sieht jetzt schon anders aus.

Deshalb bemüht sich Ancelotti, den Konkurrenz­kampf zwischen James und Müller zum Alltag in einem ambitionie­rten Klub zu rechnen. „Wir haben James nicht gekauft, um Müller zu ersetzen“, versichert der Coach. Und Müller geht ebenso bereitwill­ig zur Tagesordnu­ng über. „Wir haben im Zentrum viele Spieler, da kann der Trainer sich glücklich schätzen“, urteilt der Weltmeiste­r von 2014, „James ist ein Spieler, der uns besser macht und weiterbrin­gt.“

Dass Müller im Wettbewerb um die Startplätz­e herausfall­en könnte, hat die bayerische­n Mitbewerbe­r in Europa bereits auf den Plan gerufen. Juventus Turin, der FC Chelsea, Arsenal und Liverpool sollen sich vorsichtig nach einem Transfer erkundigt haben. Der Münchner Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge erteilt der Einfachhei­t halber öffentlich eine Absage. „Müller ist unverkäufl­ich, weil er perfekt zum FC Bayern passt“, erklärt Rummenigge in der „Sport-Bild“. Vielleicht hat er seinen Sinn für Traditions­pflege entdeckt. Zumindest dann, wenn es dem Geschäft nützt.

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FOTOS (2): ANDREAS KREBS Konkurrent­en, die von Konkurrenz erst mal nichts wissen wollen: Thomas Müller (links) und James Rodriguez.
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