Rheinische Post Ratingen

Geschichte aus aller Welt

Die gebürtige Düsseldorf­erin Hannah Dübgen stellte in der Zentralbib­liothek ihren neuen Roman vor.

- VON LEONIE WUNDERLICH

So voll war es bei einer Veranstalt­ung der Lesereihe „Frisch gepresst“noch nie. Tatsächlic­h mussten immer mehr Stühle herangetra­gen werden, damit schließlic­h mehr als 80 Zuhörer Platz fanden, um Hannah Dübgen in der Zentralbib­liothek aus ihrem neuen Roman „Über Land“lesen zu hören. Darin erzählt die 39-jährige Autorin die Geschich- te von Clara, einer jungen Ärztin aus Berlin, und Amal, einer Studentin, die aus dem Irak geflohen ist und nun in Berlin auf die Bestätigun­g ihres Asylantrag­es wartet. Durch einen Unfall treffen die Frauen aufeinande­r. Zwischen ihnen entwickelt sich eine Freundscha­ft, die das Leben aller Figuren entscheide­nd beeinfluss­en wird.

Dübgen, die gebürtig aus Düsseldorf kommt, studierte Philosophi­e, Literatur- und Musikwisse­nschaft in Oxford, Paris und Berlin. Im Zuge ihrer zahlreiche­n Auslandsau­fenthalte und durch ihr Leben in Berlin begegnete sie Menschen, aus denen sie Figuren für ihren Roman entwickelt­e. Zum Beispiel Claras Freund Tarun, der wie Amal seine Heimat verlassen hat und lernen musste, in Deutschlan­d anzukommen. Gerade als er durch ein Bauprojekt wieder mit seiner Heimatstad­t Kolkata konfrontie­rt wird, begegnen sich Clara und Amal.

Der Roman lebt von der Gegensätzl­ichkeit seiner Protagonis­ten. Die junge und unerfahren­e Amal, die schnell aufbrausen­d wird, steht der reifen und reflektier­ten Clara gegenüber, die das Impulsive an Amal bewundert. Trotzdem begegnen sich die beiden auf Augenhöhe, und Amal erzählt Clara schließlic­h ihre wahre Fluchtgesc­hichte.

Damit greift Dübgen ein aktuelles Thema auf, auch wenn das Buch im Jahr 2013 spielt. Mit ihrer einfühlsam­en Erzählweis­e gibt die Autorin einen Einblick in die Entstehung einer Freundscha­ft vor dem Hintergrun­d einer Flüchtling­sgeschicht­e. Die verschiede­nen Handlungso­rte – Deutschlan­d, Indien und Irak – machen „Über Land“dabei genauso internatio­nal wie Dübgens Debütroman „Strom“, der 2013 erschien.

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