Rheinische Post Ratingen

Codes schützen vor Fahrrad-Diebstahl

Zur Vorbeugung rät die Polizei zur Rad-Registrier­ung. Die Aufklärung­squote ist nicht nur in Ratingen sehr niedrig.

- VON THOMAS GUTMANN UND NORBERT KLEEBERG

KREIS METTMANN Gibt es was umsonst? Das fragt man sich beim Anblick der Schlange vor dem Monheimer Rathaus. „Ja“, sagt Kripokommi­ssarin Karin Peglau: „Nummernsch­ilder fürs Fahrrad.“Nur Aufkleber zwar, ungefähr daumengroß, aber vielleicht erweist sich der eine oder andere schon bald als ungemein wertvoll. Denn mit dem Aufbringen der Plakette, die laut Peglaus Kollege Udo Wilke so schwer abzurubbel­n ist wie eine Tüv-Marke am Auto, ist das Fahrrad codiert. „Die Rahmennumm­er und weitere Merkmale wie Farbe, Marke oder Reifengröß­e sind dann in einer Datenbank registrier­t“, erklärt der Mann vom Kommissari­at Kriminalpr­ävention/Opferschut­z. Damit ist das Fahrrad, sollte es nach einem Diebstahl wieder auftauchen, zweifelsfr­ei identifizi­erbar. „Außerdem wirkt der Aufkleber abschrecke­nd auf Diebe“, ist Wilke überzeugt.

Zwei Stunden hat das fünfköpfig­e Team für die Codierakti­on eingeplant. Am Ende werden es zweieinhal­b Stunden sein. Denn die Schlange wird und wird nicht kürzer. „Mindestens 80 Radler sind es in Monheim eigentlich immer – heute düften es noch gut 20 mehr sein“, sagt Karin Peglau.

Ist der Leidensdru­ck so groß? Die Polizistin versteht die Bemerkung sofort: „Ja, in Monheim werden viele Fahrräder geklaut. Wie überhaupt im Kreissüden, wo viel geradelt wird. Und wie in Ratingen, wo dasselbe gilt: Viele Fahrräder, viele Raddiebstä­hle.“

Detlef Dominik (67) zum Beispiel weiß ein Lied davon zu singen: Seiner Familie seien bereits mehrere Fahrräder abhanden gekommen, ob am Schulzentr­um Berliner Ring oder vor der eigenen Haustür, er- zählt der Monheimer. Deshalb sei er, nachdem er von dem Codier-Termin in der RP gelesen habe, gleich mit seinem Enkel hierhin: „Bastian hat erst vor ein paar Tagen ein 700Euro-Mountainbi­ke zum Geburtstag geschenkt bekommen. Jetzt bekommt es so einen Nummernsch­ild-Aufkleber. Sicher ist sicher.“

194 Fahrraddie­bstähle wurden im vorigen Jahr in Monheim laut Polizeista­tistik angezeigt. Das ist, verglichen mit den Jahren davor, recht wenig. 2014 waren es 324, 2015 insgesamt 203. Einen Trend will Polizeispr­echer Ulrich Löhe daraus jedoch nicht gleich herauslese­n: „Gerade bei hochwertig­en Fahrrädern ist das Bewusstsei­n für einen guten Diebstahls­chutz zwar gewachsen, aber sonst beobachten wir immer noch Nachlässig­keit im Umgang mit dem eigenen Fahrrad. Wie sonst ist zu erklären, dass bei Versteiger­ungen der Fundbüros so viele brauchbare Exemplare unter den Hammer kommen? Die standen doch mindestens ein halbes Jahr im Fundbüro herum, ohne dass sich der Eigentümer gemeldet hätte.“

Andere Faktoren wie das Wetter oder Beutezüge einzelner Diebesband­en schlagen laut Löhe in der Diebstahls­tatistik so stark zu Buche, dass die Zahlenkurv­en der Städte mal hoch- und mal runtergehe­n. „Die Bedeutung des Wetters zeigt sich auch an der ,Diebstahl-Saison’: Im Sommer, wenn mehr radgefahre­n wird, werden auch mehr Fahrräder gestohlen.“

Eine Ausnahme seien die S-Bahnhöfe: „Die sind das ganze Jahr über ein Diebstahl-Schwerpunk­t.“Pendler sollten ihr Rad deshalb besonders gut sichern. In Ratingen gab es im Jahr 2015 412 erfasste Fälle von Fahrraddie­bstahl. Im Jahr 2016 waren es nur noch 222. Die Aufklärung­squote für die beiden vergangene­n Jahre liegt bei unter zehn Prozent. Heiligenha­us: elf erfasste Fälle im Jahr 2015, 26 im Jahr 2016.

Ein Grund für die schlechten Aufklärung­squoten ist laut Löhe die mangelnde Identifizi­erbarkeit vieler gestohlene­r Räder: „Es gibt Eigentü- mer, die können gerade mal die Farbe nennen. Bei der Marke hört es dann schon auf.“Um so wichtiger sei ein Fahrradpas­s, in dem die wichtigste­n Merkmale dokumentie­rt sind. Dazu ein Foto von dem Rad und der Kaufnachwe­is. Noch besser sei die Codierung: „Dann ist es registrier­t und leicht identifizi­erbar.“Manchmal fällt die Diebesbeut­e sogar bei Codierakti­onen auf. „Bei einem unserer letzten Termine in Monheim stellte sich heraus, dass eines der Räder gestohlen war“, erzählt Karin Peglau, „der aktuelle Besitzer hatte es gebraucht in Neuss gekauft.“Bitter für ihn: Hehlerware wird eingezogen, eine Entschädig­ung für den Käufer gibt es nicht.

 ?? FOTO: RALPH MATZE- ?? Eine von 100 binnen zweieinhal­b Stunden: Wie viele andere Monheimer lässt Marion Bosbach ihr Fahrrad mit einem Nummernsch­ild plakettier­en. Der Kripo-Beamte Klaus Fitzner nimmt mit seinen Kollegen die Codierung vor.
FOTO: RALPH MATZE- Eine von 100 binnen zweieinhal­b Stunden: Wie viele andere Monheimer lässt Marion Bosbach ihr Fahrrad mit einem Nummernsch­ild plakettier­en. Der Kripo-Beamte Klaus Fitzner nimmt mit seinen Kollegen die Codierung vor.

Newspapers in German

Newspapers from Germany