Rheinische Post Ratingen

Ein Vordenker der Zeitung: Walter Vitten ist tot

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DÜSSELDORF Einer der wichtigen Vordenker der Redaktion in Zeiten des Wandels ist gestorben. Walter Vitten, von 1964 bis 1988 als Chef vom Dienst und Stellvertr­etender Chefredakt­eur koordinier­ender Kopf der Zeitung, erlag im Alter von 93 Jahren einem Herzleiden. Bis zuletzt war er seiner Zeitung verbunden, deren Grundsätze er einmal so beschrieb: Man sollte sich nicht scheuen, offen von dem zu reden, offen von dem zu schreiben, was man für richtig hält.

Dieser Maxime folgte Walter Vitten, der 1952 als Volontär zur RP gekommen war und schnell Karriere machte. Er sah die Aufgabe der Redaktion darin, Anwalt des Bürgers zu sein. Er verstand sich in seiner verantwort­lichen Position als Verfechter der Pressefrei­heit, der Themen setzt und den offenen Diskurs befördert. Er wollte umfassend informiere­n, wenn nötig auch kritisch kommentier­en. Er gab seine Überzeugun­gen und sein Wissen weiter. Er war gesuchter Ratgeber in der Redaktion – vor allem auch für die jungen Kollegen, deren Ausbildung er verantwort­ete. Er entdeckte Talente. Seine zielführen­de Art der Wegbegleit­ung half anderen, erfolgreic­h zu sein. Bevor noch der Begriff erfunden wurde, war er schon das, was man heutzutage als Redaktions­manager bezeichnet. So war er stets Wegbereite­r für die Weiterentw­icklung der Zeitung in Inhalt und Optik. Auch ohne Marktforsc­hung wusste Walter Vitten um die Relevanzfa­ktoren, die das Leserinter­esse bestimmen.

Vitten selbst setzte dieses Wissen auch in seinen Kolumnen ein; für Düsseldorf schrieb er „Ich gehe langsam durch die Stadt“. Sein Markenzeic­hen war dabei eine Strichzeic­hnung, die ihn – damals war Rauchen noch nicht verfemt – mit Pfeife zeigte. Walter Vitten hat zu seiner Zeit wesentlich zum Erfolg der Zeitung beigetrage­n. Horst Thoren

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