Lesung im griechischen Reisebüro
„Die Welt ist nebenan“heißt ein Literatur-Spaziergang, bei dem vier Autoren durchs Bahnhofsviertel führen.
Vom Gerhart-Hauptmann-Haus sind es bis Griechenland nicht ganz 200 Meter. Im Café Byzantio an der Bismarckstraße gibt es griechische Spezialitäten, vor allem Zuckersüßes, das bereits in den Auslagen glänzt. Pamela Granderath bestellt ein Pudding-Blätterteig-Teilchen, und sie beginnt sogleich zu erzählen: dass sie die Welt gern kulinarisch erkundet. Dass sie in Restaurants isst und die Menschen dort nach ihren Geschichten befragt. „Da bekommt man Dinge zu hören – die glaubt man nicht“, sagt sie. Sie hat selber eine geschrieben. Die Lyrikerin Granderath hat einen Prosa- Text verfasst. Es geht darin um griechische Einwanderer und die Frage, wo Heimat ist.
Ihr Text ist eine Auftragsarbeit für das Literaturbüro NRW, das seinen Sitz im Hauptmann-Haus hat, also inmitten der kleinen griechischen Gemeinde. Vier Autoren hat das Büro gebeten, sich die Bahnhofsgegend und die dortige internationale Nachbarschaft vorzunehmen. Bei einem Literaturspaziergang am 4. August führen diese Autoren nun durch das Viertel. Die Publizistin Mithu Melanie Sanyal liest im nordafrikanisch geprägten Teil Oberbilks. Der Übersetzer und Dichter Frank Schablewski widmet sich der türkischen Gemeinde, und Krimi- autor Horst Eckert stellt eine neue Erzählung vor, die in den afrikanischen Lebensmittelläden und Friseursalons an der Kölner Straße spielt. Pamela Granderath wird ihren Text im griechischen Reisebüro „Transhellas Reisen“lesen – gegenüber liegt das Café mit den PuddingPlätzchen.
„Ich finde es sehr mutig, wenn Menschen in ein anderes Land gehen, um sich dort eine neue Existenz aufzubauen“, sagt Granderath. Griechenland ist ihr eine Herzensangelegenheit, seit sie dort in ihrer Kindheit einige Urlaube verbracht hat. Später kehrte sie als Reisende in Sachen Literatur zurück. Etwa als in Thessaloniki ein Literaturautomat aufgestellt und mit Texten auf Deutsch und Griechisch befüllt wurde. Granderath gehört zu den Initiatorinnen des Automaten-Projekts. Griechische Düsseldorfer lernte Granderath zudem in ihren Schreibwerkstätten kennen, erzählt sie. Menschen, die seit Jahrzehnten in der Stadt leben, aber in Griechenland begraben werden wollen. Das fasziniert sie. Inspiriert haben sie diese Nachbarn auch. Info „Die Welt ist nebenan“, 4. August, ab 19 Uhr; Treffpunkt:Literaturbüro NRW, Bismarckstraße 90, Karten: fünf Euro, Anmeldung erforderlich – telefonisch unter 0211 8284590 oder per E-Mail an: maren.jungclaus@literaturbuero-nrw.de