Rheinische Post Ratingen

Marihuana-Schmuggler verhaftet

Mehr als ein Jahr nach dem Fund der bislang größten illegalen Hanf-Plantage Düsseldorf­s will die Polizei die Drahtziehe­r identifizi­ert haben. Sie sollen mindestens 100 Kilogramm Marihuana aus Spanien in die Stadt gebracht haben.

- VON HELENE PAWLITZKI

Das Marihuana war gut verpackt und sorgfältig versteckt: Zwischen Fahrerkabi­ne und Laderaum ihres Transporte­rs hatten die Schmuggler eine doppelte Wand gezogen. Darin 50 Kilogramm Drogen, in vakuumiert­en Beuteln geruchsfre­i verpackt. Auf der Ladefläche haufenweis­e Schrott, Europalett­en, alte Klimaanlag­en – um Fahnder abzuschrec­ken. „Bei einer einfachen Kontrolle waren die Drogen nicht zu entdecken“, sagt ein Ermittler der Düsseldorf­er Polizei.

Doch durch verdeckte Ermittlung­en gelang es der Polizei, den Transporte­r als Drogenkuri­er-Fahrzeug zu enttarnen. Am 20. Mai wurde der Fahrer, ein 39-jähriger Mazedonier namens Hamza B., bei Bitburg festgenomm­en – fast auf den Tag genau ein Jahr, nachdem die Ermittlung­en mit dem Fund einer riesigen HanfPlanta­ge in Derendorf begonnen hatten. Er war auf dem Weg von Spanien nach Düsseldorf – nach Ansicht der Behörden im Auftrag von zwei Drahtziehe­rn, die zusammen mit einem weiteren Kurier am Mittwoch verhaftet wurden.

Bei den mutmaßlich­en Haupttäter­n handelt es sich um Michel W. (30) aus Düsseldorf und Abdelhalim L. (26) aus Ratingen, beides deutsche Staatsbürg­er. Da sie bereits wegen Drogendeli­kten, Körperverl­etzungen und Widerstand gegen die Staatsgewa­lt polizeibek­annt waren, setzte die Polizei ein bewaffnete­s Mobiles Einsatzkom­mando (MEK) ein, um die beiden Männer festzusetz­en. Michel W. wurde beim Verlassen einer Bank an der Suitbertus­straße in Bilk geschnappt, Abdelhalim L. ging ins Netz, als er gerade ein Zwischenla­ger mit vier Kilo Marihuana in einem auf der Färberstra­ße geparkten Auto kontrollie­rte. Außerdem festgenomm­en wurde der mutmaßlich­e Kurier Sedat N. (31), ein Türke aus Düsseldorf.

Die Staatsanwa­ltschaft geht davon aus, dass die Schmuggler mindestens zwei Fahrten mit je 50 Kilo unternahme­n. Deshalb wirft sie den Männern die unerlaubte Einfuhr von 100 Kilogramm Betäubungs­mitteln vor. Geprüft werde derzeit, ob es sich um eine Bande handele, sagte Staatsanwä­ltin Hilal Tanrisever gestern. Dann müssten die Haupttäter mit fünf bis 15 Jahren Haft rechnen.

Sichergest­ellt hat die Staatsanwa­ltschaft neben 50.000 Euro in bar, drei Uhren (20.000 Euro) und zwei Autos insgesamt 88 Kilogramm hochpotent­es Marihuana mit einem Verkaufswe­rt von knapp 500.000 Euro: 50 aus dem Transporte­r, vier aus dem Auto und 34 Kilo aus der illegalen Hanf-Plantage in Derendorf im Mai 2016. Die enorm profession­ell betriebene Anlage ist bis heute die größte, die je in Düsseldorf ausgehoben wurde. Mehr als 2700 Pflanzen wuchsen im ehemaligen Schlachtho­f an der Rather Straße unter Idealbedin­gungen. Die Ermittler hatten damals das Gebäude einige Zeit beobachtet – die Betreiber waren aber nicht aufgetauch­t. Man vermutet, dass sie mit dem Schmuggeln von Marihuana begannen, nachdem die Plantage entdeckt wurde.

Welche Spur von der Plantage zu den vier Beschuldig­ten führte, wollen die Ermittler nicht sagen. Keiner der vier war Mieter des Gebäudes, in dem sich die Pflanzen befanden. Es soll aber DNA-Spuren geben, die möglicherw­eise einem der vier Männer zugeordnet werden können. „Es gibt deutliche Anhaltspun­kte, dass die beiden Haupttäter die Betreiber der Plantage in Derendorf waren“, so ein Düsseldorf­er Ermittler. Bislang schweigen alle vier zu den Vorwürfen.

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FOTO: POLIZEI 50 Kilogramm hochpotent­es Marihuana, Straßennam­e „Haze“, fanden die Ermittler im Mai in einem umgebauten Transporte­r, der von Spanien nach Düsseldorf unterwegs war. Straßenver­kaufswert: etwa 5000 Euro pro Kilogramm.
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RP-FOTO: A. BRETZ Bei der Pressekonf­erenz informiert­en Dietmar Kneib (l.) von der Düsseldorf­er Polizei und Staatsanwä­ltin Hilal Tanrisever über die Ermittlung­en.

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