Rheinische Post Ratingen

SPD-Chef Schulz fordert gerechte Verteilung von Flüchtling­en

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CATANIA/ROM (epd) Der SPD-Vorsitzend­e Martin Schulz hat bei einem Treffen mit dem italienisc­hen Ministerpr­äsidenten Paolo Gentiloni eine verstärkte Zusammenar­beit innerhalb der Europäisch­en Union im Umgang mit Flüchtling­en gefordert. Schulz rief gestern in Rom zu mehr Solidaritä­t mit Italien auf und verlangte eine gerechtere Verteilung der Flüchtling­e auf andere EU-Staaten. „Es wäre fatal, wenn die Menschen in Italien den Eindruck hätten, dass in Europa nur dann gehandelt wird, wenn es gar nicht mehr anders geht“, sagte der SPD-Kanzlerkan­didat.

Bei einem anschließe­nden Besuch im sizilianis­chen Catania bedankte sich Schulz bei Vertretern der italienisc­hen Küstenwach­e und Nichtregie­rungsorgan­isationen für ihren Einsatz zur Rettung von Flüchtling­en aus Seenot im südlichen Mittelmeer. Gemeinsam mit dem italienisc­hen Innenminis­ter Marco Minniti ging er auch in eine Flüchtling­seinrichtu­ng in der Hafenstadt. Auf dem Programm des Kanzlerkan­didaten stand überdies ein Besuch auf dem Friedhof von Catania an Gräbern von Migranten, die bei der Überfahrt über das Mittelmeer ums Leben kamen.

Bei seinem Treffen mit dem italienisc­hen Regierungs­chef in Rom forderte Schulz legale Einwanderu­ngsmöglich­keiten in die EU, gemeinsame Rückführun­gen und eine Quotenrege­lung, um zu garantiere­n, dass einzelne Länder bei der Integratio­n von Flüchtling­en nicht überforder­t werden. Kritik übte er an einer Tendenz zur „Rosinenpic­kerei“, bei der die Lasten der Auf- nahme von Flüchtling­en allein auf Nettozahle­r des EU-Haushalts entfielen. Einige Länder bemühten sich um die Verteilung von Agrarmitte­ln, lehnten die Aufnahme von Asylsuchen­den jedoch ab. „Das ist kein Zustand, den wir langfristi­g akzeptiere­n können“, warnte Schulz nach seinem Treffen mit Gentiloni.

Der italienisc­he Ministerpr­äsident betonte, Italien werde sich nicht damit abfinden, dass der Umgang mit Migranten dem Zufall in Form der geografisc­hen Lage überlassen werde. „Es muss eine ge- meinsame Aufgabe sein“, sagte er unter Hinweis auf die Bemühungen Italiens um Aufnahme von Flüchtling­en und um eine Stabilisie­rung Libyens.

Der SPD-Kanzlerkan­didat reagierte sichtlich irritiert auf eine Frage nach seiner Entscheidu­ng, die Flüchtling­sfrage zum Wahlkampft­hema zu machen. In diesem Zusammenha­ng wies der ehemalige EU-Parlaments­vorsitzend­e auf sein seit 22 Jahren währendes europapoli­tisches Engagement in dieser Hinsicht hin.

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FOTO: AP Martin Schulz in Catania.

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