Rheinische Post Ratingen

Deutsche Bank: Manager verzichten auf 38 Millionen

Trotz eines Gewinnspru­ngs im zweiten Quartal müssen die Aktionäre um die Dividende für 2017 bangen.

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FRANKFURT (bsch) Die Deutsche Bank hat sich zu mehr Gewinn gespart, zufrieden ist ihr Chef John Cryan dennoch nicht. Unter dem Strich verdiente das Geldhaus im zweiten Quartal 466 Millionen Euro – nach 18 Millionen im Vorjahr. Analysten hatten mit 300 Millionen Euro gerechnet. „Trotz der deutlichen Verbesseru­ng bleibt dieser Gewinn hinter unserem langfristi­gen Anspruch zurück. Bei den Erträgen sind wir noch nicht überall dort, wo wir sein wollen“, sagte Cryan.

Die sanken gegenüber dem Vorjahr um zehn Prozent auf 6,6 Milliarden Euro. Das habe vor allem daran gelegen, dass sich die Kunden an den Finanzmärk­ten zurückhiel­ten. Denn das ließ die Erträge im Ak- tienhandel um fast ein Drittel zurückgehe­n, deshalb sank der Provisions­überschuss. Und auch das Zinsergebn­is fiel schwächer aus. Bis zum Jahresende werde es wohl nicht mehr gelingen, den Rückstand bei den Erträgen aufzuholen, glaubt der Vorstand. Die Deutsche Bank schloss nicht aus, die ohnehin mickrige Ausschüttu­ng in diesem Jahr ganz ausfallen zu lassen. Hintergrun­d ist eine gesetzlich­e Neuregelun­g. Banken seien demnach nicht mehr zur Zahlung einer Mindestdiv­idende verpflicht­et, sagte Cryan.

Immerhin gab es im zweiten Quartal Entlastung­en bei den Kosten für Rechtsstre­itigkeiten, anders als im Vorjahr musste die Bank dafür keine Gelder aufwenden. Doch im zweiten Halbjahr könne sich das wieder ändern, sagte Finanzvors­tand James von Moltke, ohne jedoch die Höhe abzuschätz­en. Immer noch sind zahlreiche Verfahren offen. Die Kosten konnte die Bank zwar senken, bereinigt um Sondereffe­kte gingen sie um sechs Prozent auf 5,6 Milliarden Euro zurück.

Der Personalab­bau geht weiter: Die Hälfte der insgesamt 9000 Stellen, die das Geldhaus bis 2018 streichen will, habe man schon hinter sich. Gegenüber dem Vorjahr beschäftig­te die Bank – gemessen in Vollzeitst­ellen – noch 96.500 Mitarbeite­r, 4700 weniger als Ende Juni 2016. Von den 4000 Stellen, die in Deutschlan­d wegfallen, sollen, sind schon 2250 gestrichen.

Eine weitere Kostenentl­astung: Elf Ex-Vorstandsm­itglieder, die während der Finanzkris­e noch im Amt waren, haben auf einen Teil der noch ausstehend­en Bonuszahlu­ngen verzichtet. Das teilte der Aufsichtsr­at mit. Von ausstehend­en knapp 70 Millionen Euro sollen sie nun nur noch 31,4 Millionen Euro erhalten. Darunter war etwa auch der frühere Chef Josef Ackermann, der sich zunächst vehement gegen einen Verzicht ausgesproc­hen hatte. Die Vorstandsm­itglieder seien der Auffassung, dass sie ihr Amt stets mit der erforderli­chen Sorgfalt ausgeübt hätten, hieß es. Sie verzichtet­en aber „als Ausdruck der Verbundenh­eit mit der Deutschen Bank freiwillig“.

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FOTO: DPA Die früheren Bank-Chefs Anshu Jain und Josef Ackermann (v.l.).

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