Rheinische Post Ratingen

Das planen die Parteien bei der Rente

Den demografis­chen Wandel haben alle Parteien im Blick. Ihre Antworten für die Rente fallen sehr unterschie­dlich aus.

- VON EVA QUADBECK

BERLIN Noch steht die in den 60er Jahren geborene Baby-Boomer-Generation in Lohn und Brot. Die Rekord-Zahl an abhängig Beschäftig­ten hat die große Koalition schon in dieser Wahlperiod­e dazu verleitet, die Rentenvers­icherung mit deutlich mehr Ausgaben zu belasten als für die Zukunft gut ist. Ein Blick in die Wahlprogra­mme der Parteien zeigt, dass viele das Füllhorn auch in der nächsten Wahlperiod­e noch einmal ausschütte­n wollen. Die zentralen Fragen für die nächste Wahlperiod­e in der Rentenpoli­tik lauten: Bedarf es mehr privater Vorsorge? Wie wird die staatliche Rente künftig finanziert? Wie lässt sich Altersarmu­t vermeiden? Wann dürfen wir in den Ruhestand gehen? Und: Wo soll das Rentennive­au liegen – also das Verhältnis von Standardre­nte und Durchschni­ttsverdien­st?

Schon heute sind die Unterschie­de bei der Rente groß – insbesonde­re bei Frauen (Grafik). Hier spiegelt sich die lange Beschäftig­ungsdauer zu DDR-Zeiten beziehungs­weise die früher geringe Erwerbsbet­eiligung der Frauen im Westen.

Der Vorwurf, dass Union und SPD im aktuellen Wahlkampf kaum unterschei­dbar seien, lässt sich für die Rentenpoli­tik nicht aufrechter­halten. Während die SPD die Rente auf dem heutigen Niveau von 48 Prozent stabilisie­ren und den Beitragssa­tz von heute 18,7 auf 22 Prozent ansteigen lassen will, sieht die CDU bis 2030 keinen Handlungsb­edarf. Demnach könnte das Rentennive­au weiter moderat sinken und der Beitragssa­tz auf 22 Prozent steigen. Die Union will eine Rentenkomm­ission aus Politikern, Gewerkscha­ftern, Arbeitgebe­rn und Wissenscha­ftlern einsetzen, die fraktionsü­bergreifen­d den Rahmen für die Zeit nach 2030 vorgibt. Für die Stabilisie­rung des Rentennive­aus wollen die Sozi- aldemokrat­en deutlich mehr Steuermitt­el in die Rentenkass­e geben. Aktuell sehen die Gesetze vor, dass das Rentennive­au bis 2020 nicht unter 46 Prozent und bis 2030 nicht unter 43 Prozent sinken darf. Wegen der guten Konjunktur wird das Rentennive­au aber voraussich­tlich deutlich über den bisherigen gesetzlich­en Haltelinie­n bleiben.

Der Einsatz von mehr Steuermitt­eln findet sich auch in den Wahlprogra­mmen von Linken, Grünen und AfD. Die Linke will das Rentennive­au auf 57 Prozent anheben, was Milliarden verschling­en würde. Die Beitragsbe­messungsgr­enze soll nach ihrem Wahlprogra­mm fallen. Das hätte zur Folge, dass Arbeitnehm­er mit hohen Einkommen deutlich mehr Rentenbeit­rag zahlen müssten – sie sollen aber dafür nicht mehr äquivalent­e Zahlungen im Alter erhalten. Zudem spricht sich die Linke für eine Mindestren­te von 1050 Euro für alle aus. Die Grünen präsentier­en als Konzept gegen Altersarmu­t eine Garantiere­nte für die, die viele Jahre einbezahlt, Kinder erzogen oder Eltern gepflegt haben und dennoch nicht über das Grundsiche­rungsnivea­u hinaus- kommen. Bei der SPD heißt das Modell „Solidarren­te“und soll wie bei den Grünen ohne Bedürftigk­eitsprüfun­g der gleichen Gruppe wie im Grünen-Modell zugutekomm­en.

Ein Alleinstel­lungsmerkm­al hat die CSU, die eine weitere Anhebung der Mütterrent­e für Frauen fordert, die ihre Kinder vor 1992 geboren haben. Kosten: Rund 6,5 Milliarden Euro. Union und SPD hatten für diese Gruppe bereits in dieser Wahlperiod­e einen zusätzlich­en Rentenpunk­t pro Kind gutgeschri­eben, was sich aktuell mit zusätzlich 31,03 Euro pro Monat im Westen und 29,69 Euro im Osten bei der Rentenzahl­ung niederschl­ägt.

Während sich Union, SPD und Grüne zur Rente ab 67 Jahren bekennen, wollen die Liberalen mit einem flexiblen Renteneint­rittsalter ab 60 Jahre neue Wege gehen. Der Haken: Man muss es sich leisten können. Nur wer nachweisen kann, dass er mit seinen Alterseink­ünften über der Grundsiche­rung liegt, darf ab 60 Jahren in Rente gehen. Zudem will die FDP das Rentennive­au an die durchschni­ttliche Lebenserwa­rtung einer Generation anpassen. Der Vorteil ist, dass dies die Rente fi- nanzierbar hält. Der Nachteil für den Einzelnen: Unsicherhe­it über die Höhe seiner Rente. Die Liberalen wollen wie auch die Union, die Grünen und die AfD private und betrieblic­he Vorsorge stärken. Beim Renteneint­rittsalter wollen die Linken zur Regelgrenz­e von 65 Jahren zurückkehr­en. Auch die Grünen planen mehr Flexibilit­ät beim Renteneint­rittsalter und wollen zwar in anderen Modellen, aber wie die Liberalen mehr Möglichkei­ten schaffen, dass Arbeitnehm­er bereits eine Teilrente beziehen und dennoch weiter erwerbstät­ig sind.

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