Rheinische Post Ratingen

Wundertüte Zweite Liga

Heute startet das Unterhaus des deutschen Fußballs in die neue Saison. Einen klaren Favoriten auf den Erstliga-Aufstieg gibt es nicht. Gleich ein paar Klubs machen sich Hoffnungen – darunter der VfL Bochum und Fortuna Düsseldorf.

- VON THOMAS SCHULZE

DÜSSELDORF Die wirtschaft­lichen Unterschie­de sind weiterhin groß, die sportliche Differenz so gering wie selten zuvor. Nachdem die Schwergewi­chte VfB Stuttgart und Hannover 96 wieder in die erste Liga zurückgeke­hrt sind, fällt es vor dieser Saison extrem schwer, einen oder zwei Favoriten in der zweiten Fußball-Bundesliga auszumache­n. Bereits in der vergangene­n Saison war das Feld derart dicht beieinande­r, dass selbst der Tabellensi­ebte noch kurz vor dem Saisonende in Abstiegsge­fahr schwebte. Ähnlich könnte es auch diesmal sein, jedoch auch, was den Aufstiegsk­ampf betrifft.

Von den beiden Bundesliga-Absteigern FC Ingolstadt und Darmstadt 98 dürfen zumindest die Bayern zum Favoritenk­reis gezählt werden. Nicht nur weil sie sich am Saisonende mit starken Leistungen unter Trainer Maik Walpurgis aus dem Oberhaus verabschie­det haben, sondern weil dort einfach gut gearbeitet wird. So gehört der relativ kleine Klub zu den finanzstär­ksten Vereinen. Ihm scheint es geglückt, mit zehn Millionen Euro das höchste Transferpl­us zu erzielen, ohne den Kader zu schwächen. Vor allem der von Nürnberg gekommene Torjäger Stefan Kutschke dürfte eine Verstärkun­g sein.

Dass Ingolstadt die höchsten Fernsehein­nahmen aller Zweitligis­ten verzeichne­t, ist eine weitere kleine Überraschu­ng. Mit 17,2 Millionen Euro kassieren die Schanzer fast dreimal so viel wie Aufsteiger Holstein Kiel (6,4) und immerhin noch fast doppelt so viel wie Fortuna Düsseldorf (8,9). Ob der Traditions­verein dies mit Hilfe höherer Zuschauerz­ahlen ausgleiche­n kann, dürfte vom sportliche­n Abschneide­n abhängen.

Die Erwartunge­n in der Landeshaup­tstadt sind wieder einmal groß. Der Vorstandsv­orsitzende Robert Schäfer hat Platz sechs zum Minimalzie­l erklärt. Möglicherw­eise sieht auch er wie viele Fans die seltene Chance, in dieser so ausgeglich­enen Liga an der Spitze mitzumisch­en. Der Klub hat zumindest quantitati­v die Forderung von Trainer Friedhelm Funkel erfüllt, fünf Spieler zu holen. Ob Havard Nielsen, Emir Kujovic, Davor Lovren, Florian Neuhaus und Niko Geißelmann die erhofften Verstärkun­gen sind? Es müsste Funkel nicht nur gelingen, die Neuen zu integriere­n, sondern die schon vorhandene­n Spieler noch besser zu machen – eine Herkulesau­fgabe in einem oft unruhigen Umfeld, das allzu gerne ignoriert, dass die Führungssc­hwäche des Vereins eine vierjährig­e Talfahrt zur Folge hatte und um ein Haar in die dritte Liga geführt hätte.

Zumindest bezüglich der Erwartunge­n hat es der MSV Duisburg leichter. Nach dem direkten Wiederaufs­tieg zählt für die Meideriche­r nur der Klassenerh­alt. Sie sind nach der Insolvenz wirtschaft­lich zwar aus dem Gröbsten raus, aber für große Sprünge der Zebras reicht es bei Weitem nicht. So konnte Trainer Ilia Gruev lediglich neun ablösefrei­e Spieler holen. „Unser Ziel muss sein, uns in den nächsten zwei, drei Jahren im gesunden Mittelfeld zu etablieren“, sagt MSV-Geschäftsf­ührer Peter Mohnhaupt.

Der zweite Klub aus dem Pott wird indes als Geheimfavo­rit gehandelt. Der VfL Bochum, der heute (20.30 Uhr) das Eröffnungs­spiel gegen den FC St. Pauli bestreitet, verfügt über eine eingespiel­te Mannschaft und hat nur wenige Veränderun­gen im Kader. Dafür trennte sich der Klub während der Vorbereitu­ng von dem kauzigen Trainer Gertjan Verbeek und holte kurzfristi­g Ismail Atalan von den Sportfreun­den Lotte.

Newspapers in German

Newspapers from Germany