Rensing – unumstritten die Nummer eins
Keiner in Fortunas Mannschaft hat seinen Platz so sicher wie der Torhüter. Das ist beinahe schon so selbstverständlich, dass darüber nicht einmal mehr gesprochen wird. Das war nicht immer so.
Ob Bundestrainer Jogi Löw vor der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien mit Torhüter Manuel Neuer gesprochen und ihm versichert hat: Du bist meine Nummer eins? Oder ob Jupp Heynckes damals als Bayern-Trainer jedes Jahr im Sommer Oliver Kahn gesagt hat: Du bist meine Nummer eins?
Fortunas Trainer Friedhelm Funkel hat mit Michael Rensing darüber jedenfalls (noch) nicht gesprochen. Das wiederum beunruhigt den 33 Jahre alten Torhüter nicht, der es allerdings auch nicht für selbstverständlich hält, zwischen den Pfosten zu stehen. „Im Fußball ist nichts selbstverständlich“, sagt er. „Aber ich habe zwei gute Jahre hinter mir und gebe immer mein Bestes. Daher habe ich mir darüber auch gar keine Gedanken gemacht.“Muss er auch nicht. Rensing ist gesetzt. Wenn eine Position in der Mannschaft fix ist, dann die zwischen den Pfosten.
Das war nicht immer so, schon gar nicht im Sommer 2013. Rensing war damals zum Bundesliga-Absteiger Fortuna gekommen, um endlich spielen zu können. Viel zu oft hatte er im Jahrzehnt zuvor bei Bayern München, dem 1. FC Köln und Bayer Leverkusen auf der Bank gesessen. Als Trainer Mike Büskens dann wenige Stunden vor dem Auftaktspiel gegen Energie Cottbus Rensing mitteilte, dass er auf der Bank sitze und Fabian Giefer spielen werde, reagierte er auf überraschende Weise. „Auf die Bank setze ich mich nicht“, lautete die Reaktion von „Rense“. Der Coach strich ihn für das Spiel gegen Cottbus (2:0) aus dem Kader. Der Vorfall schlug natürlich hohe Wellen. Rensing entschuldigte sich bei seinen Mitspielern und dem Trainer-Team, kassierte eine Abmahnung und Geldstrafe. Damals konnte natürlich niemand ahnen, dass die Verbindung zwischen Rensing und der Fortuna sich noch zum Guten wenden und eine derart positive Entwicklung nehmen würde.
Michael Rensing ist nicht nur die unumstrittene Nummer eins der Fortuna, sondern trug als bester Keeper der zweiten Liga maßgeblich dazu bei, dass die sportliche Talfahrt des Vereins gestoppt wurde.
Rensing ist froh, dass die Saison jetzt endlich los geht. „Die zwei Trainingslager und all die Testspiele sind abgehakt“, sagt er. „Es ging nur darum, etwas für die Fitness zu tun und Selbstvertrauen zu bekommen. Die Ergebnisse spielen da keine Rolle. Die Erfahrung hat es mir gezeigt: Ich habe super Vorbereitungen erlebt, wo alle an die Spitze dachten und der Auftakt war dann beschissen, und umgekehrt.“
Die Spannung vor dem ersten Heimspiel am Montag (20.30 Uhr) gegen Eintracht Braunschweig steigt. „Braunschweig erwarte ich auch in dieser Saison wieder in den oberen Tabellenregionen“, sagt Rensing. „Sie haben eine sehr gute Mannschaft und einen sehr guten Trainer.“Ob Torsten Lieberknecht seinem Torhüter Jasmin Fejzic gesagt hat, dass er in dieser Saison die Nummer eins ist? Die Verpflichtung von Didier Ya Konan hat der Fortuna wirklich kein Glück gebracht. Am 30. Juni ist der Vertrag ausgelaufen, doch der Stürmer beschäftigt den Zweitligisten immer noch. Warum? Der Verein zahlt dem Angreifer nach einem Vergleich mehr als die Hälfte der Vertragsstrafen zurück, die dieser in der Spielzeit 2016/17 vom Verein aufgebrummt bekam. Fortuna bestätigte das auf Anfrage unserer Redaktion. Der angeschlagene Ya Konan hatte beispielsweise einmal das Training abgebrochen, weil er nicht über Hürden laufen wollte. Außerdem ließ er sich ohne Zustimmung des Vereins von einem anderen Arzt behandeln. Es soll auch ein Interview gegeben haben, das der Klub als vereinsschädigend bewertete. Nun wurde die Sache auf Anregung des Gerichts mit einem Vergleich geklärt. Kapitän Oliver Fink hat seine Bauchmuskelprobleme im Griff. Zudem ging es im Training lauter zu als üblich, als die Spieler auf kleinem Feld Vollgas gaben. Funkel, sonst oft am Spielfeldrand stiller Beobachter, mischte sich lautstark ein. „Karlo, das Tor musst du machen“, brüllte der 63-Jährige Sturm-Talent Majic hinterher. „Özkan, den Ball darfst du nicht so leicht verlieren“, bekam Mittelfeldmann Yildirim zu hören. Die Spannung steigt. Drei Trainingtage bleiben noch, ehe Fortuna am Montag gegen Braunschweig um Punkte kämpft.
Wie wird Fortuna Düsseldorf in der kommenden Saison abschneiden? Das ist die Frage, die viele Fußball-Fans in diesen Tagen bewegt und die heiß diskutiert wird. Unsere drei Autoren wagen eine persönliche Prognose.