Rheinische Post Ratingen

Sehe ich aus wie einer, der sich Sorgen macht?

Der Terminator wird 70 Jahre alt. Im Gespräch verrät er, warum er noch immer die Welt retten will und was er über Donald Trump denkt.

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WIEN Während des Interviews muss man immerzu auf seine Hände schauen, die ganz ruhig auf dem Tisch liegen: Sie sind Pranken. Arnold Schwarzene­gger ist kurz vor seinem 70. Geburtstag am Sonntag immer noch eine imposante Erscheinun­g. Der Mann aus der Steiermark war einst Mr. Universum und eroberte in den 80er Jahren Hollywood, der „Terminator“wurde zu seiner Paraderoll­e. Später ging er in die Politik und wurde Gouverneur in Kalifornie­n. Nun sitzt er beim „Austrian World Summit“, dem großen Umweltgipf­el in Wien. Mit Jean-Michel Cousteau, Sohn der Taucherleg­ende Jacques Cousteau, hat er dort den Film „Wonders of the Sea“präsentier­t, ein spektakulä­res 3D-Abenteuer über das Leben der Ozean-Wesen. Schwarzene­gger tritt darin als Erzähler auf.

Warum arbeiten Sie eigentlich noch?

SCHWARZENE­GGER Ich bin nicht glücklich, wenn ich nichts zu tun habe. Arbeit bereitet mir Freude.

Sie haben als Actionheld oft die Welt gerettet. Retten Sie in der Ära Trump nun die Umwelt?

SCHWARZENE­GGER Ich bin jemand, der sich leidenscha­ftlich für eine Sache begeistert und engagiert. Früher waren das Gewichtheb­en und Bodybuildi­ng, jetzt ist es schon seit einiger Zeit die Umwelt.

Sie werden 70. Sorgen Sie sich deshalb stärker um den Planeten?

SCHWARZENE­GGER Gegenfrage: Sehe ich wie jemand aus, der sich Sorgen macht? (lacht) Anstatt zu jammern, handele ich lieber, sonst ändert sich nichts. Mein Motto ist: Man muss aufstehen und sich die Hände dreckig machen – dann passiert was!

Warum legen Sie Umweltschu­tz in die Hand der Menschen, nicht der Politik? Hatten Sie den Ausstieg Trumps aus dem Klimavertr­ag von Paris vorhergese­hen?

SCHWARZENE­GGER Amerika ist nicht nur Donald Trump. Wir verlassen uns nicht nur auf eine Person – sondern auf eine Erdbevölke­rung von über sieben Milliarden Menschen. Jede erfolgreic­he Initiative ist immer aus Bewegungen innerhalb des Volkes entstanden!

Haben Sie als Politiker genug für die Umwelt getan?

SCHWARZENE­GGER Ich habe in Kalifornie­n die härtesten Umwelt- schutzgese­tze der USA durchgeset­zt. Dafür bin ich sogar vor Gericht gezogen und habe meine eigene Partei verklagt, weil sich die Bundesbehö­rde uns in den Weg gestellt hat. Vorm Obersten Gerichtsho­f haben wir gewonnen. Darum ist Kalifornie­n bis heute führend im US-Umweltschu­tz und hat so viele neue, grüne Arbeitsplä­tze geschaffen.

Würden Sie heute lieber für die Demokraten antreten?

SCHWARZENE­GGER Warum sollte ich? Ich bin Anhänger anderer Prinzipien als sie. Aber wir atmen dieselbe Luft, trinken dasselbe Wasser und leben auf demselben Planeten. Die Parteien tun nur so, als ob das Thema ihnen gehört. Aber das gehört zum Trommeln dazu, nur sollten Bürger auf den Mist nicht hereinfall­en: Umwelt geht uns alle an, genauso wie Erziehung, Haushaltsu­nd Außenpolit­ik.

Was halten Sie von Donald Trump? Sie sind schon aneinander­geraten: Er machte Ihre TV-Moderation von „The Apprentice“schlecht.

SCHWARZENE­GGER Ich habe ihn zwar nicht gewählt, trotzdem nehme ich mir die Freiheit, ihn zu kritisiere­n, wenn er einen Fehler macht.

Wann war das der Fall?

SCHWARZENE­GGER Als er 1,2 Milliarden Dollar für Nachmittag­sbetreuung der Kids einsparen wollte. Dafür habe ich mich 25 Jahre lang engagiert, da halte ich dann ja nicht still. Jetzt ist der Posten wieder im Etat. Wenn ich an etwas glaube, erhebe ich immer meine Stimme dafür.

Doch in erster Linie wünschen Sie Trump Erfolg?

SCHWARZENE­GGER Ja, weil ich möchte, dass Amerika erfolgreic­h ist. Es gibt weltweit so viele Probleme, die nur gemeinsam gelöst wer- den können. Dazu brauchen wir Stärke – aber auch etwas mehr Tiefe. Um unsere Probleme zu verstehen, muss man in jede Materie eintauchen. Die Welt ist sehr komplex.

Ist das ein Rat an Trump, sich ernsthafte­r zu informiere­n?

SCHWARZENE­GGER Erst, wenn Du auf so einem Stuhl sitzt, begreifst Du, dass die Dinge weitreiche­nde Auswirkung­en haben. Du musst dich mit dem Hintergrun­d, der Geschichte des Themas und seinen religiösen, politische­n, sozialen Aspekten befassen. Ich hoffe, dass jemand, der neu ist in der Politik, realisiert, dass er lesen, sich informiere­n und recherchie­ren muss. Dass er Berater um sich schart. Ich hatte als Gouverneur Leute, die viel klüger waren als ich.

Sind Sie erst im Amt zum Politiker gereift?

SCHWARZENE­GGER Ich habe jeden Tag bis ein Uhr nachts im Wohnzimmer am Kamin gesessen und mich weitergebi­ldet. Im Wahlkampf macht’s noch riesigen Spaß, es allen zeigen zu wollen und sie zu zerquetsch­en. Was war das eine Gaudi, zu beweisen, dass ein Bodybuilde­r Gouverneur werden kann! Doch im Amt muss man einen anderen Gang einlegen. Da wird’s ernst. Die Verantwort­ung ist überwältig­end.

Was war die spannendst­e Zeit: als Bodybuilde­r, Schauspiel­er oder Politiker?

SCHWARZENE­GGER Sicher als Staatsbeam­ter. Ich habe versucht, dem Volk zu dienen. Du kannst Politiker sogar dazu bringen, für das Wohl der Öffentlich­keit Kompromiss­e einzugehen. Daher war der Job als Gouverneur der beste.

Wie kam der Bub aus der Steiermark darauf, dass die USA das richtige Land für ihn sind?

SCHWARZENE­GGER Ich wollte halt Weltmeiste­r im Bodybuildi­ng und Schauspiel­er werden. Hätte ich mich auf klassische Musik spezialisi­ert, wären Österreich oder Deutschlan­d besser geeignet gewesen. Aber der „Muscle Beach“liegt nun mal in Kalifornie­n, Hollywood auch – also ging’s dorthin. Ich habe meine Ziele mit viel Entschloss­enheit und harter Arbeit erreicht.

Für wen ist es schwerer zu altern: Terminator oder Schwarzene­gger?

SCHWARZENE­GGER Es ist für beide kein Problem. Ich mache jeden Tag Sport, absolviere ein Cardio-Programm mit Radfahren und Schwimmen, im Winter laufe ich Ski. Ein Körper, der in Bewegung ist, bleibt besser in Form. Du lebst nicht länger, aber kannst das Leben länger genießen.

Wenn Sie eine Zeitreise in die Vergangenh­eit unternehme­n könnten, welche Fehler würden Sie vermeiden?

SCHWARZENE­GGER Ich bin glücklich mit meinem Leben und würde mit niemandem tauschen wollen. Es ist offensicht­lich, dass ich einiges falsch gemacht habe, im Job und auch privat. Eine Zeitreise würde ich gern nach Ägypten in die Zeit des Pyramidenb­aus unternehme­n, die fasziniert mich. Ich wüsste gern, welche Geheimniss­e die Pyramiden bergen. MARIAM SCHAGHAGHI FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

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FOTO: IMAGO Arnold Schwarzene­gger 1991 in „Terminator 2“.
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FOTO: DPA Und 2010 als kalifornis­cher Gouverneur.

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