Rheinische Post Ratingen

Wo man früher gerne vor Anker ging

- VON JOACHIM PREUSS

HÖSEL Für einen gestandene­n Seemann liegt der Ratinger Ortsteil Hösel „hoch und trocken“. Dort beginnt das Bergische Land, nicht umsonst gehörte Ratingen einst zu den Bergischen Hauptstädt­en. Klare Sache: Ein paar Meter über Meeresnive­au gibt es keinen Hafen, nur ein paar Bäche. Aber auch die sind nicht schiffbar. Trotzdem wundert sich der gemeine Nutzer der Linie 753 Ratingen-Hösel über den Haltepunkt „Am Anker“. Wir steigen mal aus.

Weit und breit ist kein Anker zu sehen, noch nicht einmal in einem Vorgarten. Nichts Maritimes, was auf die Bedeutung der Haltestell­e hindeuten könnte. Nur ortskundig­e Höseler erinnern sich, dass einst an der Ecke Eggerschei­dter Straße/ Schlipperh­aus eine Gastwirtsc­haft betrieben wurde. Detlev Klosterman­n vom Heimatvere­in Ratingen hat im Archiv noch alte Postkarten aus der Zeit der vorigen Jahrhunder­twende gefunden: An der Ecke gab es einst das „Café-Restaurant Romberg“, später hieß es dann „Zum Anker“.

Damals war Hösel noch ein echter Luftkurort. Viele Postkarten aus dieser Zeit werben mit Gruß aus „Hösel im Walde“. Vermutlich mangels anderer Motive, zeigten die Postkarten meist die örtliche Gastronomi­e. Die meisten Cafés, Kneipen und „Restaurati­onen“, von denen es offenbar doch einige gab, sind längst verschwund­en. Einige Gebäude stehen aber noch. Auch der alte und sehr gute erhaltene und gepflegt wirkende Naturstein­bau steht noch, es ist heute ein Wohnhaus.

Wir fragten mal auf unserer Facebook-Seite nach (facebook.com/ rp.ratingen). Silke Sturhan erinnert sich: „Der „Anker“wurde 1973 ,neu’ eröffnet und am 20.11.1993 endgültig geschlosse­n. Solange wurde er von ein und demselben Pächterpaa­r geführt. Als diese sich zur Ruhe setzten, hat der damalige Eigentümer das gesamte Grundstück verkauft.“

Jürgen Werntges kennt den „Anker“auch gut: „Es wurde viel gefeiert da. Bis zum Schluss war er Vereinslok­al des Kaninchenz­üchtervere­ins in Hösel mit jährlicher Ausstellun­g auf der Terrasse.“Und Harald Zielke kann sich noch gut an seine Konfirmati­onsfeier erinnern.

Eine Postkarte, die 1940 gestempelt wurde, zeigt vier Schwarzwei­ßAnsichten aus dem Ausflugslo­kal „Am Anker“, Inh. E. Romberg. Auf der Rückseite findet sich ein Stempel: „Fernsprech­er Spart Zeit und Geld“.

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