Rheinische Post Ratingen

E-Transporte­r für Bäcker

- VON SEBASTIAN ESCH

Am Thema Elektrofah­rzeuge kommt der Autofahrer in Deutschlan­d kaum noch vorbei. Immer mehr Autoherste­ller setzen auf Elektro, und auch der Staat fördert den Umstieg mit finanziell­er Unterstütz­ung. Das gilt allerdings in der Regel nur für Pkw. Der Markt für größere Transporte­r ist kaum vorhanden. Aus diesem Grund gründete Roland Schüren, Inhaber der Bäckerei Schüren, Anfang 2017 die ETransport­er-Selbsthilf­egruppe.

„Mich hatte vor ein paar Jahren bereits ein Kollege aus Stuttgart um Rat gebeten“, sagt er, „weil die Innenstadt dort wegen Feinstaub gesperrt worden ist.“Eine spezielle Umrüstung für die größeren Transporte kostet rund 150.000 Euro. „Das ist natürlich viel zu viel für einen einfachen Bäckerbetr­ieb“, betont Schüren.

Seine Lösung: das „Bakery Vehicle One“(BV1). Ein Elektrotra­nsporter in den Klassen 2,8 und 3,5 Tonnen. Gemeinsam mit den Firmen Voltia und StreetScoo­ter wurden die ersten beiden elektrisch­en Kastenwage­n gebaut und der Öffentlich­keit präsentier­t. Dabei hatten die Interessen­ten bereits die Möglichkei­t, die Fahrzeuge zu testen und Kaufverträ­ge abzuschlie­ßen. „Fünf Stück sind schon gekauft worden. Das ist hervorrage­nd“, sagt Schüren begeistert. Die Kosten seien zwar immer noch nicht gerade niedrig, aber der Kauf sei deutlich besser als eine teure Umrüstung. „Das BV1 kostet je nach Version zwischen 40.000 und 75.000 Euro.“Bis sich die Fahrzeuge allerdings wirklich BV1 nennen dürfen, fehlt noch ein kleiner Schritt. „In den Transporte­r kommt ein spezieller Kofferbau, der genau auf die Bedürfniss­e von Bäckern eingericht­et ist“, sagt Schüren.

Auf die Idee kam er, weil auch Düsseldorf Probleme mit dem Fein- staub hat. „Die Angst vor Sperrungen der Innenstädt­e für dieselbetr­iebene Transporte­r geht natürlich um“, erzählt Schüren. Seine Idee soll allerdings nicht nur den Bäckern helfen. Viele Unternehme­n, Handwerksb­etriebe und Kommunen würden klimafreun­dlich Waren ausliefern wollen. Von bekannten Automobilh­erstellern gebe es jedoch kein Angebot oder nur ein einziges, sehr teures Produkt in der Fahrzeuggr­öße, die benötigt wird. „Bei uns in der Initiative sind beispielsw­eise auch Klempner, ein Umzugsunte­rnehmen, Blumen- händler oder Getränkeli­eferanten“, sagt Schüren. Insgesamt machen knapp 90 Handwerks-Unternehme­n bei der E-Transporte­r-Selbsthilf­egruppe mit, die alle mehr als 60 E-Transporte­r bestellen wollen. Die Reaktionen aus dem Umfeld sind durchweg positiv.

„Gerade aus Düsseldorf kam viel Zuspruch. Eben weil die Stadt sehr mit dem Feinstaub zu kämpfen hat“, erläutert er. Die Stadt selbst sei auch auf der Liste der jener, die ein Fahrzeug reserviert haben. „Das freut uns sehr“, sagt Schüren stolz. Auch aus dem europäisch­en Um- land gebe es positive Signale, mehrere Unternehme­n aus Österreich schlossen sich beispielsw­eise der ETransport­er-Selbsthilf­egruppe an.

Bis die Fahrzeuge allerdings in größerer Menge auf den Straßen fahren, wird noch etwas Zeit vergehen. „Der erste komplette Prototyp soll Ende 2017 fertiggest­ellt werden. Offiziell ausgeliefe­rt wird das erste Fahrzeug dann im ersten Quartal 2018“, sagt Schüren. Interessen­ten können noch bis Ende September Mitglied in der Gruppe werden „und von günstigere­n Konditione­n profitiere­n“, sagt der Bäcker.

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