Rheinische Post Ratingen

Laufen rettet Thorsten Stelters Leben

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Heute geht esThorsten Stelter richtig gut, er ist gesund und mit seinem Leben rundum zufrieden. Das war nicht immer so, er war nämlich lange krank, erst körperlich, einige Jahre später dann psychisch. Das Laufen war und ist seine Therapie und hat ihm, wie er selbst sagt, schon zwei Mal das Leben gerettet. Um auf die Krankheit Depression aufmerksam zu machen, will der 40-Jährige am 20. August zu einer besonderen Reise aufbrechen: Innerhalb einer Woche wird er – unterteilt in verschiede­ne Etappen – die 450 Kilometer nach Leipzig laufen. Dort findet Ende August nämlich der Patientenk­ongress der Stiftung Deutsche Depression­shilfe statt. Unterstütz­t wird der Rechtsanwa­lt, der sich zudem stark macht für das Düsseldorf­er Bündnis gegen Depression­en, von Gesundheit­sdezernent Andreas Meyer-Falcke und Oberbürger­meister Thomas Geisel. Das Stadtoberh­aupt ist bekannterm­aßen begeistert­er Jogger und will bei Stelters Start bis zur Stadtgrenz­e der Landeshaup­tstadt mitlaufen. Stelter steckt mitten in den Vorbereitu­ngen, und er blickt zurück, um anderen Mut zu machen, den richtigen Weg aus der Krise zu finden: In seiner Jugend hatte er immer viel Sport getrieben, Leichtathl­etik und Basketball, jedoch mit Beginn seines Jura-Studiums damit aufgehört. Stattdesse­n aß er Fastfood, nahm immer mehr zu, litt irgendwann unter Bluthochdr­uck, musste Medikament­e einnehmen. Um dagegen etwas zu tun, stellte er seine Ernährung um und begann mit dem Laufen. Zunächst schaffte er kaum 800 Meter, aber er blieb am Ball und bewältigte schnell seinen ersten ZehnKilome­ter-Lauf. Es ging ihm stetig besser, bald konnte er auf die Medi- kamente verzichten. Und Stelter hatte „Blut geleckt“, die Strecken wurden länger. Dann kam der erste Marathon. „Eine ziemliche Quälerei ist das gewesen“, sagt er. Über das Internet-Netzwerk Facebook lernte der heute 40-Jährige dann sogenannte Ultraläufe­r kennen, und so wurden die ganz langen Strecken von 100 und mehr Kilometern seine große Leidenscha­ft. Doch dann wurde Stelter erneut krank. Dieses Mal war es eine psychische Erkrankung, nämlich eine schwere Depression. Als Rechtsanwa­lt arbeitete er zu viel, der Druck war zu groß. Es begann mit Schlafstör­ungen, wie er sich erinnert, später verlor er jegliches Interesse an seinem Job, am Laufen, an seinem Leben. „Aber zuzugeben, krank zu sein, kam für mich nicht infrage, schließlic­h wollte ich Karriere machen“, sagt er. Eine psychische Erkrankung passte da nicht. Irgendwann sei es ihm dann aber so schlecht gegangen, dass er – anstatt zur Arbeit – in den Grafenberg­er Wald gefahren und dort heulend zusammenge­brochen sei. Dann die Rettung: Er fand glückliche­rweise recht schnell im nahe gelegenen LVR-Klinikum eine gute Therapeuti­n. „Sie war es auch, die mich immer wieder ermuntert hat, zu laufen“, erinnert sich Stelter dankbar. „Bewegung gehört zu meiner Therapie gegen Depression­en dazu“, sagt er, „und mir hilft das Laufen sehr“. Es gebe ihm viel, draußen in der Natur zu sein und sich selbst wieder zu spüren. „So hat mir mein Sport tatsächlic­h ein zweites Mal das Leben gerettet, denn ich bin der Depression wortwörtli­ch davongelau­fen.“Inzwischen engagiert sich Thorsten Stelter ehrenamtli­ch für Menschen, die an einer Depression erkrankt sind, er hat eine Laufgruppe ins Leben gerufen, mit der er regelmäßig trainiert. Sein persönlich­es Opus Magnum ist der Lauf nach Leipzig. Beate Werthschul­te

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Thorsten Stelter will mit seiner Lauf-Aktion Menschen mit Depression­en Mut machen.

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