Rheinische Post Ratingen

Für immer 18: Bryan Adams im Hockeypark

- VON MAX FLORIAN KÜHLEM

MÖNCHENGLA­DBACH Bryan Adams ist im Hockeypark in Mönchengla­dbach angetreten, um zweierlei zu beweisen: dass Rock ewig jung hält und man als Rocker trotzdem gut altern kann. Als der 57-Jährige in enger Jeans, schmal geschnitte­nem Jackett und zurückgege­lten Haaren auf die Bühne springt, darf man den Titel seines 96er Albums für sein Lebensmott­o halten: „18 Til I Die“(„18 bis ich sterbe“), dessen Titelsong er irgendwann gegen Ende dieses wunderbare­n, 26 Songs währenden Konzerts anstimmt.

Die Ästhetik seines Auftritts mit herausgepu­tzten Musikern rund um ein Schlagzeug­podest, dass Bryan Adams immer wieder die halbakusti­sche Gibson-Gitarre zur Hand nimmt, dass die Keyboards in einem Flügel-Torso versteckt sind – das alles lässt sich als Hommage an die Auftritte von Rock-’n’-Roll-Pionieren wie Jerry Lee Lewis, Buddy Holly oder Elvis Presley deuten. Im Zugabentei­l huldigt er Elvis mit einer Coverversi­on von „All Shook Up“, die diese Musik so frisch erscheinen lässt, als sei sie gerade erst erfunden worden. Mit „C’mon Everybody“erinnert er vorher noch an einen der großen Frühversto­rbenen des Rock ’n’ Roll: Eddie Coch- ran, der 1960 mit nur 21 Jahren bei einem Autounfall ums Leben kam.

Den rasanten Einstieg in die Zugaben gestaltet Bryan Adams mit einem Song seines aktuellen Albums, das auch schon wieder zwei Jahre alt ist: „Brand New Day“kann man anhören, dass er mit aller Macht an seine Großtaten aus den 1980erund 90er-Jahren anknüpfen wollte. Er kann (und will) allerdings nicht verhehlen, dass er 1984 mit dem Album „Reckless“auf der Höhe seiner Kunst war: Ganze fünf Titel spielt er davon, und sie haben einen Drive wie keinen anderen an diesem Abend: „Run To You“, „Somebody“, „It’s Only Love“, die Ballade „Heaven“, die die 7500 Fans in der ersten Strophe im Alleingang singen, und natürlich „Summer of 69“, das das mittlerwei­le komplett stehende Publikum besonders lautstark feiert.

An diese Glückselig­keit kann er nur noch einmal anschließe­n: als er die Ballade „(Everything I Do) I Do It For You“anstimmt, die 1991 den Startschus­s zu einer Reihe unglaublic­h erfolgreic­her Filmsongs bildete. Sie war der Soundtrack zu einer Liebesgesc­hichte gegen alle Umstände – der von Robin Hood und Lady Marian. 26 Jahre später wiegen sich dazu Paare zwischen 20 und 60 Jahren in den Armen. Ein ergreifend­er Moment.

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