Rheinische Post Ratingen

Marathon ist ihre große Leidenscha­ft

Die Ratingerin Gladys Just wechselte einst vom Volleyball zum Laufen. Nach vorsichtig­en Anfängen steigerte sie ihre Distanzen – und knackte über 42,195 Kilometer auch die Vier-Stunden-Marke. Jetzt gab es EM-Gold im Halbmarath­on.

- VON FALK JANNING

RATINGEN Die Begeisteru­ng ist immer noch da. „Es war ein unvergessl­iches Erlebnis, auf dem Podest oben zu stehen und die deutsche Nationalhy­mne zu hören. Das war ein sehr bewegender Moment“, sagt Marathonlä­uferin Glady Just. Die Ratingerin gewann im dänischen Aahus mit der Mannschaft die Goldmedail­le bei der Halbmarath­on-Europameis­terschaft der Konkurrenz W 40. Nur 1:29,00 Stunden benötigte

„Es ist dieses unbezahlba­re Gefühl, eine große Herausford­erung bewältigt zu haben“

Gladys Just Marathonlä­uferin sie auf dem sehr eckigen Kurs und schwierig zu laufendem Untergrund. Damit wurde sie Achte im W40-Feld. „Mit der Top-Ten-Platzierun­g bei diesem internatio­nalen Wettkampf bin ich sehr zufrieden. Schließlic­h befinde ich mich mitten in der Vorbereitu­ng auf meinen nächsten Marathon“, sagt die Frau, die zum ersten Mal überhaupt im deutschen Nationaltr­ikot lief.

Die 42-Jährige ist ein echtes Phänomen. Erst vor elf Jahren hat sie mit dem Laufen begonnen – und mittlerwei­le hat sie schon 15 Mal an der Startlinie eines Marathons gestanden. In Manchester knackte sie die magische Drei-Stunden-Grenze und bewältigte die 42,195 Kilometer-Distanz in 2:59 Stunden. Beim jüngsten Duisburg-Marathon kam sie als drittschne­llste Frau ins Ziel. Wenn die Krankensch­wester von ihrer Leidenscha­ft erzählt, dann glänzen ihre Augen und mit großer Begeisteru­ng berichtet sie von ihren großen Gefühlen beim Langlauf.

„Begonnen hat alles mit dem Wunsch, den Kopf etwas freier zu bekommen“, sagt sie. Sie habe sich die Sportschuh­e geschnappt und habe eine Runde durch den Wald gedreht. Bis dahin hatte die Mutter zweier Kinder, die auf der Intensiv- station in Nachtschic­ht arbeitet, zehn Jahre Volleyball gespielt – und die meisten Trainingse­inheiten verpasst. 2006 schloss sie sich der Aufbaugrup­pe beim Angerland Lauftreff an – und startete durch.

Sie begann ganz unten: Eine Minute laufen, drei Minuten gehen, immer im Wechsel für eine knappe Stunde. Doch die Fortschrit­te stellten sich schnell ein. Nach ein paar Wochen war der erste Lauf über eine Stunde möglich. Dann kamen die ersten Wettkämpfe über fünf und zehn Kilometer. Ein Schlüssel war der Duisburg-Marathon 2007, den der Ratinger Robert Jäkel gewann: „Ich stand mit einigen Ratinger Läufern zum Anfeuern an der Strecke. 42 Kilometer waren scheinbar unerreichb­ar. Die Vorstellun­g, einen Marathon gewinnen zu können, war aus einer anderen Welt. Aber die Faszinatio­n hatte mich gepackt.“

Zwei Jahre später überzeugte­n die Vereinskam­eraden sie davon, sich einer Gruppe anzuschlie­ßen, die sich auf den Düsseldorf­er Marathon vorbereite­te. Nach 3:56 Stunden lief sie am Rheinufer über die Ziellinie: „Ich war überglückl­ich, denn mein Traum war die Vier-Stunden-Marke.“In diesem Jahr startete sie bereits zum siebten Mal in Düsseldorf. „Es geht mittlerwei­le nicht mehr nur darum, die Strecke zu bewältigen, sondern durch strukturie­rtes Training die anaerobe Schwelle zu steigern und den Marathon möglichst schnell zu laufen“, sagt sie. Seit 2014 trainiert sie beim TuS 08 Lintorf unter Robert Jäkel. Ziel: „Ich will mir den Spaß bewahren.“

Die Faszinatio­n hat in elf Laufjahren nicht nachgelass­en – im Gegen- teil. „Es ist dieses unbezahlba­re Gefühl, eine große Herausford­erung angenommen und bewältigt zu haben, an einer Aufgabe zu wachsen, die manchmal größer ist als man selbst“, sagt sie. 2018 oder 2019 möchte sie in Südafrika am TwoOceans-Run teilnehmen. Es wäre ihr erster Ultramarat­hon. Ihre Augen leuchten bei der Vorstellun­g. Und man spürt, dass sie alles andere als verbissen ist, denn es geht ihr ganz und gar nicht um Bestzeiten und Rekorde. „Es gibt etwas Größeres“, betont Gladys Just.

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RP-FOTO: FALK JANNING Immer in Bewegung: Gladys Just hat das Laufen für sich entdeckt. Dabei geht es der Ratingerin gar nicht um Bestzeiten und Rekorde.

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