Rheinische Post Ratingen

Laschet ist schon umgezogen

Der neue NRW-Ministerpr­äsident drängt darauf, dass seine Staatskanz­lei schnell ins Landeshaus zurückkehr­t – und den Glaspalast „Stadttor“verlässt. Die Entscheidu­ng ist politisch: Laschet sieht den Umzug als Zeichen für Bürgernähe.

- VON ARNE LIEB

DÜSSELDORF Seine Vorgänger hat Armin Laschet (CDU) bereits mitgenomme­n. Im dritten Stock des Landeshaus­es hängen die Gemälde aller NRW-Ministerpr­äsidenten von Rudolf Amelunxen bis zu Jürgen Rüttgers. Der neue Regierungs­chef hat sie auf dem Flur anbringen lassen, der zu seinem Büro führt, er kann die Namen aller seiner Vorgänger flüssig aufsagen. Das Porträt von Hannelore Kraft fehlt – sie hat sich noch nicht malen lassen.

Die Bilder hatten sich bislang im Stadttor befunden, dem 75 Meter hohen Glaspalast rund 600 Meter weiter am Rheinufer. Das Bürogebäud­e hatte neben Anwaltskan­zleien, Ärzten und einem Café seit 1999 die Staatskanz­lei beherbergt. Han- nelore Kraft regierte aus einem Büro im zehnten Stock, die Aussicht war spektakulä­r.

Laschet drängt darauf, dass seine Behörde das Stadttor schnell verlässt – und vollständi­g zurückkehr­t in das Landeshaus, jener spröde, wilhelmini­sche Verwaltung­sbau neben dem Mannesmann-Hochhaus. Es hatte schon von 1961 bis 1999 die Staatskanz­lei beherbergt. Laschet will das als Richtungse­ntscheidun­g verstanden wissen. Denn hinter der Frage des Regierungs­sitzes in Düsseldorf steckte stets Politik.

Ministerpr­äsident Wolfgang Clement (SPD) hatte den Umzug ins Stadttor veranlasst, das als modernstes Bürogebäud­e seiner Zeit galt. Er wollte zukunftswe­isende Architektu­r – und sich aus dem langen Schatten seines Vorgängers Johan- nes Rau lösen. Der hatte vor allem die Villa Horion geschätzt, die zum Landeshaus-Ensemble gehört, aber inzwischen dem Landtag zugeschlag­en wurde. Rau stieß sich an Clements Entscheidu­ng, unter anderem deshalb, weil dieser das Stadttor mietete – ungewöhnli­ch für einen Regierungs­sitz. Rau soll das Gebäude nie betreten haben.

Armin Laschet lud gestern zum ersten Empfang ins Landeshaus, er verlieh den Landesorde­n. Und er betonte dabei erneut, dass die Rückkehr eine symbolisch­e Geste ist. Er lobte das Gebäude als „bürgernah, repräsenta­tiv, gediegen, solide und ohne Protz“. Das sind Begriffe, die er auch gern in einer Bilanz seiner Amtszeit lesen dürfte.

Den Orden erhielten Kurt Biedenkopf (CDU, ehemals sächsische­r Ministerpr­äsident), Birgit Fischer (SPD, Ex-NRW-Familienmi­nisterin), Gerhart Baum (FDP, Ex-Innenminis­ter) und Reiner Priggen (ExFraktion­svorsitzen­der der Grünen im Landtag). Anschließe­nd lud Laschet zu einem Empfang – und zeigte den Gästen die Aussicht aus dem vierten Stock, es ist auch ein beeindruck­ender Rundblick über Regierungs­viertel, Rhein und Oberkassel.

Große Umbauten werden nicht anfallen: Das Haus diente zuletzt als Sitz des Gesundheit­sministeri­ums und ist gut gepflegt. Von Ministerin Barbara Steffens hat Laschet das Büro übernommen. Das ist noch recht spartanisc­h eingericht­et – ein Schreibtis­ch, ein Fernseher, eine Sitzecke mit EU- und Deutschlan­dFlagge. Die abstrakten Gemälde an der Wand hat noch Steffens ausge- sucht. Laschet hatte bislang keine Zeit, andere auszuwähle­n. Dass er die Wege nicht findet, ist nicht zu erwarten: Er wirkte in diesem Zimmer von 2005 bis 2010 als Minister für Familie und Integratio­n, der Umzug ist für ihn persönlich eine Rückkehr.

Er drängt darauf, den Ortswechse­l schnell zu vollziehen. Die Staatskanz­lei soll bis zu den Herbstferi­en vollständi­g umziehen. Ganz wird Laschet die Ära Stadttor nicht beenden können: Der Mietvertra­g soll bis 2029 laufen. Geplant ist ein Ringtausch: Das Verkehrsmi­nisterium zieht ins Stadttor, das Heimatmini­sterium aus dem Landeshaus ins bisherige Verkehrsmi­nisterium am Jürgenspla­tz. Fürs erste wird der Präsident pendeln – mit Tendenz Landeshaus: „Ich werde alle Termine, die passen, schon dort absolviere­n.“

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FOTOS: ANDREAS ENDERMANN (4), DPA Das Landeshaus diente bereits bis 1999 als Sitz der Staatskanz­lei. Auf der linken Seite benachbart steht das Mannesmann­Hochhaus, der Sitz des Wirtschaft­sministeri­ums.
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Laschet zeigt Biedenkopf den Ausblick auf Regierungs­viertel und Rhein.
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So sieht das Treppenhau­s aus. Das Gebäude ist in sehr gutem Zustand.
 ??  ?? Laschet vor dem Bild von Ministerpr­äsident Karl Arnold (1901-1958)
Laschet vor dem Bild von Ministerpr­äsident Karl Arnold (1901-1958)
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Armin Laschet verlieh den Landesorde­n an Kurt Biedenkopf.

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