Rheinische Post Ratingen

Betreiber der A1 verklagt Bund auf 640 Millionen Euro

- VON JAN DREBES

BERLIN Die private Gesellscha­ft A1 Mobil, die den Ausbau der Autobahn zwischen Hamburg und Bremen umsetzte und jetzt den Abschnitt betreibt, hat Klage gegen die Bundesrepu­blik eingereich­t. Laut einem Bericht der „Süddeutsch­en Zeitung“droht das Konsortium wegen geringerer Einnahmen aus der Lkw-Maut in die Insolvenz zu rutschen. Der Streitwert soll 640 Millionen Euro betragen.

Auf Anfrage teilte das Unternehme­n mit, man wolle sich mit Blick auf das laufende Verfahren nicht zu den Inhalten äußern. Es gebe Meinungsun­terschiede mit der öffentlich­en Hand, wie die massiven MautEinnah­meausfälle durch die Finanz- und Wirtschaft­skrise der Jahre 2008/09 fair verteilt werden sollen. In einem Brief an das Bundesverk­ehrsminist­erium warnte das Unternehme­n von einer „existenzbe­drohenden Situation“, wie die „Süddeutsch­e“berichtet. Schieße der Bund kein Geld zu, könnte in wenigen Monaten das Aus folgen.

Die sogenannte Hansalinie wurde in den Jahren 2008 bis 2012 sechsspuri­g ausgebaut. Doch die Einnahmen – vor allem aus der Lkw-Maut – blieben scheinbar hinter den Erwartunge­n zurück. Sie sollten demnach den Investoren im Gegenzug für die Baukosten von einer halben Milliarde Euro zufließen, heißt es im Bericht.

Tatsächlic­h brachen in Folge der Finanzkris­e 2008 laut Mautstatis­tik des Bundesamte­s für Güterverke­hr die Fahrleistu­ngen mautpflich­tiger Lkw ein. So gingen sie von 27,6 Milliarden Kilometern im Jahr 2008 auf 24,4 Milliarden im Folgejahr zurück. Erst 2014 wurde der Wert von 2008 wieder erreicht. Seitdem wächst das Aufkommen von Lkw-Güterverke­hr auf deutschen Straßen an.

Zum Jahresende laufe ein Stillhalte­abkommen mit den Banken aus, heißt es Bis Ende September verlangten Gläubiger Klarheit. A1 Mobil müsse klagen, wenn die Gesellscha­ft keine Pleite erleiden wolle. Das Bundesverk­ehrsminist­erium lehnte gestern Zahlungen an den Betreiber der Autobahn ab. Grundlage für die Vergütung sei bei dieser öffentlich-privaten Partnersch­aft die Verkehrsme­nge. Das Konsortium trage das Risiko. Für Autofahrer ändere sich daher nichts, sagte ein Sprecher von Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt (CSU).

Der Zentralver­band des Baugewerbe­s warnte: „Unsere schlimmste­n Befürchtun­gen sind durch die bekannt gewordene finanziell­e Schieflage der Betreiberg­esellschaf­t A1 Mobil bestätigt worden: Projekte mit öffentlich-privaten Partnersch­aften (ÖPP) im Autobahnba­u kommen den Steuerzahl­er teurer als herkömmlic­he Vergaben. Daher fordern wir eine neue Bundesregi­erung auf, die derzeitige Strategie zu überdenken und den Ausbau weiterer Autobahnst­recken in Form von ÖPP-Projekten sofort zu stoppen.“Dobrindt befürworte­t allerdings weiter ÖPP-Verfahren.

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