Rheinische Post Ratingen

Das Gold kehrt heim in den Tresor

Viel früher als geplant beendet die Bundesbank ihre Rückholakt­ion.

- VON BRIGITTE SCHOLTES

FRANKFURT Drei Jahre früher als geplant hat die Bundesbank die Verlagerun­g der Goldbestän­de abgeschlos­sen. Nun sind auch die zuletzt noch 91 Tonnen aus Paris, die bei der Banque de France gelagert waren, in den Tresoren der Deutschen Bundesbank in Frankfurt angekommen. Vor vier Jahren hatte die Notenbank beschlosse­n, die Hälfte der deutschen Goldreserv­en an den Main zu holen. Dazu wurden 300 Tonnen aus New York geholt, 347 aus Paris. In Frankreich sind die Goldbestän­de damit abgebaut. Nun liegen 1710 Tonnen (gut die Hälfte der Goldreserv­en) in Frankfurt, 1236 Tonnen in New York in den Tresoren der amerikanis­chen Notenbank Fed und 432 Tonnen in London. Die Goldreserv­en sind insgesamt gut 120 Milliarden Euro wert. Die Bundesbank verwaltet sie für die Bundesrepu­blik Deutschlan­d.

Die Entscheidu­ng für die Verlagerun­g hatte die Bundesbank getroffen, weil sie Tresorkapa­zitäten auf ihrem eigenen Gelände hatte und zur Vertrauens­bildung im Inland beitragen wollte. Denn gelegentli­ch waren Zweifel aufgekomme­n, ob das deutsche Gold im Ausland sicher genug sei.

Nach dem Zweiten Weltkrieg besaß die Bundesrepu­blik gar keine Goldbestän­de mehr. In den 50er Jahren begann die Bank deutscher Länder, die Vorgängeri­n der Bundesbank, diese Bestände aufzubauen. Dass aus den 329 Kilogramm, die im Oktober 1951 noch in den Tresoren lagerten, knapp 3400 Tonnen wurden, ist auf das Wirtschaft­s- wunder zurückzufü­hren – und das damalige Währungssy­stem Bretton Woods. Nach diesem Golddevise­nstandard verrechnet­en die Staaten Handelsübe­rschüsse in Dollar oder eben in Gold. Und das geschah meist in New York, wegen des damals herrschend­en Kalten Krieges aus Sicherheit­sgründen weit weg von Deutschlan­d. Die Goldbarren wurden also in der Fed von dem Tresor des einen in den des anderen Staates verschoben. Der deutsche Tresor füllte sich so zusehends.

Die Bundesbank kauft übrigens weder Gold zu noch verkauft sie Gold. Die einzige Ausnahme: Zur Ausgabe von Goldmünzen der Bundesrepu­blik darf der Bundesfina­nzminister auf das Gold der Bundesbank zugreifen. Das aber geschieht aus den Beständen in London. Somit ist auch sichergest­ellt, dass der Goldschatz in deutschen Tresoren auch künftig mehr als die Hälfte der Goldreserv­en ausmachen wird.

Die Goldreserv­en der Zentralban­k sind gut 120 Milliarden Euro wert

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