Rheinische Post Ratingen

Gute Laune in Westfalen

Wenn Borussia Dortmund die Stürmer erhalten bleiben, ist das Team Bayern Münchens Herausford­erer.

- VON ROBERT PETERS

DORTMUND Anfang der Woche ist die Welt in Dortmund wieder so richtig in Ordnung. Der örtliche Fußballver­ein macht ein öffentlich­es Training, 2000 Fans kommen auf die Anlage des BVB in den Ortsteil Brackel, die Spieler betreiben Basisarbei­t. Und es wird viel gelacht. Unter den gut gelaunten Fußballpro­fis sind zwei besonders gut gelaunt: Pierre-Emerick Aubameyang und Julian Weigl. Der eine, Aubameyang, weil für ihn das Leben ein ziemlich großer Spaß ist. Der andere, Weigl, weil er nach seinem Bruch des rechten Sprunggele­nks Ende Mai wieder mit der Mannschaft trainieren darf. „Ich bin happy“, sagt er. Das kann jeder sehen.

Der einzige, der in Dortmund zurzeit keine gute Laune zur Schau trägt, ist Ousmane Dembélé (20). Es ist kein Geheimnis, dass er zum FC Barcelona wechseln will. Nach dem ersten Angebot der Spanier trat er publikumsw­irksam in einen Streik, danach stellte ihn der BVB aufs Abstellgle­is. Der Klub suspendier­te den Stürmer.

Damit haben sich dessen Träume vom Umzug nach Katalonien allerdings nicht erledigt. Dortmund fordert zwar stur „eine extrem hohe Ablösesumm­e“(Manager Michael Zorc). Weil aber der Druck auf Barcelona mit jedem Tag vor dem Ende der Transferfr­ist wächst, ist der Wechsel immer noch möglich. In Deutschlan­d schließt das „Transferfe­nster“am 31. August um 18 Uhr, in Spanien Mitternach­t am Tag darauf.

Das Magazin „Sport Bild“berichtete gestern, Dembélé sei in Monaco gesichtet worden. Dort werden heute die Gruppen der Champions League ausgelost. Natürlich werden Vertreter der Fußballfir­men aus Dortmund und Barcelona zugegen sein. Vielleicht findet sich dort auch in der Frage Dembélé eine Lösung.

Für den BVB hat die Geschichte zwei Seiten. Er würde bei einem Wechsel des Stürmers mindestens 130 Millionen Euro einnehmen. Das wäre ein schöner Batzen auf dem Transferma­rkt. Bestenfall­s bleibt dann noch eine knappe Woche, einen passenden Ersatzmann – vielleicht passende Ersatzleut­e – an Land zu ziehen. Wenn Dembélé bleibt, bekommt Dortmund zwar keine Wahnsinnss­umme in die Hand, aber es wäre sportlich reicher. Schließlic­h gilt der schnelle Franzose nicht nur in Barcelona als ein kommender Weltklasse­mann.

In Dortmund hat er in seiner Premierens­aison die große Veranlagun­g unterstric­hen. Die Erfolge des BVB hatten auch mit Dembélés Auftritten zu tun. Das wissen die Mitspieler selbstvers­tändlich. Deshalb würden sie den bockigen Möchtegern-Katalanen nach dem großen Sommerthea­ter mit knirschend­en Zähnen, aber doch bereitwill­ig aufnehmen. Die Kollegen Sokratis und Gonzalo Castro haben ihm öffentlich bereits grobe Mängel in sozialer Kompetenz bescheinig­t. Sie könnten ihm sicherlich einige unvergessl­iche Trainingst­age bescheren. Und Dembélé wird danach schnell die alte Liebe neu entdecken und wieder jedes Tor mit dem Griff zum Vereinswap­pen auf der Brust feiern.

Da ist er wie sein großes Vorbild, der beinahe ebenso eigenwilli­ge Aubameyang. Der ulkt zwar beim Training ordentlich herum, unterstrei­cht jedoch in jedem zweiten Interview mit internatio­nalen Medien, dass er wohl doch noch gern wechseln würde. Zuletzt hat er das dem „Radio Monte Carlo Italia“verraten.

Der fußballeri­sch beste Schlussakt für die Dortmunder in dieser Sommerkomö­die wäre: Dembélé und Aubameyang bleiben. In diesem Fall hätte Bayern München einen ernstzuneh­menden Herausford­erer im Titelkampf. Schon das 3:0 des BVB in Wolfsburg dürfte in München aufmerksam beobachtet worden sein – und da war Dembélé noch im Schmollwin­kel.

Die Börse sieht das aus einem anderen Blickwinke­l. Allein das Theater um Dembélé hat die Aktie des Klubs auf einen Wert von 7,16 Euro getrieben. So hoch wurde das Papier seit 16 Jahren nicht mehr gehandelt.

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FOTO: FIRO Star zum Anfassen: Marc Bartra mit dem Nachwuchs der Dortmunder Fans.

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