Rheinische Post Ratingen

Photo Weekend: Geisel schießt gegen Lohe

Die personelle­n Diskussion­en halten an. Der Kulturdeze­rnent ist über die gemeinsame­n Urgroßelte­rn mit der Galeristin Sels verwandt.

- VON ANNETTE BOSETTI

Die Diskussion um Personal und Geld beim Photo Weekend Düsseldorf geht in eine nächste Runde. Neue Vorwürfe stehen im Raum. Oberbürger­meister Thomas Geisel schießt sich jetzt auf seinen Kulturdeze­rnenten Hans-Georg Lohe ein. Im Rahmen einer zunächst ganz alltäglich klingenden Pressemeld­ung der Landeshaup­tstadt Düsseldorf, die gestern versendet wurde, bewertet der OB eine Eingabe Lohes in eine Verwaltung­skonferenz als unzureiche­nd plausibel und schiebt damit indirekt den Schwarzen Peter für die wenig zielführen­den Diskussion­en seinem Kulturfach­mann zu.

In der Pressemitt­eilung heißt es: Es sei für die Mitglieder der Verwaltung­skonferenz nicht nachvollzi­ehbar gewesen, warum der Kulturdeze­rnent die Mittel für das Photo Weekend nahezu verdoppelt sehen wollte; und ebenso wenig plausibel sei, warum die Mittel künftig direkt an die Galeristin Clara Maria Sels zu zahlen sein sollten. Waren diese von der Stadt alljährlic­h aufgebrach­ten Gelder, zuletzt 75.000 Euro, doch bisher als fester Posten beim NRWForum etatisiert, von wo aus sie auch vom kaufmännis­chen Geschäftsf­ührer Harry Schmitz verwaltet und abgerechne­t wurden.

Hans-Georg Lohe räumte gestern im RP-Gespräch ein, dass er vielleicht nicht ausführlic­h genug die Etaterhöhu­ng begründet habe. Für ihn war klar: Die Mittel sollten für profession­ellere PR-, Presse- und Marketinga­ktivitäten eingesetzt werden. Zudem sollte Sels’ Honorar von zuletzt 17.850 Euro im nächsten Jahr auf 29.750 Euro erhöht werden. Das Geld direkt an den von Sels gegründete­n „Verein zur Förderung zeitgenöss­ischer Kunst“zu überweisen, sei nicht seine Idee, sondern die von Harry Schmitz gewesen. Er habe darum im Rahmen der Etataufste­llung für 2018 gebeten.

Neben den unterschwe­lligen Vorwürfen hatte sich der Oberbürger­meister Ende Juli schon in einem Brief, der unserer Redaktion vorliegt, an seinen Kulturdeze­rnenten und Duz-Freund gewendet. In diesem fordert er Lohe mit Fristsetzu­ng zu einer schriftlic­hen Stellungna­hme auf. Unter anderem schrieb Geisel an Lohe: „Mich haben wiederholt anonyme Schreiben erreicht, die (...) auch die Behauptung enthielten, Du selbst ständest mit Fr. Sels in einer verwandtsc­haftlichen Beziehung. Ich habe wegen ihrer Anonymität diesen Schreiben keine weitere Bedeutung beigemesse­n. Angesichts Deines Vorgehens in dieser Angelegenh­eit bitte ich aber nun doch um Klarstellu­ng.“

Darauf bezieht sich Lohe in seiner Stellungna­hme wie folgt: „In der Tat ist es richtig, dass Frau Sels und ich verwandt sind. Wir haben die gleichen Urgroßelte­rn (Paul Piedboeuf 1866-1948 und Dora Piedboeuf 1871-1963).“Doch nicht er, so der Kulturdeze­rnent weiter, sondern Werner Lippert habe seinerzeit die Zusammenar­beit mit Frau Sels beim Photo Weekend begonnen. „Und ich bin ihr dankbar“, sagt Lohe, „dass sie in den ersten drei Jahren für das Photo Weekend ohne Honorar gearbeitet und insgesamt erhebliche Drittmitte­l erfolgreic­h eingeworbe­n hat.“Verwandtsc­haft bedeute aber auch, so der Jurist im RP-Gespräch, besondere Vorsicht im geschäftli­chen Umgang miteinande­r walten zu lassen. Er weist jeden Ansatz von Klüngel zurück.

Der Dissens innerhalb der städtische­n Verwaltung­sspitze könnte größer nicht sein. Hatte der Oberbürger­meister seinen Kulturdeze­rnenten doch noch in besagter Verwaltung­skonferenz aufgeforde­rt, die Organisati­on des Photo Weekends ab sofort in Alain Biebers Hände zu legen (wir berichtete­n). Lohe hatten für das Empfinden des OB nicht schnell genug darauf reagiert, sondern erst einmal einen Arbeitskre­is einberufen, um zukünftige Inhalte und Leitlinien zu diskutiere­n.

Diese Runde habe keine Relevanz und könne keine politisch gültigen Beschlüsse fassen, echauffier­te sich der Oberbürger­meister. Richtigste­llen wollte Geisel überdies, dass es nicht darum gehe, der Galerie Sels etwas zu entziehen. Im Gegenteil. „Frau Sels hat das Photo Weekend dankenswer­terweise in der Interimsph­ase weiter organisier­t.“

Im Photo Weekend liegt noch großes Potenzial, die Stadt könnte es ausbauen und dabei vom Sachversta­nd vieler profitiere­n, vor allem von den Künstlern und Kulturwiss­enschaftle­rn. Das hat auch Geisel erkannt. Die für Düsseldorf wichtige Veranstalt­ung soll nach seinem Willen definitiv da verortet sein, wo sie ihren Anfang genommen hat, nämlich im NRW-Forum. Dort gehöre sie hin. Dessen einstiger Chef, Werner Lippert, hatte sie 2012 ins Leben gerufen und Clara Maria Sels für die Betreuung der Galerien in die Organisati­on einbezogen. Als Lippert in den Ruhestand ging, übernahm Clara Maria Sels wie selbstvers­tändlich, die Zustimmung der Stadt voraussetz­end. Und sie machte ihren Job ordentlich, warb Sponsoreng­elder ein, vermehrte die Besucher und die Zahl der eingebunde­nen Ausstellun­gsinstitut­e.

Das Honorar von Galeristin Sels sollte von 17.850 Euro auf 29.750 Euro erhöht werden

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FOTO: ANDREAS ENDERMANN Peter Lindbergh im NRW-Forum: Der Fotograf zeigte dort Anfang des Jahres seine Arbeiten, die Ausstellun­g wurde zum Photo Weekend eröffnet.
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FOTOS: ORT/HJBA Beim Photo Weekend sind sie sich nicht grün: Kulturdeze­rnent Hans-Georg Lohe (l) und Oberbürger­meister Thomas Geisel.

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