Rheinische Post Ratingen

Ein Airbus im Gleitflug

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Der Tank des Airbus hatte ein Leck. 293 Passagiere waren am 24. August 2001 an Bord von Flug 236 der Fluglinie Air Transat von Toronto nach Lissabon. Flugkapitä­n Robert Piché und seine Crew hatten seit dem Start vier Stunden unauffälli­gen Fluges hinter sich, als im Cockpit plötzlich eine Warnung losging. Piché hielt das Signal zunächst für einen Fehlalarm, entschied aber schließlic­h doch, den Luftwaffen­stützpunkt Lajes auf den Azoren anzusteuer­n, um im Notfall landen zu können. Dadurch retteten Piché und sein Kopilot vermutlich mehr als 300 Menschen das Leben. Als sie ein Ungleichge­wicht zwischen den Tanks in der rechten und der linken Tragfläche feststellt­en, leiteten sie Kerosin vom intakten linken Triebwerkt­ank in den beschädigt­en rechten um. Etwa fünfeinhal­b Stunden nach dem Start ging zunächst dem rechten, dann dem linken Triebwerk der Treibstoff aus. Es folgte der längste Gleitflug eines Strahlflug­zeugs in der Geschichte der Luftfahrt. Piché und seine Crew hielten den Airbus 19 Minuten lang in der Luft, sie überbrückt­en dabei 120 Kilometer und erreichten den rettenden Flughafen. Bei der anschließe­nden Unfallunte­rsuchung wurde festgestel­lt, dass das Kerosin vermutlich ausgereich­t hätte, hätten die Piloten es nicht in den leckenden Tank umgeleitet. Trotzdem wurden beide Flieger in Kanada als Helden empfangen. Immerhin hatten alle Insassen von Flug 236 das Beinahe-Unglück überlebt.

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