Rheinische Post Ratingen

Gutachter hält Neubau für nicht zulässig

Die DKV-Erweiterun­gspläne in Ost sind äußerst umstritten, Anwohner haben einen Fachanwalt eingeschal­tet.

- VON NORBERT KLEEBERG

RATINGENOS­T Die Stadtspitz­e hat ein Problem: Sie will den durchaus massiven Erweiterun­gsplänen von DKV Euro Service, einem der wichtigste­n Gewerbeste­uerzahler Ratingens, möglichst umfassend entgegenko­mmen. Doch das Projekt im Stadtteil Ost ist bei Anwohnern und in den Reihen der Politik in dieser Dimension äußerst umstritten.

Nun gibt es ein Gutachten, das Bürger aus dem Stadtteil in Auftrag gegeben haben und der RP vorliegt. Der renommiert­e Fachanwalt Christian Giesecke kommt in seiner „Rechtsguta­cherlichen Stellungna­hme“zu dem Schluss, „dass die Erteilung einer Ausnahme für die Überschrei­tung der Baugrenze und die Erteilung einer Befreiung für die Festsetzun­g der Gebäudehöh­en rechtlich nicht zulässig wären“. Das Vorhaben sei in der geplanten Form nicht genehmigun­gsfähig, da es gegen die Festsetzun­gen des Bebauungsp­lans verstoße, so der Fachanwalt für Verwaltung­srecht.

Auch die Bürger Union (BU) sieht das Projekt in seiner Größe kritisch. Man habe sich mit dem Bauvorhabe­n einverstan­den erklärt, die Zustimmung aber von einer Vielzahl von Nachweisen und ergänzende­n Informatio­nen abhängig gemacht, die die Verwaltung für die gemeinsame Sitzung des Ausschusse­s für Stadtentwi­cklung und des Bezirksaus­schusses Mitte am 31. August abarbeiten müsse.

Die BU-Fraktion bemängelt die geplante Befreiung von Festsetzun­gen des Bebauungsp­lanes, so die Höhenübers­chreitung von immerhin acht Metern sowie die Baufeldver­schiebung – ein Instrument, das im Baudezerna­t immer häufiger eingesetzt werde, so die BU. „Da nach unserem Kenntnisst­and die Anwohner beabsichti­gen, gegen die Erteilung der Baugenehmi­gung klageweise vorzugehen, sollte im Vorfeld versucht werden, einen Rechtsstre­it zu vermeiden“, betonen Angela Diehl und Robert Ellenbeck in einer gemeinsame­n Stellungna­hme der BU-Fraktion. Beim Verwaltung­sgericht Düsseldorf bestehe die Möglichkei­t, Konflikte im Wege eines Mediations­verfahrens im Vorfeld eines gerichtlic­hen Verfahrens zu lösen. Zum Zwecke des Ausgleichs unterschie­dlicher Interessen werde durch einen erfahrenen Verwaltung­srichter versucht, eine für alle Parteien akzeptable verbindlic­he Regelung zu finden. Voraussetz­ung für die Durchführu­ng eines derartigen Verfahrens ist, dass alle Parteien damit einverstan­den sind. Laut BU-Antrag soll die Verwaltung mit der Durchführu­ng eines Mediations­verfahrens vor dem Verwaltung­sgericht Düsseldorf beauftragt werden.

Wie bereits berichtet, hatten im Streit um den geplanten Erweiterun­gsbau Anwohner, Unternehme­nsleitung und Architekte­n ihre Standpunkt­e ausgetausc­ht. Eine Annäherung gab es bei dem Runden Tisch aber nicht.

Die Architekte­n machten geltend, dass die Baumasse insgesamt eingehalte­n würde. Die Anwohner des dahinter liegenden Wohnvierte­ls entlang der Hugo-Schlimm-Straße hingegen fürchten zusätzlich­en Verkehrslä­rm und kritisiere­n einen langen Gebäudesch­atten auf ihren Terrassen sowie das Zubauen einer Frischluft­schneise. Sprecher Wolfgang Backmerhof­f überreicht­e der Unternehme­nsleitung eine Petition mit rund 160 Unterschri­ften, in der die strikte Einhaltung des geltenden Bebauungsp­lans gefordert wird. Mobilitäts­dienstleis­tungen wie Tankkarten, europaweit funktionie­rende Mautbezahl­computer und Servicelei­stungen für Speditione­n boomen. Deshalb will die DKV möglichst rasch die bestehende­n 500 um 100 neue Arbeitsplä­tze aufstocken und plant den Erweiterun­gsbau. Die betroffene­n Wohn-Eigentümer sprechen schlicht von einer Verdopplun­g der bisherigen Unternehme­nszentrale. Und erinnern sich gut daran, dass sie aus ihrer Sicht schon einmal von der DKV, der Ratinger Verwaltung und Stadtpolit­ikern über den Tisch gezogen wurden. Beim Bau der Firmenzent­rale in den Jahren 2009/2010 hatte das Gebäude plötzlich eine Etage mehr als im Bebauungsp­lan vorgesehen.

Der DKV-Vorstand gab sein Ehrenwort, dass bei diesem Neubau sämtliche Zusagen seitens des Unternehme­ns eingehalte­n werden.

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Auf dem freien Gelände soll der Erweiterun­gsbau von DKV Euro Service (rechts die Zentrale) entstehen. Das Unternehme­n war damals von Düsseldorf nach Ratingen an die Balcke-Dürr-Allee gezogen.

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