Rheinische Post Ratingen

Drastisch gegen Raser und Drängler vorgehen

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Vor kurzem machte ein deutscher Urlaubs-Heimkehrer im Internet seinem Zorn Luft über das Drängler- und Raserunwes­en auf unseren Straßen – bevorzugt Autobahnen. Was mich wunderte und angenehm überrascht hat, waren die Reaktionen: überwiegen­d Zustimmung, mehrheitli­ch geäußerte ähnliche Erfahrunge­n mit Verkehrste­ilnehmern, die in ihrem kollektive­n Irresein zu Gefährdern hinterm Lenkrad zählen.

Der konsternie­rte Urlaubs-Heimkehrer hatte im In- und angrenzend­en Ausland gut 2000 Kilometer Streckener­fahrung gesammelt und deutlich gemacht, dass er keinesfall­s zur Kategorie der gewohnheit­smäßigen Pkw-Schleicher zählt, die auch Gefährder sein können, sondern gerne zügig unterwegs ist. Nur, auch die zügig Fahrenden, die sich beispielsw­eise „erdreisten“, mit 140 Stundenkil­ometer auf der linken Spur vorwärts zu kommen, seien

Die Deutschen belehren gerne andere. Sie sollten sich selbst belehren lassen und endlich bei einem europäisch­en Tempolimit 130 mitmachen.

blödsinnig­en Rasern und frechen Dränglern oft ein Ärgernis. Mir kommen Letztere in Ihrem Platz-daWeg-da!-Habitus wie automobile Trumpisten vor. So wie der Platz hinterm Schreibtis­ch im Oval Office Charakters­chwächen nicht zügelt, sondern ihnen die Sporen gibt, so verstärkt auch der Fahrersitz im Auto nicht selten die Unreife desjenigen, der dort Platz genommen hat.

Der neue Polizeiprä­sident in Köln, Uwe Jacob, hat vor wenigen Tagen im RP-Interview dafür plädiert, auf Autobahnen ein generelles Tempolimit von 130 km/h einzuführe­n, wie es in den allermeist­en Ländern rund um das Raser-Eldorado Deutschlan­d üblich ist. Der erfahrene Polizeibea­mte Jacob begründete das zu Recht damit, dass strikte Tempobegre­nzung zu stressfrei­erem Fahren, zu besser fließendem Verkehr und zu weniger Unfällen führe.

Wir Deutsche sind bekannt und im Ausland auch berüchtigt dafür, dass wir gerne andere Menschen und Länder belehren. Warum lassen wir uns nicht einmal von den guten Erfahrunge­n europäisch­er Partnersta­aten mit Tempolimit­s überzeugen? Den alten Unsinns-Slogan „Freie Fahrt für freie Bürger“formuliert doch nicht einmal mehr dessen Erfinder, der ADAC. Ein europaweit­es 130-Tempolimit auf Autobahnen müsste technisch energisch überwacht werden, so wie in Frankreich.

Auch bei den Kosten für Raserei sollte sich Deutschlan­d endlich europäisch verhalten. Wer etwa 50 Kilometer zu schnell gefahren ist, zahlt bei uns ab 240 Euro. Zum Vergleich: Frankreich (1500); Italien (ab 530); Niederland­e (ab 660); Spanien (ab 600). Der Mensch, also auch der Autofahrer, ist aus krummem Holz. Manchmal muss man ihm die Vernunft eben drastisch beibiegen. Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de“

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