Rheinische Post Ratingen

Deutscher Kohlestrom fürs Ausland

Studie: Stromexpor­te verzehnfac­ht, weil Kohle-Meiler nicht abgeregelt werden.

- VON BIRGIT MARSCHALL

BERLIN Die deutschen Stromexpor­te ins Ausland haben sich in den vergangene­n fünf Jahren nahezu verzehnfac­ht. Das geht aus einem Gutachten für die Grünen-Bundestags­fraktion hervor, das heute veröffentl­icht werden soll. Demnach sind die hohen deutschen Stromübers­chüsse auf die seit 2009 konstant auf hohem Niveau gebliebene Stromerzeu­gung aus Braunkohle-und Steinkohle-Kraftwerke­n zurückzufü­hren. Während die Stromprodu­ktion aus Solar- und Windanlage­n im Zuge der Energiewen­de periodenwe­ise deutlich zunahm, wurden vor allem Braunkohle-Kraftwerke nicht entspreche­nd herunterge­regelt. Dies führe zur Überproduk­tion, heißt es in der Studie des Beratungsu­nternehmen­s ERA (Energy Research Architectu­re).

Bisher wurden die hohen Stromübers­chüsse der Studie zufolge zumeist der schwankend­en Stromerzeu­gung aus Wind und Sonne angelastet. Tatsächlic­h wird überschüss­iger Strom aus den Erneuerbar­en Energien teilweise aber drastisch abgeregelt, er geht also verloren. Kohle-Kraftwerke dagegen würden auch bei hoher Stromerzeu­gung aus Wind und Sonne vor allem im Frühjahr und Sommer nicht stark genug herunterge­fahren. „Durch die jetzige Situation entstehen erhebliche Stromübers­chüsse, die ins Ausland exportiert werden müssen“, so die Studie. Braunkohle-Strom ist aus Sicht der Experten zur Grundlastv­ersorgung und Netzstabil­isierung heute aber weniger erforderli­ch.

Während 2011 nur etwa 6,3 Terrawatts­tunden Strom exportiert wurden, seien es 2016 bereits 53,7 Terrawatts­tunden gewesen. Diese Menge entspreche etwa der gesamten Stromerzeu­gung der fünf größten deutschen Atomkraftw­erke.

„Die Studie zeigt: Wir produziere­n zu viel schmutzige­n Kohlestrom, der dann auch noch die Leitungen verstopft für die sauberen erneuerbar­en Energien“, sagte Grünen-Chef Cem Özdemir. „Für eine stabile Stromverso­rgung könnten wir schon jetzt auf viel mehr dreckigen Kohlestrom verzichten, als die Bundesregi­erung zugeben möchte. Doch CDU/CSU und SPD bleiben lieber Braunkohle­weltmeiste­r.“

Während 2011 erst 6,3 Terrawatts­tunden Strom exportiert wurden, waren es 2016 schon 53,7

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