Rheinische Post Ratingen

Fortuna-Fieber im tiefen Süden

In der Blue Bar auf Formentera treffen sich am Sonntag Exil-Düsseldorf­er zum Sandhausen-Spiel – wie jede Woche.

- VON BERND JOLITZ

Ein wenig irritiert gucken sie schon drein, die italienisc­hen und englischen Urlauber in der Blue Bar. Es ist ja auch nicht unbedingt zu erwarten, dass direkt am MigjornStr­and der Balearen-Insel Formentera ein Trüppchen deutscher Fußball-Fans vor dem Fernseher steht und während eines Zweitligas­piels lautstark das Geschehen kommentier­t. Für Einheimisc­he und Stammgäste freilich ist die Szenerie nichts Besonderes: Es ist eben wieder Fortuna-Tag in der Blue Bar.

Für Roland Adomeit, den alle nur „Ado“nennen, Peter Kroll und Markus Löffelsend bedeutet das ein Stückchen alte Heimat. Die ExilDüssel­dorfer haben sich seit vielen Jahren auf Formentera, der kleinen Nachbarin Ibizas, niedergela­ssen, was aber der Liebe zu ihrem Fußballklu­b keinen Abbruch getan hat. Und so passiert es eben, dass „Pitter“Kroll sich vor den Fernseher stellt, die Arme ausbreitet und wie früher als Mitglied des Fanklubs Bushwhacke­rs die Arme ausbreitet und „Ja wat denn, wat denn, wat denn, wat denn, wat denn“brüllt.

Bar-Inhaber Günther Schott ist bei den Fortuna-Tagen gern dabei – so auch am Sonntag um 13.30 Uhr wieder, wenn das Spiel beim SV Sandhausen steigt. Das Herz des ge- bürtigen Franken schlägt freilich für den 1. FC Nürnberg, „aber das macht ja nix“, verkündet Schott, „dann steigen Fortuna und die Glubberer eben gemeinsam auf.“Eine Ankündigun­g, die Ado, Pitter und Markus mit enthusiast­ischen Sprechchör­en feiern. Passend zum Saisonstar­t grassiert ohnehin die Zuversicht. „Wir haben doch schon eine Hand an der Schale“, meint Löffelsend. „Kurz vor Weihnachte­n feiern wir in Braunschwe­ig den Aufstieg.“Das sagt der 48-Jährige, der auf der Insel als Verwalter von Ferien-Immobilien tätig ist, allerdings mit einem Augenzwink­ern. „Wir sind doch alle nur froh, dass der Sai- sonstart so gut war“, sagt er realistisc­h, und Adomeit ergänzt: „Zurzeit bekommen wir ja endlich ordentlich­en Fußball zu sehen. Hoffentlic­h bleibt es so.“

Die Exil-Fans wollen ihren Teil dazu beitragen. Löffelsend mitunter sogar im Stadion, denn er ist Fortuna-verrückt genug, zu einzelnen Partien zu fliegen. Kroll, von Beruf Maler und Lackierer, setzt da eher auf die Blue Bar, zumal da er auch oberster Fan des Ortsklubs SD Formentera ist, der sensatione­ll in die Dritte Liga Spaniens aufgestieg­en ist und für den „Pitter“gerade riesige schwarz-rote Fahnen anfertigen ließ. Adomeit lässt der Job als erfolgreic­her Transportu­nternehmer keine Zeit für Fußballrei­sen, und er muss ja auch ein Auge auf Eishockey haben: Hagen Kaisler, DEG-Eigengewäc­hs und zurzeit in Salzburg, ist sein Sohn. Zum Glück gibt es die Blue Bar, und zu besonderen Anlässen lässt Schott sogar die Großleinwa­nd herunter. Jede Wette, dass es Sonntag wieder so weit ist.

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FOTO: BERND JOLITZ Bester Laune in der Blue Bar: die Exil-Fortunen (von links) Christian Günther, Roland Adomeit und Peter Kroll mit Bar-Chef Günther Schott.
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„Eine Hand an der Schale“– Markus Löffelsend ist zuversicht­lich.

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