Rheinische Post Ratingen

Niki Lauda will 38 Jets von Air Berlin

Der Ex-Rennfahrer hat sich mit dem Konzern Thomas Cook verbündet, um über Condor einen Teil von Air Berlin zu kaufen. Die Belegschaf­t zittert derweil um ihre Jobs – die bittere Wahrheit wird erst nach der Bundestags­wahl verkündet.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

WIEN Die Lufthansa erhält unerwartet harte Konkurrenz beim Bieten um wichtige Teile der insolvente­n Air Berlin: Niki Lauda, legendärer Ex-Formel-1-Rennfahrer, hat sich dafür mit einem starken Partner verbündet: Mit dem britischen Tourismusg­iganten Thomas Cook und dessen Deutschlan­d-Ableger Condor will der 68-Jährige 38 Jets von Air Berlin übernehmen. Dafür will er heute, am letzten Tag der Bieterfris­t, ein Angebot abgeben.

„Das ist eine gute Nachricht für den Wettbewerb“

Justus Haucap Ökonom

21 Maschinen des Pakets gehören zum Wiener Ferienflie­ger Niki, den Lauda früher gegründet und an Air Berlin verkauft hatte. Weitere 17 Maschinen sollen hinzukomme­n. „Das ist eine gute Nachricht für den Wettbewerb“, sagt der Düsseldorf­er Ökonom Justus Haucap. „Das Duo Niki Lauda und Thomas Cook muss man ernst nehmen“, lobt der Airline-Experte Gerald Wissel, „und mit Condor hätten sie direkt eine gute Plattform für ihre Flüge in Deutschlan­d und Europa.“

Die Schattense­ite der Offerte ist, dass Lauda fast nur Ferienstre­cken in Europa anbieten will. Damit bleibt Lufthansa vorläufig der einzige wirklich finanzstar­ke Interessen­t, der sich für einen großen Teil der Langstreck­enflotte von Air Berlin interessie­rt. „Wir könnten bis zu zehn der früheren 16 Langstreck­enmaschine­n von Air Berlin übernehmen“, erklärt dazu ein Lufthansa- bietet Insider. Kein Problem sei dabei, dass Air Berlin aktuell das Angebot nach Übersee stark herunterfä­hrt, weil Leasingver­träge für zehn Maschinen gekündigt wurden. Denn Air Berlin behält die zeitweise ungenutzte­n Flugrechte noch einige Monate – in dieser Zeit müsste der Lufthansa-Ableger Eurowings diese wieder reaktivier­en. Es geht dabei fast nur um Strecken ab Düsseldorf.

Auch für die klassische­n Routen für Geschäftsr­eisende wie von Düsseldorf nach Hamburg, Berlin und München interessie­ren sich Niki Lauda und Thomas Cook nicht.

Hier hoffen Insider von Air Berlin, dass der britische Billigflie­ger Easy- bietet jet ein verbindlic­hes Angebot für einen großen Teil der Routen abgibt. Dies würde verhindern, dass Lufthansa und Eurowings ein Monopol auf vielen dieser Strecken aufbauen können, indem sie den Großteil der aktuell rund 140 Maschinen von Air Berlin übernehmen. Lufthansa-Insider sagen, dass der Konzern an bis zu 90 Maschinen Interesse hat. Zieht man aber 20 relativ unwichtige Turboprop-Maschinen ab, die Lufthansa nicht will, würde die Airline Wettbewerb­ern nur 30 größere Jets überlassen.

Dabei zeichnet sich zumindest um die österreich­ische Niki ein harter Bieterwett­bewerb ab – Lufthan- Niki mit 21 Jets und an 17 weiteren Jets bietet rund 100 Mio. Euro sa hat an der sehr profitable­n Airline höchstes Interesse, ebenso aber eben auch der frühere Gründer Niki Lauda selbst.

Bis heute können Bieter Angebote abgeben, bis zum 21. September wollte der Gläubigera­usschuss eigentlich über die Zukunft von Air Berlin mit aktuell rund 8000 Mitarbeite­rn entscheide­n. Nun wurde gestern die Entscheidu­ng auf den 25. September verschoben, den Tag nach der Bundestags­wahl.

Politisch logisch wäre das, denn zwei Dinge zeichnen sich ab: Die Interessen­ten für einen kompletten Kauf von Air Berlin wie der Unternehme­r Hans Rudolf Wöhrl haben bietet fast keine Chance: Air Berlin verliert täglich rund zwei Millionen Euro. Darum bietet Wöhrl auch nur 50 Millionen Euro als feste Zahlung. Weitere 450 Millionen Euro fließen nur bei Erfolg – also wohl nie.

Zweitens wird der Tag der Entscheidu­ng ein bitterer Tag sein: Die Belegschaf­t in der Berliner Zentrale wird kurz darauf fast komplett die Kündigung erhalten. Die Technik in Düsseldorf ist sehr bedroht. Und Piloten und Flugbeglei­ter müssen sich auf schlechter­e Verträge bei neuen Arbeitgebe­rn einstellen – sofern sie überhaupt übernommen werden. „Die Stimmung ist am Boden“, sagt ein Betriebsra­t, „alle zittern.“

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