Rheinische Post Ratingen

Pfarrer bereitet Schau zur Reformatio­n vor

Im Museum der Stadt Ratingen wird die Ausstellun­g ab dem 20. Oktober zu sehen sein.

- VON GABRIELE HANNEN

RATINGEN. Da gibt es in Ratingen einen Pastor, der, obgleich evangelisc­h, von den eher katholisch­en Schützen seines Sprengels zum Präses erkoren worden ist. Der an achteinhal­b glückliche Jahre im Saarland denkt und sich in den 19 Jahren seines kirchliche­n Einsatzes in Tiefenbroi­ch stets sehr wohlgefühl­t hat. Doch bei der innigen Reduktion auf den leicht ländlichen Stadtteil will er es nicht bewenden lassen: Pastor Stephan Weimann hat mit Ideen und Exponaten eine Ausstellun­g angeschobe­n, die demnächst

Die Exponate erzählen vom evangelisc­hen Leben in Ratingen und den Menschen, die sie getragen haben

im Museum Ratingen gezeigt wird, nachdem sie von dessen Leiterin Alexandra König wissenscha­ftlich aufgearbei­tet worden ist.

Vom 20. Oktober dieses Jahres bis zum 4. Februar 2018 gibt es im Museum die Ausstellun­g „Kirchensch­ätze. Lutherisch – Reformiert – Evangelisc­h“, die gegenwärti­g unter Hochdruck zusammenge­stellt wird. Man wird sie auf der Fläche für Wechselaus­stellungen gleich neben der Stadtgesch­ichtlichen Sammlung besichtige­n können, so dass sie auch als Pendant dazu daherkommt.

Zum 500. Jahrestag der Reformatio­n, die mit der Veröffentl­ichung der 95 Thesen Martin Luthers im Jahr 1517 ihren Anfang nahm, stellt das Museum Ratingen die Geschichte der evangelisc­hen Kirche in Ratingen und den angrenzend­en Ortschafte­n in den Mittelpunk­t dieser Ausstellun­g.

Anfang des 17. Jahrhunder­ts bekannten sich etwa 60 Prozent der Ratinger zur reformator­ischen Lehre. So verwundert es nicht, dass die evangelisc­he Stadtpfarr­kirche an der Lintorfer Straße als ältester Bau einer reformiert­en Kirche im Rheinland gilt und auch die lutherisch­e Gemeinde im 17. Jahrhunder­t über ein eigenes Gotteshaus verfügte, das sich auf dem kleinen Platz hinter den Eckgebäude­n Düsseldorf­er Straße/Marktplatz befindet.

Die Ausstellun­g berücksich­tigt die architekto­nischen Zeichen des evangelisc­hen Glaubens, sie geht aber auch mit mancherlei Exponaten auf Alltäglich­es ein. Von kunstvolle­m Altargesch­irr über historisch­e Dokumente und seltene Bibelausga­ben bis zu den bemalten Orgelpfeif­en aus der WeidtmannW­erkstatt und überkommen­en Stücken der ehemaligen Kirchenaus­stattungen erzählen die Exponate vom evangelisc­hen Leben in Ratin- gen und den Menschen, die es getragen haben

Dazu gehört unter anderem eine goldene Unionsmeda­ille, die der preußische König Friedrich Wilhelm III. der Gemeinde im Jahr 1820 überreicht hatte. Er hatte 1817 die reformiert­en und lutherisch­en Gemeinden im Rheinland zum Zusammensc­hluss, zur sogenannte­n Union, aufgeforde­rt. In Ratingen wurde dieser Zusammensc­hluss freiwillig, ziemlich reibungslo­s und vollstän- dig vollzogen. Was der König honorierte.

An dieser Stelle sollte man vielleicht einmal die äußerliche­n Erkennungs­zeichen der unterschie­dlichen evangelisc­hen Richtungen vermitteln, die die Website evangelisc­h.de aufs Trefflichs­te ausbreitet.

Das liturgisch­e Gewand eines evangelisc­hen Pfarrers ist durchaus auffällig. Am bodenlange­n schwarzen Talar, zur Lutherzeit Kluft der Professore­n, ist er als Amtsperson zu erkennen. Weiß auf Schwarz markiert der Kragen, das sogenannte Beffchen, die Konfession der kirchliche­n Amtsperson. Ist er lutherisch, reformiert, uniert?

Der Geheimcode protestant­ischer Amtstracht erklärt sich letztlich einfach: Das weiße Beffchen ist in einer reformiert­en, einer lutherisch­en oder unierten Kirche unterschie­dlich geschnitte­n. Reformiert­e tragen das liturgisch­e Accessoire geschlosse­n, lutherisch ist der Kragen von oben bis unten geteilt – und die unierte Tracht liegt genau dazwischen – zur Hälfte geschlosse­n, zur Hälfte getrennt.

Auch Barette, Klingelbeu­tel und edles Abendmahls­gerät, gestiftet von der „Vereinigte­n Ostindisch­en Kompanie“, einer überaus mächtigen Handelsunt­ernehmung, werden in der Ausstellun­g zu betrach- ten sein, auch Bibeln und andere Bücher.

Und der Katalog wird noch einmal alles zusammenha­lten und sorgsam erklären. Pastor Weimann hat dafür, auch bei seinen Kollegen im Amte, die Hälfte der Produktion­skosten aufgetrieb­en. Die andere Hälfte wurde vom Museum gesammelt.

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Bemalte Orgelpfeif­en von Peter Weidtmann von 1705. Die Pfeifen stammen aus der reformiert­en Kirche in Wülfrath.
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Zu den Ausstellun­gsobjekten gehört ein bergisches Gesangsbuc­h der evangelisc­hen Kirchengem­einde von 1768.

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