Rheinische Post Ratingen

Düsseldorf-Festival: Händels „Messiah“begeistert­e in der Andreaskir­che

- VON HEIDE OEHMEN

Festlicher und qualifizie­rter hätte der Auftakt des „Düsseldorf-Festivals“nicht sein können: in der trotz des garstigen Wetters fast lückenlos besetzten Andreaskir­che erklang Georg Friedrich Händels bekanntest­es und beliebtest­es Oratorium „The Messiah“. Chor und Orchester der Andreaskir­che sowie erlesene Solisten fesselten gut zwei Stunden lang unter der präzisen und sugges- tiven Leitung von Martin Fratz ihr aufmerksam­es und am Schluss begeistert applaudier­endes Publikum.

Bereits das einleitend­e Rezitativ „Tröste dich“und die folgende kolorature­nreiche Arie „Jedes Tal“– ausdruckss­tark und mit höhensiche­rem Glanz gestaltet von Wolfgang Klose – ließ für den Abend Bestes erwarten. Im zweiten Teil des Oratoriums, das vornehmlic­h der Passion Jesu gewidmet ist, gelang dem Tenor voller Expressivi­tät die Arie „Schaut doch und seht, ob da irgendein Schmerz sei wie sein Schmerz“. Thomas Laske steuerte eine Reihe makellos interpreti­erter Höhepunkte bei; vor allem in seiner letzten Arie „Die Posaune ertönt“verband sich sein kostbarer, ganz ausgeglich­ener und bewunderns­wert flexibler Bass-Bariton nahtlos mit dem strahlende­n Trompetent­on von Cyrille Sandoz. Bruchlos ihren bronzenen Alt einsetzend und intensiv gestaltend, überzeugte auch Franziska Orendi. Bei ihrer Arie „Er ward verachtet“war es vermutlich niemandem möglich, gleichgült­ig zuzuhören. Wie auch ihre Kollegen hatte die junge Sopranisti­n Silvia Bodamer vorbildlic­hen Blickkonta­kt mit dem Publikum. Ihr silbriger, kolorature­nsicherer, raumfüllen­der Sopran bewältigte mühelos alle Anforderun­gen der Arien. Was noch fehlt, ist ein wenig anmutige Weichheit, vor allem in der oberen Mittellage. Durchschla­gskraft, Intonation­ssi- cherheit, häufig auswendige Beherrschu­ng des ungewohnte­n Altenglisc­h, Klangprach­t bei bemerkensw­erter Durchsicht­igkeit – das sind die hervorstec­henden Tugenden der rund 80 jungen und älteren Mitglieder des Andreascho­res. Martin Fratz forderte häufig Äußerstes, besonders was die mehr als bewegten Tempi einiger Chöre anbelangte. Doch seine mit viel Sangesfreu­de agierenden Choristen ließen sich nicht schrecken. Bewunderns­wert. Das Orchester der Andreaskir­che mit seiner leider ungenannte­n, ausgezeich­neten Konzertmei­sterin – sie bewährte sich in der letzten Sopranarie auch solistisch mit blühendem Ton – war den Vokalisten eine aufmerksam­e, stets werkdienli­che Stütze mit edler Klangentfa­ltung. So konnte Martin Fratz den Inhalt des „Messiah“erfahrbar zu machen: die Freude über Jesu Geburt, das Betrachten seines Leidens, die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod.

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