Rheinische Post Ratingen

Pilger erleben Premiere in Homberg

Lebenshilf­e und Gemeindemi­tglieder von St. Peter und Paul begeben sich erstmalig zusammen auf den Jakobsweg.

- VON ANNEKE SCHULTZ

HOMBERG Strahlende­r Sonnensche­in, angenehme Temperatur­en und kaum eine Wolke am Himmel: Bessere Voraussetz­ungen gibt es nicht, um einen Tag im Freien zu verbringen. Unter dem Motto „Wege entdecken – gemeinsam Pilgern auf dem Jakobsweg“trafen sich die Bewohner und Mitglieder der Lebenshilf­e Kreisverei­nigung Mettmann, Gemeindemi­tglieder der Pfarrei St. Peter und Paul sowie Interessie­rte vor der Kirche St. Jacobus der Ältere in Homberg. Behinderte und nicht behinderte Menschen sollten gemeinsam ein Stück des Jakobswegs entlang pilgern.

Roberto Loi arbeitet in Ratingen im Wohnheim der Lebenshilf­e und hat das Projekt angestoßen. „Wir gehen oft mit den Bewohnern spazieren. Zuerst hatte ich die Idee, einen Wandertag zu veranstalt­en. Bei Re-

„Die Dudelsackm­usik hat Tradition beim Jakobspilg­ern“

Ralf Gassen St. Peter und Paul cherchen bin ich dann darauf gestoßen, dass Ratingen ein zentraler Ort auf dem Jakobsweg ist“, sagte Loi. Aus dem Wandertag wurde dann ein Pilgertag und aus der Idee schnell ein festes Vorhaben. Dahinter steckt der Gedanke, dass behinderte und nicht behinderte Menschen den Weg gemeinsam bestreiten, sich gegenseiti­g helfen und miteinande­r ins Gespräch kommen.

Zu Beginn erhielt jeder Teilnehmer eine Pilgermusc­hel, dann wurde die Gruppe nach einem kurzen Gottesdien­st mit dem Pilgersege­n und Dudelsackm­usik auf die Strecke entsendet. Gemeindere­ferent Ralf Gassen von St. Peter und Paul hielt den Gottesdien­st und sagte: „Die Dudelsackm­usik hat Tradition beim Jakobspilg­ern. Wir werden auch unterwegs anhalten, um zu singen, zu beten und aufeinande­r zu achten.“Beim gemeinsame­n Pil- gern durch Homberg passierte genau das, was die Organisato­ren sich gewünscht hatten: angeregte Gespräche zwischen den Teilnehmer­n, gesunde Menschen halfen Rollstuhlf­ahrern die Anstiege hinauf – und ob man nun behindert war oder nicht, spielte überhaupt keine Rolle. Eine Gruppe von knapp hundert Leuten, von denen jeder etwas Interessan­tes zu erzählen hatte, spazierte durch die Sonne.

Joachim Klatt lebt im betreuten Wohnen in Langenfeld und sagte: „Es ist wirklich sehr schön. Die Gegend hier ist toll zum Spazieren.“Auch Lothar Augustin freute sich über den Tag. Er wohnt im Lebenshilf­e-Wohnheim in Heiligenha­us: „Es ist wirklich ein guter Tag. Wenn es das Pilgern nächstes Jahr noch einmal gibt, mache ich wieder mit.“Und dann erzählte er so ganz nebenbei, dass er schon einige Medaillen als Gewichtheb­er bei den Special Olympics gewonnen hat und mit seinen 58 Jahren immer noch fleißig trainiert. Auf Wettkämpfe geht er natürlich auch.

Nach der Hälfte der Strecke gab es Getränke und für alle eine Kleinigkei­t zu essen, danach gab es auf dem Rückweg noch einen kurzen Halt auf dem höchsten Punkt der Strecke. „Egal was passiert, das Leben geht immer weiter, es geht immer voran. Jeder Mensch hat Träume, die er im Leben erreichen will. Ge- nau darum geht es beim Pilgern“, sagte Ralf Gassen. Symbolisch für diese Träume ließen die Teilnehmer dann gemeinsam Seifenblas­en in den Himmel steigen, ein wirklich schöner Moment an diesem Samstagnac­hmittag.

Wieder in der Kirche St. Jacobus angekommen, gab es noch einen Abschlussg­ottesdiens­t und einen Pilgerstem­pel im Pilgerpass für jeden Teilnehmer. Danach ließen alle den Tag gemeinsam bei Kaffee, Kuchen und Suppe ausklingen.

Loi sagte: „ Eine runde Sache, die allen Spaß gemacht hat. Wir sind auf jeden Fall offen dafür, so einen Pilgertag ab jetzt jedes Jahr einmal zu veranstalt­en.“

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