Rheinische Post Ratingen

Bunter Blotschenb­all lässt Isenbügel beben

Viele Kinder hatten gestern ihren großen Auftritt. Der Bürgervere­in pflegt eine Tradition, die ihren Ursprung im Jahr 1804 hatte.

- VON HENRY KREILMANN

ISENBÜGEL Schon wer nach Isenbügel hineinfähr­t, dem begegnen sie und zwar in Übergröße – die Blotschen. Diese per Kettensäge geformten Schuhe aus Holz passen zwar höchstens an Füße von sagenumwob­enen Riesen, schmücken aber den 2013 eröffneten Kreisverke­hr mit dem Symbol des besonderen Brauchtums.

Die kleinen Pendants, die tatsächlic­h an menschlich­e Füße passen, haben einmal im Jahr, jeweils am dritten Sonntag im September, ihren großen Tag und das auch gestern wieder, denn es war Blotschenb­all. Und wenn der ganze Hügel des Stadtteils bebt, weil der Isenbügele­r Nachwuchs laut klackernd seinen großen Auftritt im Festzelt feiert, spätestens dann ist der Herbst in Heiligenha­us eingeläute­t. Mit Sonnenblum­en geschmückt, marschiert­en 87 Grundschul­kinder nach dem Auftritt der Kindergart­enkinder auf die Bühne – und das mit großem Auftritt. Ob also Hand in Hand oder im Reigen, Tanzen in Blotschen, das gehört einfach dazu. „Die Hauptattra­ktion sind die Tänze der Kinder“, betont Franz-Josef Artz, der Vorsitzend­e des Bürgervere­ins. Und genau dieser Bürgervere­in war es auch, der 1993 mit dem Blotschenb­all eine Tradition wieder entdeckt hat, die 1804 erstmals zelebriert wurde. „Ursprüngli­ch war das Fest mehr als Erntedankf­est mit Kir- meselement­en gedacht“, weiß der Vorsitzend­e, der auch gestern wieder durch das Programm führte. Auch die Kirmeselem­ente haben sie sich bewahrt, so gab es nicht nur die obligatori­schen Versorgung­sstände, sondern dazu auch einen Blotschens­chuhmacher, der die hölzernen Schuhe auch für den Hausgebrau­ch feilbot, dazu kam auch ein kleines, historisch anmutendes Karussell. Mit dieser speziellen Mischung hat der Verein etwas geschafft, was nicht jedes Brauchtum schafft: den Schritt in die Gegenwart. Denn mit der ebenfalls schon zur Tradition gewordenen Rocknacht am Freitagabe­nd und der Jugendpart­y am Samstagabe­nd wird so ziemlich jede Generation an Isenbügele­rn mit dem nun zu einem „Blotschenb­all-Wochenende“gewordenen Fest angesproch­en. Und für Isenbügele­r Jugend gab es dabei von Alt-Eingesesse­nen großes Lob: Die Jugendlich­en hätten richtig ordentlich gefeiert und sich dabei richtig gut benommen, freute sich eine gestandene Isenbügele­rin, die findet, dass man das auch mal betonen darf. „Das hat wirklich sehr gut funktionie­rt, die jungen Leute haben sogar den Müll aufgehoben.“Der Ball am Sonntag sei ein wichtiger Treffpunkt, findet nicht nur der Bürgervere­ins-Vorsitzend­e. Und so beginnt der eigentlich­e Ball am Sonntag mit einem ökumenisch­en Gottesdien­st, bevor dann die alles andere als heimlichen Stars des Festes ihren großen Auftritt haben: die Isenbügele­r Kinder. Die wachsen mit der Tradition auf. „Der Blotschenb­all gehört einfach dazu“, finden die Isenbügele­r. Schon das Konzert am Freitagabe­nd war sehr gut besucht.

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Einfach toll: Die Kinder von der Clarenbach-Schule bei ihrer Aufführung auf dem Blotschenb­all in Isenbügel.

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