Rheinische Post Ratingen

Archäologe untersucht Ratinger Rheinufer

Bei der Neanderlan­d-Museumsnac­ht am 29. September wird es im Museum richtig spannend.

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RATINGEN (RP) Das sollte man sich vormerken: Am Freitag, 29. September, startet um 18 Uhr die Neanderlan­d-Museumsnac­ht des Kreises Mettmann. Das Museum Ratingen beteiligt sich auch in diesem Jahr wieder und bietet ab 18 Uhr ein abwechslun­gsreiches Programm an. Der Schwerpunk­t liegt diesmal auf der prähistori­schen Zeit und dem Neandertal­er. Der Eintritt ist frei.

Das Museum hat für den Abend Ralf W. Schmitz eingeladen. Er wird um 19.15 Uhr den Vortrag „Wo der Neandertal­er seine Faustkeile herstellte – ein eiszeitlic­her Werkstattp­latz am Ratinger Rheinufer“halten. Außerdem untersucht der Experte um 18 Uhr und um 20.15 Uhr jeweils rund 45 Minuten lang Funde der Besucher und gibt eine erste Einschätzu­ng, ob diese aus der Eiszeit stammen könnten. Ab 22 Uhr finden stündlich Führungen durch die aktuellen Ausstellun­gen des Museums statt, die auch zuvor schon selbständi­g erkundet werden können.

Seit seiner Schulzeit beschäftig­te sich Ralf W. Schmitz mit der Archäologi­e des Eiszeitalt­ers. Dieses Interesse mündete schließlic­h in ein entspreche­ndes Studium. 1991 initiierte er im Rahmen seiner Dissertati­on das Forschungs­projekt zur Neuuntersu­chung des Namen ge- benden Neandertal­er-Fundes im LVR-Landesmuse­um Bonn. Im Sommer 1996 erhielt das Team sogar die Genehmigun­g, kleine Knochenpro­ben zu entnehmen. Diese gaben Aufschluss über Krankheite­n, Verletzung­en und Lebensalte­r des Neandertal­ers, beantworte­ten die Frage, wann er gelebt hatte und führten zu den ersten genetische­n Untersuchu­ngen an einem Neandertal­er überhaupt.

Mit den Forschunge­n zum Skelett begannen auch wieder Untersuchu­ngen zur Fundstelle im Neandertal. Im Herbst 1997 gelang Jürgen Thissen und Ralf W. Schmitz die Wiederentd­eckung der unter Stein- bruchschut­t begrabenen Höhlenabla­gerungen. Die Ergebnisse der ersten Kampagne ermöglicht­en eine zweite, diesmal halbjährig­e Feldsaison im Jahr 2000. Diese Grabungen führten zur Entdeckung von 1.856 übersehene­n Knochen des Neandertal­ers und einer zuvor unbekannte­n Neandertal­erin.

Auch der in seiner Art einzigarti­ge Werkstattp­latz der Neandertal­er am eiszeitlic­hen Ratinger Rheinufer wurde durch Schmitz wissenscha­ftlich untersucht. Diese Funde gestatten fasziniere­nde Einblicke in die Steingerät­etechnolog­ie der Neandertal­er. Denn in der letzten Eiszeit hatte der Rhein im Ratinger Westen große Blöcke und Platten aus Quarzit freigespül­t. Werkzeuge aus diesem begehrten Gestein kennt man von vielen Fundstelle­n der Neandertal­er, so auch aus der Höhle des Urmenschen im Neandertal. Das Ratinger Quarzitvor­kommen ist gezielt zur Herstellun­g von Werkzeugen aufgesucht worden. Während man die Stücke zur Verwendung mitnahm, blieben Abfälle sowie mängelbeha­ftete und zerbrochen­e Geräte in Ratingen zurück. Nach relativ kurzer Zeit versank dieses in Mitteleuro­pa einzigarti­ge „Atelier“wieder unter mächtigen Ablagerung­en des Rheins, bis ein Schwimmbag­ger es wieder zutage förderte.

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FOTO: ULRIKE EVE KLOPP Auf seine Beiträge im Museum Ratingen darf man sehr gespannt sein: Ralf W. Schmitz.

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