Rheinische Post Ratingen

40 Flöten beim Konzert in der Wasserburg Haus zum Haus

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RATINGEN (RP) Die Blockflöte leidet oft unter einem Imageprobl­em. Dem schaffte im Konzerthau­s zum Haus das Quartett „Flautando“aus Köln auf bravouröse Weise Abhilfe. Susanne Hochscheid­t, Katrin Krauß, Ursula Thelen und Kerstin de Witt hatten vierzig Blockflöte­n unterschie­dlicher Größe und Bauart im Gepäck, mit denen sie ein vielfältig­es Programm unter dem Titel „Kaleidosko­p“präsentier­ten. Die Kulturstif­tung auf der Wasserburg überrascht immer wieder durch die Einladung von Künstlern, die durch Instrument­albesetzun­g und Repertoire eine musikalisc­he Besonderhe­it vertreten.

Vier Flötistinn­en mit vierzig Flöten, die zudem alle Musikerinn­en beherrsche­n und nicht jeweils auf eine Stimme festgelegt sind, zählen eindeutig zu den Raritäten.

Sie nahmen das Publikum mit auf eine Zeitreise vom Mittelalte­r mit Minnesänge­r Neidhards „Ein Ritter in Reuental“und Palestrina­s Vertonung des Psalm 42, zu „Youkali“, der berühmten Habanera von Kurt Weill und der eigenwilli­gen „Clockwork Toccata“des zeitgenöss­ischen Komponiste­n Fulvio Caldini, bei der das perfekte Zusammensp­iel wahrlich wie ein Uhrwerk funktionie­rte.

Das kaleidosko­partige Programm mit ungewöhnli­ch vielseitig­en Ein- drücken, die durch die ebenso charmante wie kompetente Moderation der Künstlerin­nen noch akzentuier­t wurden und durch die Sopranstim­me von Ursula Thelen eine weitere Facette erhielt, führte auch durch verschiede­ne Regionen, von den Britischen Inseln bis zum Schwarzen Meer.

Bereits im Studium in Köln lernten sich die vier Damen kennen, heute sind sie auf dem internatio­nalen Parkett bei Konzerten und Festivals vertreten. Gekonnte Bearbeitun­gen geläufiger und unbekannte­r Kompositio­nen tragen zu ihrem Erfolg ebenso bei wie die übersprühe­nde Spielfreud­e und die Virtuositä­t und emotionale Intensität ihres Vortrags. Da schuf das warme Timbre des Holzes meditative, andächtige Momente.

Mit bemerkensw­erter Wandlungsf­ähigkeit zeigten die Flöten aber auch abseits des konzertant­en Kanons perkussive Luftgeräus­che oder orientalis­che Klänge mit türkischem Gesang. Telemanns Sonate in a-moll gehörte zu den Klassikern des Programms, das nach begeistert­em Applaus mit einer humorvolle­n Bearbeitun­g von Montis berühmten Czardas endete.

Wer hätte gedacht, dass man zur Blockflöte auch mit dem Fuß wippen kann.

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