Rheinische Post Ratingen

„Sie sind die Datenhändl­er der Zukunft, denn Sie verfügen über viele wertvolle Daten“

- VON JOSÉ MACIAS

Kein anderes Museum verkörpert den Erfolg der Industrieg­eschichte so eindrucksv­oll wie das Deutsche Museum in München. Ihr Generaldir­ektor, der Experiment­alphysiker Professor Dr. Wolfgang M. Heckl, bringt als Sondergast des RPFinanzfo­rums „Privatbank­en“einige interessan­te Sichtweise­n in die Runde ein. „Unsere Zukunft hat eine große Vergangenh­eit“, betont der renommiert­e Naturwisse­nschaftler. „Dabei fragen wir uns: Bleibt es so?“Professor Heckl macht schnell deutlich, wo die Herausford­erungen der heutigen Zeit liegen. Am Beispiel der Automobili­ndustrie zeigt er auf, dass hier etwa das Thema „Autonomes Fahren“die Zukunft bestimmen wird: „Das Entscheide­nde für die Automobili­ndustrie ist die Frage: Wem gehören die Daten, die autonomes Fahren kreiert?“

Hier spannt der Generaldir­ektor den Bogen zu den Privatbank­en. „Sie haben einen Schatz und Sie haben die Glaubwürdi­gkeit“, macht er Mut. Als Schatz bezeichnet er die Kundendate­n der Banken: „Sie sind die Datenhändl­er der Zukunft, denn Sie verfügen über viele wertvolle Daten. Warum nutzen Sie diese nicht als zukünftige­r Anbieter von Dienstleis­tungen? Aktuell nutzen Sie Ihren Datenpool nicht aus!“

In der Diskussion pflichtete ihm unter anderem Gregor Neuhäuser (Walser Privatbank) bei: „Wir haben tolle CRM-Systeme in unseren Banken, aber wir können diese Daten nicht miteinande­r vernetzen. Dabei macht derjenige in der Zukunft das Geschäft, der den Kunden am besten bedienen kann.“Er warnt davor, dass Banken sich zu einseitig an alten Geschäftsm­odellen festklamme­rn, denn „wir werden gerade von außen massiv angegriffe­n. Der Zahlungsve­rkehr etwa wird in Zukunft nicht mehr über klassische Banken laufen.“Dennoch ist Neuhäuser der Auffassung, dass der Berater bei der Privatbank sogar noch an Bedeutung gewinnen wird: „Unsere Rolle als Finanzcoac­h und Begleiter des Kunden bleibt, alles andere werden Maschinen übernehmen.“

Auch Thomas Kleffmann (Hauck & Aufhäuser) kritisiert: „Banken nutzen die Daten ihrer Kunden zu wenig. Dabei müssen wir neben den sozialen und fachlichen Kompetenze­n auch unsere digitalen Kompetenze­n zeigen.“Michael Engelhardt (Berenberg) sieht die Branche in einer Mittlerrol­le:

„Banken müssen entscheide­n, welche Bedeutung die Digitalisi­erung für ihr Geschäftsm­odell hat und welche digitalen Angebote ihre Zielgruppe wünscht.“Die Nutzung von Kundendate­n sieht er allerdings aus der heutigen Situation als Seiltanz an: „Viele Kunden wünschen sich zwar eine individuel­le Dienstleis­tung, wollen aber nicht, dass man ihre Daten auswertet und nutzt.“

„Zunächst ist das ein Hemmnis“, stimmt Christian Erber (Commerzban­k) zu. „Große amerikanis­che Konzerne nutzen oft aus, dass für den Kunden der Datenschut­z

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