Rheinische Post Ratingen

Deutsche US-Exporte schaffen Jobs in EU

Mehr als 250.000 Arbeitsplä­tze bei den EU-Nachbarn hängen laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft an den hohen deutschen Ausfuhren in die USA. Ein Handelskri­eg mit den Vereinigte­n Staaten würde auch sie treffen.

- VON BIRGIT MARSCHALL

BERLIN Die europäisch­en Nachbarsta­aten profitiere­n im hohen Maße von den starken deutschen Exporten in die USA. Nach einer noch unveröffen­tlichten Studie des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hängen in den EU-Partnerlän­dern insgesamt mehr als 253.000 Arbeitsplä­tze von den deutschen USExporten ab. „Dieser Wert ist seit dem Jahr 2000 um rund 16 Prozent gestiegen“, heißt es in der Studie, die unserer Redaktion vorliegt. „Allein die deutschen US-Exporte der Automobili­ndustrie sicherten über die Vorleistun­gsverflech­tung die Beschäftig­ung von knapp 110.000 Arbeitnehm­ern in anderen EU-Ländern“, so das Institut.

Der neue US-Präsident Donald Trump hatte vor und nach seinem Amtsantrit­t Anfang des Jahres das hohe US-Leistungsb­ilanzdefiz­it vor allem gegenüber Deutschlan­d angeprange­rt. Sein Ziel ist, das US-Defizit deutlich zu senken. Strafzölle insbesonde­re für deutsche Exportgüte­r sind nach wie vor nicht vom Tisch, obwohl Trump diese Drohung in den vergangene­n Wochen nicht mehr explizit ausgesproc­hen hat. Würde Trump seine Pläne noch verwirklic­hen, könnte dies nicht nur Deutschlan­d, sondern auch die EUNachbarn empfindlic­h treffen, wie die IW-Studie deutlich macht. Sie dürften daher ein hohes Eigeninter­esse daran haben, einen Handelskri­eg mit den USA zu verhindern.

Die Vereinigte­n Staaten sind Deutschlan­ds wichtigste­s Zielland beim Export. Mit 107 Milliarden Euro gingen 2016 knapp neun Prozent der deutschen Warenausfu­hr in die USA.

Deutschlan­d ist für viele EUNachbarn wiederum der wichtigste Handelspar­tner. So entfielen laut der jüngsten Handelssta­tistik rund 32 Prozent der tschechisc­hen Warenexpor­te auf Deutschlan­d. Ebenfalls sehr hohe Werte verzeichne­ten Österreich (30 Prozent), Ungarn (28 Prozent), Polen (27 Prozent) und die Niederland­e (24 Prozent). In der Slowakei und Rumänien betrug der Anteil jeweils 22 Prozent, wie aus der Studie hervorgeht.

Das Institut hat auch berechnet, wie wichtig die Exporte nach Deutschlan­d für die gesamte Wirtschaft­sleistung eines Landes sind. In der Tschechisc­hen Republik und Ungarn machen sie mehr als ein Fünftel der gesamten Wirtschaft­sleistung des Landes aus. In der Slowakisch­en Republik ist ein knappes Fünftel der Wirtschaft­sleistung allein auf die Exporte nach Deutschlan­d zurückzufü­hren, in den Niederland­en fast 16 Prozent.

Um zu berechnen, wie viele Arbeitsplä­tze bei den EU-Nachbarn von der Ausfuhr nach Deutschlan­d abhängen, hat das Institut auch die engen Vorleistun­gsverflech­tungen mitberücks­ichtigt, denn auch dazu liegt EU-Datenmater­ial vor. Vorleistun­gen sind Lieferunge­n von Teilen oder Dienstleis­tungen, um ein Endprodukt herzustell­en. Wegen der engen Verflechtu­ngen mit den anderen europäisch­en Staaten beziehen deutsche Hersteller Vorleistun­gen – Rohstoffe, Teile, Know-how – in immer größerem Umfang aus der Europäisch­en Union.

Im Jahr 2014 wurden der Studie zufolge in den EU-Partnerlän­dern insgesamt fast 40 Milliarden Euro an Produktion und knapp 14 Milliarden Euro an Wertschöpf­ung indi-

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