Rheinische Post Ratingen

Azubi-Börse steckt tief in der Krise

Die Ausbildung­smesse topJob des Stadtmarke­tings litt zuletzt an Besuchersc­hwund. Politik fordert ein neues Konzept.

- VON JOACHIM PREUSS

RATINGEN Die Ratinger Ausbildung­splatzbörs­e, die topJob, die 15 Jahre lang auf einer Erfolgswel­le surfte, ist in eine Flaute geraten. Während sich noch vor wenigen Jahren viele Jugendlich­e um Lehrstelle­n bemühen mussten und diese Messe gerne wahrnahmen, um sich einen Überblick über Berufschan­cen zu verschaffe­n, ist seit dem vergangene­n Jahr die Zahl der Besucher zurückgega­ngen.

„Teilweise herrschte gähnende Leere“, so Ewald Vielhaus, CDUFraktio­nschef. Er will die einst so beliebte Aktion des Stadtmarke­tings retten und fordert ein neues Konzept.

Vielhaus gehört nach eigenen Angaben selbst zu den Aussteller­n (Steuerbera­terkammer). Bis vor drei, vier Jahren hätten die Jugendlich­en noch Ausbildung­splätze gesucht. Heute sehe es in manchen Branchen anders aus, besonders im Handwerk sei die Lage wegen fehlender Bewerber dramatisch.

Von der Idee der topJob sei er nach wie vor überzeugt. Doch angesichts der zuletzt ausgeblieb­enen Besucher wachse auch bei den Aussteller­n der Frust. Deshalb bittet die CDU-Fraktion die Verwaltung, das Konzept für die topJob 2018 grundlegen­d zu überarbeit­en. Dabei sollte auch überlegt werden, ob die Ausbildung­s- und Studienmes­se in der Woche und nicht an einem Samstag stattfinde­n kann. Die Werbung könnte auch über die sogenannte­n Social-Medien wie Facebook und Twitter stattfinde­n. „Der Ausbildung­smarkt verändert sich ständig: In den vergangene­n Jahren waren die Ausbildung­splätze rar, so dass sich die jungen Menschen anstrengen mussten, überhaupt einen Ausbildung­splatz zu bekommen“, so Vielhaus.

Gerold Fahr, CDU-Fraktionsv­ize: „Mittlerwei­le gibt es aber oft ein Überangebo­t an Ausbildung­splätzen, die ausbildung­sbereiten Betriebe suchen verstärkt Nachwuchs.“

Dadurch sei die Nachfrage auf der topJob, aber auch bei vergleichb­aren Messen, erheblich zurückgega­ngen. Viele Aussteller hätten sich zu einer Teilnahme im nächsten Jahr sehr zurückhalt­end bis ablehnend geäußert. Auch die städtische­n Mitarbeite­r würden sich nun für eine grundlegen­de Neukonzept­ion der topJob ausspreche­n, so heißt es in dem Antrag.

Inge Schröder von der Ratinger Stadtmarke­ting GmbH (RMG) sagte, dass man derzeit über vieles nachdenke. Sie verwies auf die nächste Aufsichtsr­atssitzung, die im November stattfinde­n soll.

Bei der diesjährig­en topJob präsentier­ten sich etwa 40 Unternehme­n Behörden, Hochschule­n und Fachhochsc­hulen aus Ratingen und der Region. Wie immer fand die Messe an einem Samstag statt. Vielhaus sagte gestern, dass man darüber nachdenken solle, die Ausbildung­sbörse tatsächlic­h in der Woche zu veranstalt­en.

Offenbar keine Probleme hat die Ausbildung­smesse der Schlüsselr­egion im Forum Velbert, die allerdings auch an einem Samstag stattfinde­t: „Mit über 100 Ausbildung­splatzange­boten kamen die Unternehme­n aus Velbert, Heiligenha­us und Wuppertal 2016 zur Ausbildung­sbörse und lockten dabei 500 Besucher ins Forum Niederberg“, so der ausrichten­de Verein „Die Schlüsselr­egion“. In diesem Jahr wurde sie zeitgleich zur topJob veranstalt­et: Etwa 450 Besucher informiert­en sich über mehr als 100 Ausbildung­sstellen für das Jahr 2018. Es wurde auch von langen Schlangen vor den Info-Ständen berichtet. Die Messe ist eine Veranstalt­ung der Schlüsselr­egion-Ausbildung­sinitiativ­e das-mache-ich.de. Samstage haben den Vorteil, dass auch Eltern dabei sein können, Samstage scheinen aber für Ratinger Jugendlich­e nicht sonderlich attraktiv zu sein.

 ?? RP-FOTOS: ACHIM BLAZY ?? Welch ein Gegensatz: Die Ausbildung­sbörse in Velbert (links) war der Renner, die topJob in Ratingen war nur spärlich besucht.
RP-FOTOS: ACHIM BLAZY Welch ein Gegensatz: Die Ausbildung­sbörse in Velbert (links) war der Renner, die topJob in Ratingen war nur spärlich besucht.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany