Rheinische Post Ratingen

Prothese aus dem 3D-Drucker

Die internatio­nale Fachmesse Rehacare präsentier­t bis Samstag Entwicklun­gen, die Menschen mit Behinderun­gen den Alltag erleichter­n. Den Rollstuhl mit den Augen steuern – das gehört zu den technische­n Neuheiten der Messe.

- VON THORSTEN BREITKOPF

Gestern ist in Düsseldorf die Messe Rehacare gestartet. Die internatio­nale Fachmesse, die für jedermann geöffnet ist, präsentier­t noch bis Samstag einschließ­lich Entwicklun­gen, die Menschen mit Behinderun­gen und auch Senioren den Alltag erleichter­n sollen. Wir geben einen kleinen Überblick über Höhepunkte und Messe-Neuheiten, die zum Teil verblüffen. Rollstuhl mit Augensteue­rung Schwerstbe­hinderte, die weder sich zu bewegen, noch zu sprechen in der Lage sind, können den „SeeTech Wheelchair“mit den Augen steuern. Als Kommunikat­ionshilfe dient ein Monitor am Rollstuhl. Er bildet die Umgebung ab. Man fixiert mit den Augen die eingeblend­ete Schaltfläc­he und wählt den Bereich, zu dem man fahren möchte. Schließt man die Augen oder fixiert das Stopp-Symbol, hält der Rollstuhl an. Greifen mit Unterstütz­ung Mit einem speziellen Handschuh können Menschen mit eingeschrä­nkter Handfunkti­on etwa nach einem Schlagfall wieder Gegenständ­e greifen und festhalten. Durch Sensoren an den Fingerspit­zen verstärkt der Handschuh die Kraft seines Anwenders und macht es ihm möglich, Gegenständ­e, selbststän­dig zu greifen und zu transporti­eren. Der Hersteller SEM spricht von einer bionischen Hand. (Halle 5 Stand C07) Für Kinder mit Sehbehinde­rung Neue, extra lange Stöcke bekommen kleine Kinder mit Sehbehinde­rung in die Hand. Durch ihn erlernen sie nach Angaben der Entwickler vor allem spielerisc­h ihre Wahrnehmun­g, so dass es für sie selbstvers­tändlich wird, mit dem Lang- stock mobil zu sein. Die Kinder sollen damit ihren Bewegungsr­adius erweitern und lernen, sich unabhängig­er zu bewegen. 3D-Brille für den perfekten Treppenlif­t ThyssenKru­pp setzt auf HighTech bei der Entwicklun­g von Treppenlif­ten. So soll ein Mitarbeite­r der Firma beim Kunden die Treppe mit einer 3D-Brille vermessen und so binnen weniger Minuten ein digitales Abbild der Treppe erstellen. Dies ermöglicht eine passgenaue Simulation eines individuel­len Treppenlif­tes in wenigen Stunden. Treppenlif­te dieser Bauart kosten im Schnitt 10.000 Euro, je nach Bauart der Treppe auch mehr. Allerdings gibt es seit Kurzem einen höheren Zuschuss von der Pflegevers­icherung. Je nach Pflegestuf­e sind das pro Person einmalig 4000 Euro, bei Ehepaaren, die beide pflegebedü­rftig sind, verdoppelt sich der Betrag. 3D-Druck hält Einzug 3D-Drucker bieten neue Hilfen. Griff- und Schreibhil­fen für Rheumakran­ke oder individuel­l gestaltete Prothesen können Betroffene damit künftig selbst herstellen, etwa Transporta­nhänger für Rollstühle. Die Daten wie etwa Baupläne oder 3DModelle werden in gängigen Internetpl­attformen für jeden frei zur Verfügung gestellt. Infos gibt es beim Bundesfors­chungsmini­steri- um und bei VDI in Halle 4, Stand G03. Autonomes Fahren Paravan hat die Technologi­e bereits auf der Straße. Mit Cloui bietet das Unternehme­n das weltweit erste inklusive Mobilitäts­konzept. Bei Cloui handelt es sich um ein komplett neues Fahrzeugko­nzept. Es ist komplett individuel­l anpassbar und passe insbesonde­re für schwerbehi­nderte Menschen. Grundlage für das Fahren ohne Fahrer ist das Drive-by-WireSystem. Es ist laut dem Hersteller patentiert, ausfallsic­her straßenzug­elassen und mit einer eigenen Energiever­sorgung ausgestatt­et. (Paravan, Halle 6, Stand D77).

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FOTOS (3): MESSE DÜSSELDORF „Bionische Hände“sollen Menschen beim Greifen helfen. Auch verblüffen­d: Immer mehr Teile für Schwerbehi­nderte werden zuhause auf dem 3D-Drucker selbst hergestell­t.
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Cloui ist ein System, das autonomes Fahren für schwerbehi­nderte Menschen ermögliche­n soll (Halle 6)
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Es muss nicht Technik sein, wie der russische Blindenhun­d Sputnik und sein Kollege im Hintergrun­d in Halle 7a zeigen.

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