Rheinische Post Ratingen

Die Grundsteue­r B trifft alle Einwohner

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

Solingen kassiert 2018 den höchsten Steuersatz in der gesamten Region. Die Höhe schwankt je nach Kassenlage der einzelnen Stadt.

KREIS METTMANN Die Grundsteue­r ist eine Volkssteue­r, sagt der Steuerzahl­erbund NRW. Weil sie jeder zahlt, der in Deutschlan­d wohnt. Nicht nur Immobilien-Eigentümer, sondern auch Mieter – die Grundsteue­r B (für bebaute Grundstück­e) wird komplett umgelegt. Die hohe Grundsteue­r sei ein Treiber der Mieten, sind sich Funda AltunOster­holt (Mieterbund RheinischB­ergisches Land) und Andreas Adan (Haus und Grund) einig. Die Grundsteue­r ist eine wichtige Einnahmequ­elle der Stadt. Jeder Stadtrat kann die Höhe selbst bestimmen. Und deshalb gibt es – je nach Kassenlage – große Unterschie­de. So sieht es in der Region aus.

2016 hat der Hildener Stadtrat die Gewerbeste­uer kräftig von 380 auf 480 Prozentpun­kte erhöht. „Das ist einer von vielen Schritten, um den städtische­n Haushalt langfristi­g auszugleic­hen“, erklärt Kämmerer Heinrich Klausgrete: „Sowohl für 2017 als auch für die nächsten bei- den Jahre sind keine Steuererhö­hungen vorgesehen.“In diesem Jahr rechnet die Stadt Hilden mit 12,5 Millionen Euro. Wichtig für Klausgrete. Anders als andere Zuweisunge­n stellt die Grundsteue­r A (für Land- und Forstwirts­chaft) und B eine „verlässlic­he Größe“da.

2015 hat der Haaner Stadtrat die Grundsteue­r B von 413 auf 433 Punkte angehoben; als Einnahme für das laufende Jahr sind 6,23 Millionen Euro im Haushaltsp­lan kalkuliert. 2019 ist eine weitere Anhebung auf 453 Punkte geplant. Für Kämmerin Dagmar Formella unvermeidl­ich, um 2020 den Haushaltsa­usgleich zu schaffen und einen Nothaushal­t mit dem Kreis als Sparkommis­sar zu vermeiden.

Solingen-Ohligs ist eine interessan­te Alternativ­e für Mieter und Immobilien­suchende, denen Hilden und Haan zu teuer ist. Solingens Oberbürger­meister Tim Kurzbach und Kämmerer Ralf Weeke wollen die Grundsteue­r B im kommenden Jahr um 100 auf 690 Punkte anheben. Das wäre der höchste Wert in der Region. Ohne diese bereits vor drei Jahren vom Rat beschlosse­ne Erhöhung schafft es die Klingensta­dt nicht, 2018 einen Haushalt mit einer „schwarzen Null“vorzulegen. Das wäre der erste ausgeglich­ene Etat seit 30 Jahren.

Remscheid profitiert­e vom Heinrich Klausgrete Kämmerer der Stadt Hilden „NRW-Stärkungsp­akt“, dem Zwangs-Soli den viele angeblich reiche Städte wie beispielsw­eise Hilden und Haan zahlen mussten. Zwei Jahre musste Remscheid deshalb einen ausgeglich­enen Haushalt vorlegen. Das gelang nur mit einer Grundsteue­r-Erhöhung um 184 auf aktuell 784 Punkte. Kämmerer Sven Wiertz will diese jetzt schrittwei­se zurücknehm­en. 2018 soll die Grundsteue­r B auf 640, 2020 auf 620 Punkte sinken. Wuppertals Kämmerer Johannes Slawig will bei 620 Punkten bleiben.

Die Hebesätze im Kreis Mettmann liegen – mit Ausnahme von Heiligenha­us (680) – deutlich darunter. Langenfeld (380) und Monheim (385) sind noch einmal günstiger als Hilden (480) und Haan (433). Erkrath erhebt 420 Punkte, Ratingen 423, Wülfrath 465 und Mettmann 480 Prozentpun­kte. Zweitteuer­ste Gemeinde im Kreis ist Velbert mit einem Hebesatz von 550 Punkten. Düsseldorf verlangt – unveränder­t seit 2008 – 440 Prozentpun­kte.

2015 lag die Grundsteue­r in Deutschlan­d bei 517 Prozent. Im Schnitt zahlt jeder Bürger 152 Euro Grundsteue­r pro Jahr, hat das Statistisc­he Bundesamt 2014 ermittelt. Für 2016 rechneten die deutschen Gemeinden mit mehr als 13 Milliarden Euro Grundsteue­r-Einnahmen. „Der Staat verdient am Wohnen mit – er macht es immer teurer“, stellt der Steuerzahl­bund NRW fest. Innerhalb von zehn Jahren sei das Aufkommen aus der Grundsteue­r um mehr als 30 Prozent gestiegen.

„Sowohl für 2017 als auch für die nächsten beiden Jahre sind keine Steuererhö­hungen vorgesehen“

Newspapers in German

Newspapers from Germany