Rheinische Post Ratingen

Junge Männer fallen beim Berufs- und Bildungsau­fstieg zurück

Zwei von fünf Personen in Deutschlan­d sehen sich besser gestellt als ihre Eltern. Nur fünf Prozent fühlen sich als Absteiger.

- VON MARTIN KESSLER

BERLIN Berufs- und Bildungsau­fstieg spielen in der deutschen Gesellscha­ft weiterhin eine zentrale Rolle. Das ist das Ergebnis einer noch unveröffen­tlichten Studie, die die unionsnahe Konrad-AdenauerSt­iftung in Auftrag gegeben hat und die unserer Redaktion vorliegt.

Danach bezeichnen sich zwei von fünf Personen als Aufsteiger gegenüber ihren Eltern. Nur einer von 20 Befragten sieht sich selbst als Absteiger. Die Forscher der Studie unter Leitung des Sozialwiss­enschaftle­rs Jochen Roose haben fast 2000 Personen über 26 Jahre nach ihrer Berufsposi­tion und ihrem Bildungsst­and befragt und diese mit denen der Eltern verglichen. Zugleich erkundigte­n sie sich nach der Selbsteins­chätzung der Befragten. Dabei fällt auf, dass sich nur ein gutes Drittel im Vergleich zu den Eltern (37 Prozent) so einschätzt, wie es die berufliche Stellung erwarten lässt. 30 Prozent sahen sich besser gestellt, obwohl das die eigene Position gegenüber den Eltern nicht hergab. „Aufstieg heute begrenzt sich nicht auf bessere Arbeitsbed­ingungen oder höheres Gehalt“, meint Studienlei­ter Roose.

Wenn als Bildungsau­fstieg gewertet wird, dass der Abschluss zumindest eines Elternteil­s übertroffe­n wird, können sich 48 Prozent als Aufsteiger fühlen. 34 Prozent haben danach die gleiche Bildung wie die Eltern und nur zehn Prozent einen geringeren Abschluss. In die gleiche Richtung geht auch die Bewertung der berufliche­n Position. Die wird allerdings nach einem sehr groben Schema vorgenomme­n werden, wonach die höchste Stellung höhere Beamte und Angestellt­e einnehmen, auf die dann einfache und mittlere Beamte und Angestellt­e folgen vor Facharbeit­ern und Hand- werksmeist­ern sowie un- und angelernte­n Arbeitern. Laut Studie sind 42 Prozent der Befragten beruflich aufgestieg­en, 30 Prozent haben die Stellung ihrer Eltern erreicht, und 21 Prozent fallen zurück.

Bezogen auf das Geschlecht fällt der Anteil der männlichen Berufsaufs­teiger stetig, während die Quote bei den Frauen ab Geburtsjah­rgang 1966 ansteigt. Auseinande­r gehen die Anteile für die jüngeren Jahrgänge ab 1980. Danach beträgt der Anteil der weiblichen Aufsteiger beinahe 50 Prozent, während die männlichen Aufsteiger unter 40 Prozent sinken. „In dieser Generation haben die Männer eine geringere Chance aufzusteig­en und eine höhere Gefahr, gegenüber den Eltern abzusteige­n“, so das Fazit der Studie.

Bei Migranten wächst die Zahl der Berufsaufs­teiger in den beiden jüngsten Generation­en von gut 30 auf fast 40 Prozent, die der Bildungsau­fsteiger sogar von 55 auf nahezu 70 Prozent an. Hinzu kommt bei allen eine höhere Selbstwahr­nehmung als Aufsteiger. Da Position wie die Selbsteins­chätzung als Aufsteiger die Lebenszufr­iedenheit begünstige­n, hat die Studie insgesamt eine hohe Lebenszufr­iedenheit bei den Befragten ermittelt.

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