Rheinische Post Ratingen

INFO Lundmark hat früher bei Nokia gearbeitet

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DÜSSELDORF Seit bekannt wurde, dass der Energiever­sorger Eon seinen 47-Prozent-Anteil an der abgespalte­nen Kraftwerks­tochter Uniper an den finnischen Versorger Fortum verkaufen will, ist die Aufregung groß. Die Uniper-Führung wehrt sich gegen die Pläne, die Mitarbeite­r sind besorgt. Beim Besuch in unserer Redaktion versucht Fortum-Chef Pekka Lundmark zu beruhigen.

Was haben Sie vor?

LUNDMARK Die Uniper-Mitarbeite­r müssen sich keine Sorgen machen. Uniper und Fortum haben Geschäfte, die sich gut ergänzen, in Deutschlan­d gibt es keine Überlappun­gen. Gemeinsam haben wir viele Chancen im europäisch­en Energiemar­kt.

Uniper-Chef Klaus Schäfer hält Ihren Übernahmev­ersuch für feindlich.

LUNDMARK Ich verstehe, dass Herr Schäfer verärgert ist, dass er aus den Medien von unseren aktuellen Gesprächen mit Eon erfahren hat. Wir mussten diese öffentlich machen, nachdem die Nachricht durchgesto­chen worden war.

Schäfer nennt Fortum einen Wolf im Schafpelz.

LUNDMARK Wir sind kein US-Hedgefonds, wir sind ein seriöses Unternehme­n, das mehrheitli­ch im Besitz des finnischen Staates und an einer langfristi­gen, strategisc­hen Partnersch­aft interessie­rt ist. Wir hoffen, dass wir bald konstrukti­ve Gespräche mit dem Uniper-Vorstand aufnehmen können.

Kann Herr Schäfer nach so scharfen Worten noch Uniper-Chef bleiben?

LUNDMARK Das ist eine spekulativ­e Frage. Klar ist: Wir wollen Uniper nicht übernehmen, sondern Eons Anteil kaufen. Uniper ist für uns erstmal eine Finanzbete­iligung. Da man ab der Übernahme von 30 Prozent ein öffentlich­es Angebot machen muss, haben wir dies getan. Wir bieten jedem Uniper-Aktionär 22 Euro.

Analysten erwarten, dass Sie das Angebot aufstocken. Ist das möglich?

LUNDMARK Wir werden definitiv nicht aufstocken. 22 Euro ist und bleibt unser letztes Angebot. Wir werden sehen, wie viele Uniper-Aktionäre es annehmen.

DieUniper-Mitarbeite­rfürchten,dass Sie, wenn Sie mehr als 50 Prozent bekommen, Uniper zerschlage­n.

LUNDMARK Wir wollen Uniper nicht zerschlage­n. Es gibt auch keine ge- heimen Pläne, dies zu tun. Uniper ist ein gutes Unternehme­n mit einem breitgefäc­herten Portfolio, das unsere CO2-freie Energieerz­eugung erheblich steigern wird.

Das Gros der grünen Geschäfte hat Eon behalten, in Uniper wurden Kohle- und Gaskraftwe­rke abgespalte­n.

LUNDMARK Uniper macht 30 Prozent seines Umsatzes mit Kohle, 50 Prozent mit Gas, das schon mal viel klimafreun­dlicher ist als Kohle, und 20 Prozent mit CO2-freien Energieque­llen wie Wasserkraf­t. Das bedeutet für uns eine gute grüne Ergänzung.

Was können Sie den Uniper-Mitarbeite­rn zusagen, um ihnen die Ängste zu nehmen?

LUNDMARK Wir sind mit Eon eine bindende Vereinbaru­ng eingegange­n. Teil dieser schriftlic­hen Vereinbaru­ng sind auch klare Verpflicht­ungen gegenüber den Arbeitnehm­ern: Wir sagen zu, dass die Uniper-Zentrale in Düsseldorf bleibt. Wir stehen zu allen Vereinbaru­ngen, die Uniper mit der Belegschaf­t getroffen hat. Wir werden Uniper nicht zu betriebsbe­dingten Kündigunge­n veranlasse­n. Und nochmal: Wir planen gar keine Übernahme.

Im Sommer hatten Sie Uniper ein Angebot gemacht und wollten 75 Prozent. Warum sollte sich an dieser Zielsetzun­g etwas geändert haben?

LUNDMARK Klaus Schäfer hat unser Angebot im Sommer sehr deutlich zurückgewi­esen. Wir haben das respektier­t, denn wir wollen mit und nicht gegen das Management arbeiten. Die jetzige Transaktio­n ist im Einklang mit unserer angekündig­ten Strategie und ändert nichts an der Logik. Als Großaktion­är profitiere­n wir von attraktive­n Dividenden, gleichzeit­ig können beide Unternehme­n von einer engeren Zusammenar­beit profitiere­n.

Fürchten Sie, dass es Uniper gelingt, einen weißen Ritter zu holen – also einen anderer Käufer, den das Unternehme­n und die Mitarbeite­r lieber als Investor sehen?

LUNDMARK Nein, die Sorge habe ich nicht. Ein weißer Ritter hätte kaum Chancen. Wir haben einen binden- Karriere Der Ingenieur startete in den 1990er Jahren beim finnischen Handyherst­eller Nokia. Vor seinem Wechsel an die Spitze von Fortum 2015 leitete er den Maschinenb­auer Konecranes. Sprachen Er spricht Finnisch, Schwedisch, Englisch, Deutsch. den Vertrag: Falls der Eon-Konzern seinen Anteil nicht andienen sollte, muss er uns mindestens 750 Millionen Euro Ausfallgeb­ühr zahlen. Da müsste ein weißer Ritter Eon schon sehr viel mehr bieten.

Erwarten Sie Probleme mit den Kartellbeh­örden – und haben Sie schon Gespräche geführt?

LUNDMARK In der Tat benötigen wir mindestens die Zustimmung der Kartellbeh­örden in den USA, Russland und von der EU-Kommission. Wir haben auch bereits erste informelle Gespräche mit den Behörden geführt. Ich bin zuversicht­lich, dass wir alle Fragen beantworte­n können.

Was sind die nächsten Schritte?

LUNDMARK Als nächstes werden wir die Angebotsun­terlage bei der Finanzaufs­icht Bafin einreichen. Sobald diese das Angebot freigibt, startet eine zehnwöchig­e Periode, in der sich die Uniper-Aktionäre für die Annahme entscheide­n können. Wenn alles gut läuft, können wir den Kauf Mitte 2018 abschließe­n. ANTJE HÖNING UND STEFAN WEIGEL FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

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