Rheinische Post Ratingen

Chor Frohsinn macht seinem Namen alle Ehre

- VON DANNI FUNKE

Zum 150-jährigen Bestehen gab es ein großes Jubiläumsk­onzert in der KantAula – es war eine musikalisc­he Zeitreise.

HEILIGENHA­US Sie ist die Frage aller Fragen: Wann ist ein Mann ein Mann? Eine Antwort gibt es nicht, nur eins ist klar: Männer sind auf dieser Welt einfach unersetzli­ch. Zum Beispiel dann, wenn sie zum Männerense­mble des Frohsinnch­ores gehören und eben diesen Grönemeyer-Klassiker swingend und lässig in Buntfalte und beigen Sakkos bei ihrem Jubiläumsk­onzert inszeniere­n.

Das Publikum hat Spaß an der unkonventi­onellen Interpreta­tion, die Jüngeren klatschen euphorisch und pfeifen anerkennen­d, die Älteren klatschen. Als dann noch das Damenensem­ble – in Charlie Chaplinman­ier als Mann verkleidet mit Bart und Hut – auf die Bühne kommt und gesanglich über die Männerwelt mitphiloso­phiert, ist die Begeisteru­ng grenzenlos.

Nur einer zeigt sich dabei etwas verwirrt: Professor Ignazius Frohsinnig, der mit seiner Zeitmaschi­ne den Weg durch die musikalisc­hen Etappen programmie­rt hat. Mit zerzaustem Haar, verknitter­tem weißen Kittel und einer Brille, die er vor Nervosität ständig auf und absetzt, umrahmt er mit komischen Monologen das musikalisc­he Geschehen, das mit Bach beginnt und mit Adele im Jahre 2017 endet.

Am 12. 10.1967 ließen acht sangesfreu­dige Herren einen Männergesa­ngsverein, den „MGV Frohsinn Heiligenha­us 1867 e.V“, aufleben. Frauen hatten da nichts verloren und auch lange Zeit danach nicht, aber später, als im wahrsten Sinne Not am (singesfreu­digen) Mann war, da mussten die Damen herhalten und durften fortan, ab 2013, fröhlich mitträller­n.

Während der fiktiven Zeitreise geht es unter anderem zurück in das Jahr 1923, in die Ära des Swing und Jazz. „Hey big spender“, schnipsen die Chordamen im Glitzerloo­k, musikalisc­h hervorrage­nd begleitet durch die smart-elegante barjazzige Velberter Combo Foss Doll.

Dass die Frohsinnsä­nger ihrem Namen alle Ehre machen, zeigen kleine „Sketche“– so drängt einer der Männer, als laszive Frau verkleidet, immer wieder dazwischen, versucht, mit gespielter Weiblichke­it den Dirigenten aus der Reserve zu locken. „Herrlich unterhalts­am“, schwärmt eine ältere Besucherin und lacht, kleine Kinder verfolgen mit großen Augen und offenen Mündern das Geschehen oder tanzen und klatschen dazu.

Die Zeitreise geht weiter, düst in Richtung 50er Jahre, direkt in die Arme von Elvis oder Buddy Holly. Ein Instrument­almedley großer Rock’n’Roll-Hits beginnt mit „Jailhouser­ock“und einem grandiosen Saxophonsp­iel von Foss Doll-Mitglied Matthias Bartylla, da kann selbst der zerstreute Professor nicht an sich halten und legt eine mehr oder weniger flotte Nummer aufs Parkett.

Das Publikum wirkt ein wenig gespalten: Während die meisten Zuschauer ihre Begeisteru­ng zum Ausdruck bringen, wirken einige wenige Ältere durch das leicht verrückte Geschehen irritiert. Und es geht so weiter – im Hippielook mit Stirnband, Peacekettc­hen und mit Langhaarpe­rücken präsentier­en die fröhlichen Frohsinnsä­nger ein Beatlesmed­ley, die ersten Feuerzeuge im Publikum flammen bei „Hey Jude“auf. „Die sind echt der Knaller“, ruft eine junge Frau und liegt sich mit ihren Freunden gespielt theatralis­ch in den Armen. Es ist die schwierige Rockopernp­arodie in „Bohemian Rhapsody“von Queen, die einmal mehr zeigt, über welch großes gesanglich­es Können die Chormitgli­eder verfügen, über welch großes Stimmlagen­spektrum. Mit Adele endet ein unterhalts­amer musikalisc­her Abend mit der Hoffnung, dass es mindestens noch weitere 150 Jahre recht frohsinnig so weitergeht.

 ?? RP-FOTOS: ACHIM BLAZY ?? Der große Frohsinn-Chor entführte die Zuhörer in der Kant-Aula auf eine sehr abwechslun­gsreiche Zeitreise mit vielen musikalisc­hen Stilrichtu­ngen.
RP-FOTOS: ACHIM BLAZY Der große Frohsinn-Chor entführte die Zuhörer in der Kant-Aula auf eine sehr abwechslun­gsreiche Zeitreise mit vielen musikalisc­hen Stilrichtu­ngen.
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Ignazius Frohsinnig hatte mit seiner Zeitmaschi­ne den Weg durch die musikalisc­hen Etappen programmie­rt.

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