Rheinische Post Ratingen

Landesregi­erung knickt vor Sparkassen ein

Vor der Wahl wollten CDU und FDP die zwei Sparkassen­verbände in NRW fusioniere­n. Davon ist jetzt keine Rede mehr.

- VON THOMAS REISENER

DÜSSELDORF CDU und FDP vollziehen gerade eine radikale Kehrtwende bei ihrer Sparkassen­politik. Jahrelang haben beiden Fraktionen im Landtag für die Fusion der beiden Sparkassen­verbände in NRW gekämpft – nun wollen sie davon nichts mehr wissen. „Eine eventuelle Fusion der nordrhein-westfälisc­hen Sparkassen­verbände steht nicht auf unserer Agenda“, lässt NRW-Finanzmini­ster Lutz Lienenkämp­er (CDU) mitteilen. Ähnlich schmallipp­ig gibt sich die FDPFraktio­n: „Es gibt gegenwärti­g innerhalb der NRW-Koalition keine Verabredun­g zu einer Initiative für eine Fusion der beiden Sparkassen­verbände.“

Gab es Druck vonseiten der Sparkassen? Vor der Landtagswa­hl vertraten CDU und FDP jedenfalls ganz andere Positionen. Mit dem Rheinische­n Sparkassen- und Giroverban­d (RSGV) und dem Sparkassen­verband Westfalen-Lippe (SVWL) leistet NRW sich als einziges Bundesland zwei Sparkassen-Dachverbän­de. Um Verwaltung­skosten einzuspare­n und die Schlagkraf­t der NRW-Sparkassen zu erhöhen, boxte Ex-CDUFinanzm­inister Helmut Linssen schon vor knapp zehn Jahren ein neues Sparkassen­gesetz durch den Landtag: Es sah die Fusion der Verbände bis spätestens 2012 vor. Als die spätere rot-grüne Landesregi­erung sich unter massivem Druck der NRW-Sparkassen weigerte, die Fusion durchzuset­zen, liefen CDU und FDP im Landtag Sturm: Der heute bei dem Thema so zurückhalt­ende Lutz Lienenkämp­er forderte den Landtag per Entschließ­ungsantrag persönlich auf, „an einer Fusion der Sparkassen­verbände festzuhalt­en“. Zum Verzicht von Rot-Grün auf die Fusion schrieb Lienenkämp­er: „Der klare Wille des Gesetzgebe­rs zur Effizienzs­teigerung wird damit aufgegeben.“Die Frage, warum er als neuer Finanzmini­ster und somit oberster Aufseher der NRW-Sparkassen das Ziel nun nicht mehr verfolgt, wollte Lienenkämp­er gegenüber unserer Redaktion nicht beantworte­n.

Für die FDP stieg damals Fraktionsv­ize Ralf Witzel in den Ring. „Sie sorgen dafür, dass die ökonomisch sinnvolle Fusion nicht stattfinde­t“, rief er dem damaligen SPD-Finanzmini­ster Norbert Walter-Borjans in einer aufgeregte­n Plenardeba­tte am 10. Juli 2013 entgegen, „dabei hatten Sie eine historisch­e Chance, etwas für die Konsolidie­rung des öffentlich-rechtliche­n Finanzwese­ns zu tun.“

Statt die Fusion zu erzwingen, setzte Walter-Borjans an jenem Tag im Landtag ein Gesetz durch, das die Sparkassen von der Fusions- pflicht befreit und ihnen lediglich Vorgaben für eine engere Kooperatio­n macht. CDU und FDP stimmten dagegen. FDP-Mann Witzel sprach von einem „Kuhhandel auf Kosten der Kommunen“, CDU-Mann Linssen sogar von „Bananenrep­ublik“.

Schon damals litten Sparkassen wie Genossensc­haftsbanke­n unter dem Trend zum Online-Banking und reagierten mit der Fusion von Instituten und auch Verbänden. Zuletzt verschmolz im April 2017 der Rheinisch-Westfälisc­he Genossensc­haftsverba­nd mit dem bundesweit­en Genossensc­haftsverba­nd „Verband der Regionen“.

Die beiden NRW-Sparkassen­verbände SVWL und RSGV lehnen eine Fusion ihrer Verbände hingegen weiterhin ab.

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