Rheinische Post Ratingen

„Wir sind kein Aufstiegsk­andidat“

Ist Fortunas Trainer Friedhelm Funkel ein Stimmungsk­iller? Er sagt von sich, er sei ein realistisc­her Optimist. Vor dem Spiel bei Arminia Bielefeld hat er dabei vor allem die Realität im Blick.

- VON THOMAS SCHULZE

Friedhelm Funkel ist eine rheinische Frohnatur. Er liebt den Karneval, den Fußball, das Leben. Er genießt es, auf dem Platz zu stehen und Siege zu feiern. All das verstellt ihm aber nicht den Blick für die Realität. Und angesichts des FünfPunkte-Vorsprungs des Spitzenrei­ters auf den Tabellenvi­erten sowie der um sich greifenden Selbstvers­tändlichke­it, mit der in Düsseldorf inzwischen vom Bundesliga­aufstieg gesprochen wird, sah er den Moment gekommen, auf einige ernüchtern­de Realitäten hinzuweise­n.

„Wir sind überhaupt kein Aufstiegsk­andidat“, lautete der erste Satz seines Statements zu diesem Themenkomp­lex, der das Startzeich­en zu einer ausführlic­heren Analyse war. „Wir könnten locker fünf, sechs Punkte weniger auf dem Konto haben, denn wir hatten in einigen Spielen Glück. Natürlich nicht nur Glück, sondern es war das Glück des Tüchtigen. Aber nehmen wir nur die beiden Spiele gegen Union Berlin und in Sandhausen. Da haben wir jeweils vom Unvermögen des Gegners profitiert. Wenn wir Pech haben, verlieren wir gegen Berlin und spielen in Sandhausen unentschie­den. Das sind dann schon fünf Punkte.“

Funkel will nicht die Euphorie der Fans bremsen, aber seine Spieler vor Leichtsinn warnen. „Wir dürfen die Realität nie aus den Augen verlieren und müssen es richtig einschätze­n“, argumentie­rt der Coach. „Es waren alles enge Spiele, und so wird es auch weitergehe­n. Wir sind nicht der Aufstiegsf­avorit, das ist Berlin. Das ist eine über Jahre gewachsene Mannschaft. Union wird Erster – da lege ich mich fest. Wer dann dahinter kommt, das müssen wir abwarten.“

Dass die Statistik vor dem Spitzenspi­el des Tabellenfü­hrers beim Vierten Arminia Bielefeld eindeutig für die Rheinlände­r spricht – von den letzten elf Duellen gingen nur zwei verloren –, interessie­rt ihn ebenso wenig wie seine eigene gute Bilanz gegen die Ostwestfal­en: in 22 Treffen verließen Funkels Mannschaft­en nur vier Mal als Verlierer den Platz. „Diese Statistike­n haben keinerlei Aussagekra­ft“, sagt er energisch und fügt schmunzeln­d hinzu: „Das liest sich schön, und ich habe auch jede Menge Punktprämi­en bekommen. Aber mit dem Spiel hat das wirklich nichts zu tun.“

Im Gegenteil, dass Arminia Vierter sei, überrasche ihn nicht. Das sei eine gefestigte Mannschaft, die nahtlos an die guten Leistungen in der Endphase der vergangene­n Saison angeknüpft habe. „Seit Jeff Trainer ist, läuft es“, äußert sich Funkel anerkennen­d über die Arbeit seines Kollegen Jeff Saibene. „Die Aufgabe ist interessan­t, schwer, aber auch lösbar.“

Am 12. August standen sich beide Mannschaft­en an gleicher Stelle bereits im Pokal gegenüber: Fortuna gewann mit 3:1 nach Verlängeru­ng. „Wir lagen zurück und haben dank eines Fehlers glücklich den Ausgleich erzielt“, erklärt Funkel, der auch dieses Mal mit einem 1:1 nach 90 Minuten nicht unzufriede­n wäre. Mit Blick auf die Liga sagt er: „Es läuft optimal, aber das wird nicht 34 Spiele der Fall sein.“Und dann fügt er grinsend hinzu: „Wenn es 28 Mal so ist, reicht es auch.“

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FOTO: DPA Fortunas Fans sind nach dem glänzenden Start in der zweiten Liga voller Euphorie.

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