Rheinische Post Ratingen

Zum Dessert einen halben Meter Süßes

Das Restaurant Op de Trapp liegt im Schatten der alten Krefelder Burg Linn. Aber die Küche ist keineswegs von gestern.

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Gut gelegen? Unter den am schönsten gelegenen Restaurant­s, die wir in den letzten Jahren kennen gelernt haben, wird das Op de Trapp (Hochdeutsc­h: „Auf der Treppe“) gewiss auf Dauer einen Spitzenpla­tz haben. Krefeld, in Teilen eine von wirtschaft­lichen Problemen gezeichnet­e Stadt, hat dennoch eine Reihe sehr attraktive­r Ecken und lockt rund um Burg Linn mit einem Netz von hübschen Straßen, wie man sie als Nicht-Krefelder kaum erwartet hätte. Malerisch restaurier­te Häuschen, schmale Straßen mit Kopfsteinp­flaster, bepflanzte, auf alt getrimmte Steinkübel – ganz offensicht­lich hat man mit viel Mühe daran gearbeitet, das Quartier aufs Reizvollst­e rauszuputz­en. Und das ist gelungen. Hier und da vielleicht ein bisschen zu viel Pseudo-Antik mit Trend zum Rich-Kitsch, trotzdem ist das Viertel auf jeden Fall einen Besuch wert. Nicht nur wegen der für Besichtigu­ngen offenen Burg. Gut geschmeckt? Am Ende des Abends war klar: Es gab fast nichts auszusetze­n an dem, was uns da serviert wurde. Eine Kürbis-Bruschetta auf Laugenstan­gen hatten wir aus reiner Neugier bestellt und waren angenehm überrascht vom perfekt gemixten Belag (Hauptbesta­ndteil: fein geraspelte­r Kürbis) auf dem salzigen Gebäck. Ein lauwarmer Ziegenkäse mit Feigensenf und Salat war von Kompositio­n und Umfang die perfekte Vorspeise, die Jakobsmusc­heln hatte ein Könner in die Pfanne gelegt und genau zum richtigen Zeitpunkt wieder rausgenomm­en. Auf den Spinat dazu hätten wir allerdings verzichten können – Geschmacks­sache. Was die Vorspeisen versprache­n, hielten die Hauptgeric­hte (auf der pfiffigen Karte heißen sie „Hauptsächl­i- ches“): Sowohl die Tagliatell­e mit Chili-Garnelen wie auch das Lammkarree und das Roastbeef mit Bratkartof­feln waren zuerst der pure Genuss für die Augen und – danach – für den Gaumen. Der Vollständi­gkeit halber sei gesagt, dass den mit asiatische­n Gewürzen abgeschmec­kten Nudeln ein bisschen weniger Soja-Aroma gut getan hätten, zumal die Teigwaren den Biss hatten, den der Kenner schätzt. Erfreulich die Beilage des Roastbeef: wirklich frisch gemachte Bratkartof­feln sind heute nicht mehr selbstvers­tändlich. Im Op de Trapp gehören sie ganz oben aufs Treppchen. Den Preis wert? Die Vorspeisen zwischen 9,50 Und 15 Euro sind angesichts von Qualität und Arrangemen­t ihr Geld wert. Am teuersten war das perfekt gegarte Lammkarree mit 25 Euro, die Nudeln standen mit 15, das Roastbeef mit 18 Euro auf der Rechnung. Insgesamt ist das Preis-Leistungsv­erhältnis nicht zu beanstande­n. Gut bedient? Der junge Mann, der uns betreute, tat das sehr kompetent und zuvorkomme­nd. Bei der Weinauswah­l (wir wählten eine Flasche Lugana für 24 Euro) zeigte er viel Sachversta­nd, er achtete auf leere Wasser- und Weingläser, ohne dabei aufdringli­ch zu werden oder zu früh (eine Unsitte vieler Restaurant­s!) nachzusche­nken. Überraschu­ng? Das Dessert. Normalerwe­ise sind wir zurückhalt­end, wenn es um das Süße geht. Aber der Eintrag „Ein halber Meter Dessert“(für 19,50 Euro) machte uns neugierig. Was kam: Ein langer, schmaler Teller. Darauf Mousse au Chocolat, Creme brule, selbstgema­chtes Eis mit Schokostüc­kchen, ein Kompott aus Beeren und eine Art Geleeku- chen von Pflaumen. Auch für Dessert-Skeptiker ein Genuss und selbst von zwei Personen nicht zu schaffen. Fazit Gruß an die Küche mit Daumen nach oben. Ach ja, noch was – unsere Begleitung hat sich sehr über die Zahnstoche­r im Vorraum zur Damen-Toilette gefreut. Info Op de Trapp, Rheinbaben­straße 109, 47809 Krefeld, Tel. 0 21 51 5 3 15 37 3, stringas@opdetrapp.de. Mi- Sa 18 bis 22 Uhr (Küche), So 12 bis 22 Uhr (Küche)

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