Rheinische Post Ratingen

Heiligenha­user Autor füllt Hörsäle

Peter Wensierski schildert in seinem neuen Buch die letzten Monate der DDR, wie sie junge Leute in Leipzig erlebten.

- VON HENRY KREILMANN

HEILIGENHA­US „Freiheit ist ein labiles Gut“, sagt „Spiegel“-Journalist Peter Wensierski. Der gebürtige Heiligenha­user hat das letzte Jahrzehnt der DDR hautnah erlebt und als junger Reporter damals eine Gruppe junger Leipziger begleitet, die den Mut zur Revolution hatten – und Freiheit gewannen. Ihr Antrieb: „Wut im Bauch und Wut auf das Leben, das die DDR ihnen aufbürdete.“

Die Gruppe von 17- bis 25-jährigen Frauen und Männern, die für freie Meinung und freie Lebensgest­altung auf die Straße gingen und dabei zielgenau die immer deutlicher werdenden Schwächen im maroden DDR-System nutzten, gehört zur Vorgeschic­hte der Wiedervere­inigung: Ihre Geschichte erzählt Wensierski auf 500 Seiten in seinem jüngsten Buch „Die unheimlich­e Leichtigke­it der Revolution. Wie eine Gruppe junger Leipziger die Rebellion in der DDR wagte“.

Am Mittwochab­end las der WahlBerlin­er auf Einladung des Stadtmarke­tings und der Stadtverwa­ltung im Campus-Hörsaal, der vollbesetz­t war. „Das ist auch einmal eine Möglichkei­t, auf den Campus hineinzusc­hnuppern“, sagte eine Zuschaueri­n. Sowohl Weggefährt­en, wie ehemalige Nachbarn der Gerhard-Hauptmann-Straße, wo er geboren und aufgewachs­en ist, aber auch Menschen, die ihn noch gar nicht kannten, saßen da und ließen sich von seinen Erzählunge­n über eine Zeit in den Bann schlagen, die nicht einmal 30 Jahre her ist. Und dabei liest und erzählt Wensierski so lebendig wie er schreibt, das Publikum im Hörsaal litt und lachte mit. Untermalt wurde der Abend mit Telefonmit­schnitten und mit Fotos und Videos, von Kameras, die WestJourna­listen wie er in den Osten geschmugge­lt hatten, und darauf wurde der Zustand Leipzigs in den letzten Jahren der DDR deutlich, verfallene Häuser und eine immense Umweltvers­chmutzung waren zu sehen, vor allem aber: Die Menschen, die dort lebten und die Jugendlich­en, die ihre Zukunft selbst in die Hand nahmen. Es war eine Zeitrei- se, auf die er die Zuschauer mitnahm, und auf eine Zeitreise war er bereits zur Mittagszei­t selbst gegangen: „Ich habe die Sprengung des Hitzblecks-Schornstei­n heute miterlebt, Familienmi­tglieder und ich selbst haben hier gearbeitet.“

Auch der Hochschulb­au, in dem er lesen durfte, freute ihn. Damals sei noch nicht so viel los gewesen in Heiligenha­us, nicht mal ein Gymna-

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RP-FOTO: A. BLAZY Für Peter Wensierski war das Wiedersehe­n in seiner Heimatstad­t zugleich eine Premiere: Erstmals las er in einem CampusHörs­aal vor.

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