Rheinische Post Ratingen

Auf der Suche nach Freitag, dem Dreizehnte­n

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Wie gehen Hotels, Kranken- und Rathäuser mit der Zahl 13 um? Die RP hat nachgefrag­t.

KREIS METTMANN (cis/köh/kle/mei) 28 Prozent aller Deutschen halten Freitag, den 13., für einen Pechtag, der sich auf ihr Leben auswirkt. Das will das Institut für Demoskopie Allensbach herausgefu­nden haben – allerdings schon 2005. Statistisc­h nachweisen lässt sich das allerdings nicht. Im Hotel am Stadtpark in Hilden gibt es jedenfalls ein Zimmer (1)13, berichtet Silke Busche: „Ich arbeite schon viele Jahre hier und hatte noch nie einen Gast, der es wegen der Zimmernumm­er abgelehnt hat.“Das bestätigt auch Moritz Grebe vom Hotel Savoy aus Haan. „Für mich persönlich ist 13eine Glückszahl – da habe ich nämlich Geburtstag.“

Im Monheimer Hotel Vater Rhein haben alle 21 Zimmer dreistelli­ge Nummern. „Das habe ich von meinem Vorgänger übernommen“, sagt Hotelier Jan Lohrum. So seien mögliche Diskussion­en mit abergläubi­schen Gästen hinfällig. „Aber in unserem Restaurant haben wir einen Tisch mit der Nummer 13.“Was sagen die, die dort platziert werden? „Weil wir keine Täfelchen aufstellen, merken die Gäste das erst, wenn sie die Rechnung bekommen“, antwortet Lohrum mit einem Augenzwink­ern. „Da gibt es dann schon mal den einen oder anderen Spruch.“

Krankenhäu­ser sind auch so etwas wie Hotels – für Patienten. Auch im Hildener St.-Josefs-Krankenhau­s gibt es ein Zimmer (1)13, weiß Cerstin Tschirner, Sprecherin der katholisch­en Kplus-Gruppe: „Es gibt aber schon Patienten, die nicht an einem Freitag, den 13., operiert werden wollen. Bei planbaren Eingriffen nehmen wir darauf Rücksicht, wenn das medizinisc­h vertretbar ist. Einer unserer Chefärzte hat mal so schön gesagt: Wir sind gläubig, aber nicht abergläubi­g.“

Woher kommt die Angst vor Freitag 13., für die es sogar einen medizinisc­hen Fachbegrif­f „Paraskaved­ekatriapho­bia“gibt? In der Zahlensymb­olik gilt 12 als eine harmo- nische Zahl: Tag und Nacht haben jeweils zwölf Stunden, das Jahr hat zwölf Monate. In der Bibel ist von den zwölf Stämmen Israels die Rede. Jesus hatte zwölf Apostel. Die 13 überschrei­tet das geschlosse­ne Zwölfersys­tem und ist als Primzahl nur durch eins und sich selbst ohne Rest teilbar. Das verleiht ihr eine besondere Bedeutung. Im Volksmund hieß die 13 lange „Dutzend des Teufels“. Nach dem Neuen Testament wurde Jesus Christus an einem Frei- tag gekreuzigt, Daran wird an „Karfreitag“erinnert.

Viele große Geister waren zahlengläu­big. Richard Wagner beispielsw­eise glaubte an die 13, weiß der bekannte Germanist Heinz Rölleke, der an der Bergischen Universitä­t Wuppertal lehrte. Wagner nahm die Anzahl der Buchstaben seines Namens – 13 – und sein Geburtsjah­r (1813), um sein Leben danach auszuricht­en. Er schrieb seine Werke immer am 13. eines Monats, führte sie an diesen Tagen auf und eröffnete die ersten Bayreuther Festspiele an einem 13. (August 1876). Wagner schrieb 13 Opern. Und – „für alle Zweifler“, so Rölleke – er starb auch an einem 13.

Wer aus dem Heiligenha­user Rathaus herauskomm­t, ist zahlentech­nisch immer klüger. Das liegt aber vorrangig an den digitalen Zahlenkolo­nnen, die rechts im Eingangsbe­reich des Neubaus aufleuchte­n. Sie dokumentie­ren fortlaufen­d die CO2-Erspsarnis durch Solartherm­ie im Haus. Dagegen nimmt sich die Telefonanl­age vergleichs­weise vorsintflu­tlich aus. Sie ist aber zuverlässi­g seit ewigen Zeiten über die Zentrale „13-0“zu erreichen. Und zwar, ohne dass irgendein Anrufer bisher abergläubi­schen Anstoß daran genommen hätte. Sagt die oberste Ordnungshü­terin, Fachbereic­hsleiterin Kerstin Plambeck. Sie selbst hat „mit Aberglaube­n gar nichts am Hut, ich bleibe realistisc­h“. Aber da sie auch Standesbea­mtin ist, kennt sie andere Perspektiv­en. Zum Beispiel zwei Denkschule­n von Heiratswil­ligen: „Die einen möchten keinesfall­s an einem 13. getraut werden, andere wünschen sich genau diesen Termin.“Über die statistisc­he Verteilung dieser zwei Gruppen führt man im Rathaus aber nicht Buch.

Im Langenfeld­er Rathaus hat in Zimmer 13 Suyin Scheid-Hennig ihren Arbeitspla­tz. „Ich bin eigentlich nicht sonderlich abergläubi­sch“, sagt die Mitarbeite­rin der Volkshochs­chule, „aber natürlich fällt einem die 13 als Raumnummer – anders als die 12 oder die 14 – auf.“In einer modernen Verwaltung „und dann noch bei der Volkshochs­chule, die sich Wissen und Bildung auf die Fahnen geschriebe­n hat“, stelle mit Menschenve­rstand die Zimmernumm­er 13 kein Problem dar. Als Scheid-Hennig das Büro bezog, habe sie beruflich zugleich neue und interessan­te Aufgaben übernommen. Der Raum hatte somit von vorne herein für sie eine gute Atmosphäre, deutlich angenehmer als ihr vorheriges Büro mit der Nummer 9. „Ich habe mich gleich wohl gefühlt. Wenn ich allerdings“, fügt sie lächelnd hinzu, „beim Bezug des Büros unter einer Leiter hätte hindurchkl­ettern müssen und dann noch zeitgleich eine schwarze Katze von links vorbeigefl­itzt sowie ein Spiegel von der Wand gefallen wäre, würde ich das möglicherw­eise anders sehen. Man weiß ja nie...“

Freitag, der 13., ist für die evangelisc­he Kirche in Ratingen-Lintorf ein ganz besonderer Tag: Sie blickt heute anlässlich eines Festes auf das 150-jährige Bestehen zurück. Pläne für die Kirche Lintorf gehen auf das Jahr 1862 zurück. Fünf Jahre später – vor 150 Jahren – war der Bau fertig. Bei einer Gemeindeve­rsammlung am 22. April 1862 sagten 37 Personen aus der Gemeinde verbindlic­h zu, den Bau einer Kirche finanziell zu unterstütz­en. Die Höhe der Zusicherun­gen lag bei umgerechne­t rund 2000 Euro pro Familie. Darüber hinaus wurden Kollekten gesammelt. Trotzdem konnte die Gemeinde kaum mehr als fünf Prozent der Baukosten aufbringen. Dass die Kirche dennoch gebaut wurde, lag daran, dass Gemeinden aus dem ganzen Rheinland, ja aus ganz Europa, Geldsummen für den Kirchenbau spendeten. Auf diese Ereignisse will man am heutigen Freitag zurückblic­ken – sozusagen ein Tag der Freude und der Erinnerung.

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FOTO: JENS BÜTTNER Sachen gibt‘s: In Lufthansa-Fliegern gibt es keine Sitzreihe 13 und 17, weil letztere in Italien als Unglücksza­hl gilt, bestätigte ein Sprecher der Fluggesell­schaft der RP. Es gibt aber die Flugnummer LH 013 (Hamburg-Frankfurt).

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