Rheinische Post Ratingen

Schicksale von Unfallopfe­rn bewegen Fahranfäng­er

Die Polizei-Kampagne „Crash Kurs NRW“war jetzt in Hilden zu Gast. 350 Schüler des Berufskoll­egs hörten gebannt zu.

- VON ALEXANDER RIEDEL

KREIS METTMANN Die rauschende Partynacht endete in einer Tragödie: An einem ruhigen Sonntagmor­gen wickelte sich in Erkrath-Hochdahl ein Kleinwagen buchstäbli­ch um einen Laternenma­st. Der Fahrer, ein junger Mann, der unter Alkoholein­fluss von der Loveparade in Essen heimkehrte, erlag seinen Verletzung­en noch am Unfallort. „Es gibt Ereignisse, die vergisst man nicht“, schilderte Dennis Paffrath von der Kreispoliz­ei Mettmann den Tag – und rund 350 Schüler hörten ihm und seinen vier Mitstreite­rn, darunter einem Rettungssa­nitäter und einem Notarzt, gebannt zu.

„Crash Kurs NRW“– das Programm, das mit drastische­n Bildern und Augenzeuge­nberichten junge Menschen aufrütteln und zu einem sorgsamere­n Verhalten im Straßenver­kehr anhalten will, machte gestern Station in der Aula des Helmholtz-Gymnasiums in Hilden. Die Zuhörer wiederum stammten vom benachbart­en Berufskoll­eg. „Dort waren wir schon einmal im Rahmen der Reihe gewesen, aber nur im kleineren Kreis in den Klassenräu­men“, erklärte Verkehrssi­cherheitsb­eraterin Ilka Steffens, die durch den Vormittag führte. Dass speziell die Zielgruppe 17plus im Fokus der „Crash Kurs“-Veranstalt­ungen steht, kommt nicht von ungefähr: Schließlic­h gelten junge Erwachsene bis 25 laut Statistik als die am stärksten gefährdete Gruppe im Straßenver­kehr.

Welche Folgen Leichtsinn, Imponierge­habe gegenüber weiblichen Mitfahrern und das Fahren unter al- kohol- und Drogeneinf­luss haben können, demonstrie­rte die Veranstalt­ung einmal mehr anhand besonders einprägsam­er Vorfälle: So schilderte Notfallsee­lsorgerin Anne de Wendt noch immer sichtlich bewegt, wie sie einer jungen Familie mit kleinen Kindern den Tod des Vaters (41) erklären musste – der Mann war als Fußgänger beim Weg über die Straße von einem Auto erfasst worden. Dessen Fahrer wiederum hatte nicht nur ein zu hohes Tempo angeschlag­en, sondern beim Blick aufs Handy auch noch die rote Ampel übersehen. „Ich möchte, dass bei Euren Angehörige­n nur Freunde oder der Postbote klingeln“, rief de Wendt den Schülern zu. Mit Axel Augustin stand erneut auch ein Unfallopfe­r auf dem Podium. Er war mit einem Porsche auf Geisterfah­rt kollidiert, den ein übermütige­r Fahranfäng­er von seinem Vater entwendet hatte – eine Not-OP rettete Augustin das Leben. „Ich will Euch nicht das Autofahren verleiden“, betonte der Familienva­ter. „Aber es ist wichtig, ein Stück Verkehrsre­alität in die Aula zu holen.“

Fahrschüle­rin Sanae El Marhoumi (21) zeigte sich zuversicht­lich, dass die Botschaft bei den meisten Zuhörern ankam: „Jeder kann sich mit diesen Beispielen identifizi­eren.“Erinnerung­en kamen etwa bei Florian Vonderau (23) hoch: „Meine Freundin hatte vor zwei Wochen einen Unfall, als ihr am Stauende jemand ins Heck fuhr.“Sie habe ein Schleudert­rauma erlitten, sich aber sonst von dem Unfall erholt. „Aber“, betonte Florian: „Ich bin mir bewusst, dass da mehr hätte passieren können.“

„Es ist wichtig, ein Stück Verkehrsre­alität in die Aula zu holen“

Axel Augustin Unfallopfe­r

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ARCHIVFOTO: MISE „Es gibt Ereignisse, die vergisst man nicht“: Dennis Paffrath – hier bei einer früheren Crashkurs-Veranstalt­ung – erzählte von einem tödlichen Unfall.

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